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Geflohene Serbin Ejupovic: Der Krieg ist vorbei, das Leid bleibt

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

Bad Soden - DIe Serbin Zumreta Ejupovic aus Bad Soden (Main-Kinzig-Kreis) floh einst vor dem Bosnienkrieg. Doch die Ereignisse lassen sie bis heute nicht los.

Wenn Zumreta Ejupovic (46) aus Bad Soden über den Bosnienkrieg spricht, fährt sie sich mit der Hand über die Augen, als könnte sie so die Vergangenheit vertreiben. „Ich kann nur mit Tabletten schlafen", sagt die Muslimin, deren Heimat einst im serbischen Nowi Pazar lag. Als der Krieg beginnt, ist Ejupovic Mitte 20. Sie arbeitet als Schneiderin. Mit ihrem Ehemann, einem Maschinenschlosser, hat sie drei Söhne im Alter von zehn, neun und fünf Jahren. Das Haus, in dem die Familie lebt, haben sich die Eheleute hart erarbeitet. „Obwohl der Krieg in Bosnien war, wollte man uns vertreiben, deshalb wurde unser Haus niedergebrannt", sagt Ejupovic. Die Frau erzählt, wie Polizisten auf der Suche nach ihrem Mann das Haus stürmen, nach Waffen und Bomben suchen, die Kinder schlagen. Nach dem Anschlag auf das Haus flüchtet die Familie nach Deutschland. „Als der Krieg vorbei war, wurden mein Mann und unsere Söhne ausgewiesen. Ohne Krieg gibt es kein Asyl", sagt die 46-Jährige. Sie selbst darf mit ihrem Neugeborenen wegen ihres Kriegstraumas in Deutschland bleiben. Seitdem ist die Familie entzweit.

Ihr Mann und die inzwischen erwachsenen Söhne haben in Serbien ein neues Haus gebaut und sich wieder eingelebt. Auch Ejupovic hat es versucht, doch in Serbien konnte sie nicht mehr leben. Deshalb sei sie mit dem Jüngsten in Deutschland geblieben. Ein- oder zweimal im Jahr besuche sie Mann, Söhne, die zwei Schwiegertöchter und das erste Enkelkind. Erneuter Schicksalsschlag für die Familie In Bad Soden hat Ejupovic als Kundin der Tafel Pfarrer i. R. Martin Bischoff kennengelernt. Ein weiterer Schicksalsschlag habe die Ejupovics im November ereilt, berichtet Bischoff. Da sei das Untergeschoss des neuen Hauses vermutlich ausgebrannt. Ehemann und zwei Söhne, einer mit Frau und Kind, müssen jetzt im Obergeschoss auf wenigen Quadratmetern hausen. Die Einrichtung muss neu gekauft werden.

Ejupovics Mann hat keine Arbeit, die Söhne verdienen im Monat nur 150 Euro. „Das reicht gerade fürs Essen", sagt Ejupovic. Sie selbst lebe von Hartz IV. Was sie sparen kann, schickt sie der Familie. Doch dies sei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Deshalb bittet Bischoff: „Wer der Familie Ejupovic etwas Gutes tun will, kann sich im Pfarrbüro unter (06056) 2413 melden." / lq

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