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Anklage wegen Mordes: 28-Jähriger soll Freund mit 55 Messerstichen in Gelnhausen getötet haben

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Im September 2022 wurde ein Mann auf einem Schotterweg in Gelnhausen ermordet. Nun steht der mutmaßliche Mörder vor Gericht.
Im September 2022 wurde ein Mann auf einem Schotterweg in Gelnhausen ermordet. Nun steht der mutmaßliche Mörder vor Gericht. © Marc Webersinn

Er soll seinen Freund aus Habgier und zur Vertuschung einer anderen Straftat getötet haben: Wegen Mordes in Tateinheit mit Raub steht seit Donnerstag (25. Mai) ein 28-jähriger Syrer in Hanau vor Gericht. Am ersten Verhandlungstag wollte er sich zu den Vorwürfen nicht äußern.

Gelnhausen - Was genau in jener Nacht des 16. September 2022 auf einem Schotterweg in Gelnhausen im Main-Kinzig-Kreis geschehen ist und aus welchen Gründen, das lässt sich derzeit nur aufgrund von Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei vermuten.

Gelnhausen: Anklage wegen Mordes - Mann soll Freund erstochen haben

Tatsache ist: Der Freund des Syrers, der ebenso wie er 2015 nach Deutschland eingereist war und mittlerweile eine Aufenthaltserlaubnis besaß, war nach dieser Nacht tot. Mehrere Stiche ins Herz waren wohl die Todesursache; nach der von Staatsanwältin Lisa Pohlmann verlesenen Anklageschrift soll der Täter siebenmal mit einem metallenen Kuhfuß (einem Werkzeug zum Herausziehen von Metallnägeln) auf ihn eingeschlagen und 55-mal mit einem Messer auf ihn eingestochen haben.

Als Grund für die Tat vermutet die Staatsanwaltschaft Habgier. Der 28-Jährige sei Ende Juli 2022 in finanzielle Probleme geraten. Zudem habe er für seine Familie in der syrischen Heimat finanziell in der Verantwortung gestanden, sollte unter anderem für die Schleusung von Familienangehörigen nach Deutschland bezahlen.

Deswegen habe er seinen Freund, den er seit sieben Jahren kannte, dazu aufgefordert, ihm Schulden in unbekannter Höhe zurückzuzahlen. Dieser Aufforderung sei der andere Syrer jedoch nicht gefolgt. Weil er stattdessen seinen „verschwenderischen und luxuriösen Lebensstil“ fortsetzte, habe sich der Angeklagte provoziert gefühlt und beschlossen, seinen Freund zu töten.

Habgier als Motiv? Anklage: Mord in Tateinheit mit Raub

Am Abend des 16. September habe er vorgegeben, mit seinem Opfer in eine Diskothek fahren zu wollen. In dessen Wohnung traf er noch zwei weitere Männer an, die sich, als Täter und Opfer mit dem Auto des Angeklagten aufbrachen, nach Erlensee begaben. Der Syrer sei mit seinem Freund nicht wie besprochen Richtung Diskothek gefahren, sondern auf einen Gelnhäuser Schotterweg.

Nahe der Linsengerichter Gemarkungsgrenze habe er angehalten und seinen arg- und wehrlosen Freund wie beschrieben getötet. Danach habe er Geldbörse, Smartphone und Schlüssel des Toten an sich genommen, sei zu dessen Wohnung gefahren und habe dort Kokain im Wert von 7000 Euro mitgenommen.

Im Anschluss habe er sich mit Hilfe eines Bekannten Benzin besorgt – vorgeblich für seinen Rasenmäher – und sei zum Tatort zurückgekehrt. Dort habe er die Leiche mit Benzin übergossen und angezündet und im Anschluss mit Laub bedeckt, das nicht vom Tatort stammte. Die Verhandlung wird am 15. Juni um 13.30 Uhr fortgesetzt. (tmb)

Die Verurteilung einer 56 Jahre alten Frau wegen Mordversuchs und schwerer Brandstiftung zu acht Jahren Haft war rechtskräftig. Die Verurteilte hatte nachts ein Hofgut bei Gelnhausen angezündet.

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