„Ein weiterer Puffer in der Not“: Main-Kinzig-Kreis eröffnet Unterkunft in Gelnhausen

Mit der neuen Notunterkunft in Gelnhausen erhöht der Main-Kinzig-Kreis seine Platzkapazitäten für Asylsuchende und Vertriebene. Es ist die derzeit fünfte Notunterkunft des Kreises und eine von fünf Notunterkünften und Gemeinschaftseinrichtungen, die der Kreis bis ins Frühjahr neu eröffnet.
Main-Kinzig-Kreis - Der Main-Kinzig-Kreis wird in wenigen Tagen die Notunterkunft auf dem Parkplatz hinter der Kreisrealschule Gelnhausen eröffnen. Wie die Kreispressestelle mitteilt, sind die Vorarbeiten in der Leichtbauhalle sowie der angeschlossenen Versorgungshalle weitestgehend abgeschlossen, die Schlaf- und Wohnkabinen mit Doppelstockbetten hergerichtet und die betreuenden Partner in den Startlöchern. Somit könnten dort die ersten Menschen vorübergehend einziehen.
Main-Kinzig-Kreis: Platz für 150 Menschen in Leichtbauhalle Gelnhausen
Die Einrichtung biete Platz für rund 150 Asylsuchende und Geflüchtete. Die geplante Verweildauer sei jeweils nur kurz: Aus der Notunterkunft an der Kreisrealschule, ebenso wie aus den Turnhallen, würden die Menschen nach einigen Tagen in die Städte und Gemeinden gebracht – je nach Platzmöglichkeiten vor Ort – wo sie dauerhaft unterkommen.
„Wir können jetzt mit dem Betrieb der Einrichtung beginnen, und wir brauchen die Plätze dringend“, erklärt Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler (SPD). Nach wie vor erreichten den Main-Kinzig-Kreis bis zu 160 Menschen aus mehreren verschiedenen Herkunftsländern. Da sehe es der Kreis „als sein Teil der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe“, neben der Koordination und der Betreuung der Menschen, auch selbst Unterbringungen zu schaffen. Der Main-Kinzig-Kreis arbeite eng mit den Städten und Gemeinden zusammen. „Wir haben in Gelnhausen durch ein gutes Zusammenspiel der politischen Vertreter und der Verwaltungsebene den Bau dieser Notunterkunft enorm beschleunigen können. Das Thema Unterbringung ist für uns alle Anstrengung und Verantwortung zugleich. Da helfen das Vertrauen und Miteinander auf der kommunalen Ebene natürlich sehr, schnell Lösungen in dieser Situation umzusetzen“, so Simmler.
Die Notunterkunft in Gelnhausen ist nach Angaben des Main-Kinzig-Kreises binnen sechs Wochen aufgebaut und für den Betrieb fertig eingerichtet worden. Sie bestehe aus einer größeren Halle (1000 Quadratmeter), die als Schlafsaal mit 22 Kabinen für je acht Personen vorgesehen ist. Ihr angeschlossen sei eine kleinere Halle (200 Quadratmeter für die Essensversorgung und als Aufenthaltsbereich. Sechs Sanitärcontainer, ein Waschmaschinencontainer sowie ein Büro-Container für die Standortleitung sollen die Grundversorgung sicherstellen.
Neben der Leichtbauhalle in Gelnhausen gebe es vier andere Notunterkünfte, die sich in den Turnhallen in Birstein, Langenselbold und Wächtersbach sowie in der Mehrzweckhalle Hanau-Mittelbuchen befinden. Eine sechste Notunterkunft soll im Frühjahr im Bad Soden-Salmünsterer Gewerbegebiet in Betrieb gehen. Insgesamt könnten dann bis zu 800 Menschen in diesen sechs Notunterkünften erstbetreut und -versorgt werden.
Der Main-Kinzig-Kreis betreibe darüber hinaus elf Gemeinschaftseinrichtungen, in denen die Asylsuchenden und Vertriebenen längerfristig ein Zuhause finden. Auch in diesem Bereich baue der Kreis aus: In Erlensee, Freigericht und Maintal würden derzeit Gemeinschaftseinrichtungen geplant beziehungsweise aufgebaut. Die neuen Gemeinschaftseinrichtungen sollen jeweils im Frühjahr in Betrieb gehen. Zusätzlich zu den 800 Notunterkunfts-Plätzen halte der Kreis dann 1200 Plätze für dauerhaftes Wohnen bereit. (Lesen Sie auch: Rund 8000 Flüchtlinge im Main-Kinzig-Kreis: Zwei neue Unterkünfte geplant)
Neue Notunterkunft: Turnhallen im Main-Kinzig-Kreis sollen freigegeben werden
Ohne die Einrichtungen wären die Kommunen einem noch größeren Druck ausgesetzt, Wohnraum zu akquirieren und neu zu schaffen. „Diese Notunterkunft ist ein weiterer Puffer in einer Notsituation. Perspektivisch ist sie ein Baustein, um die derzeit noch belegten Turnhallen zu ersetzen. Sobald es die Situation zulässt, wollen wir mit dem Rückbau einer ersten Turnhallen-Notunterkunft beginnen. Die Turnhallen sind keine Dauerlösung“, sagt Landrat Thorsten Stolz (SPD).
Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann (CDU) bekräftigt, dass man den örtlichen Schulen ebenso wie den Vereinen seit Monaten bei der Nutzung von Ersatzlösungen helfe. Nach dem Rückbau der Turnhalle in Bruchköbel im Juli wollte der Kreis bekanntlich auch die weiteren Notunterkunfts-Provisorien wieder aufgeben, nacheinander ab August, wie der Kreis zumindest im Frühsommer angekündigt hatte. „Turnhallen sind für eine Unterbringung die schlechteste der Möglichkeiten“, unterstreicht Schuldezernent Ottmann. „Der Unterschied zwischen der heutigen Situation und den Sommermonaten ist, dass wir jetzt mit bald 14 Gemeinschaftseinrichtungen und neuen großen Notunterkünften auch echte, dauerhafte Alternativen und eine höhere Planungssicherheit haben. Wir können den Schulkindern und den Vereinsmannschaften somit eine Perspektive für die nächsten Monate eröffnen.“
Dem Main-Kinzig-Kreis werden laut Kreispressestelle wöchentlich bis zu 160 Menschen aus der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung Gießen zugewiesen. Den kleineren Anteil würden mittlerweile Vertriebene aus der Ukraine aus, den größeren Anteil Menschen aus anderen Krisenregionen der Welt, vor allem Syrien, Afghanistan, Türkei und Iran machen. Bis Jahresende sollen insgesamt rund 8500 Menschen im Main-Kinzig-Kreis Schutz und Hilfe als Asylsuchende beziehungsweise Vertriebene gefunden haben. Im Jahr 2021 seien es 772 gewesen. (Lesen Sie auch: Neue Notunterkunft geplant: Main-Kinzig-Kreis erwirbt leerstehende Immobilie)
Wie lange die Notunterkünfte insgesamt gebraucht werden, könne der Main-Kinzig-Kreis derzeit nicht prognostizieren. In Kürze rechne der Kreis mit neuen Angaben des Landes Hessen dazu, wie die Zuteilung von Asylsuchenden innerhalb des Landesgebiets nach dem Jahreswechsel weitergeht. Von einer deutlichen Trendumkehr geht der Kreisausschuss im Moment nicht aus. (spb)