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„Ganze Arbeit geleistet“: Mann (20) zertrümmert Gewahrsamzelle der Polizei

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In einer Ausnüchterungszelle wurde ein 35-Jähriger bewusslos und starb wenig später (Symbolbild).
In einer Gewahrsamzelle richtete der 20-Jährige großen Schaden an. (Symbolbild). © picture alliance/dpa / Marius Becker

„Da haben sie ganze Arbeit geleistet.“ Jugendrichterin Petra Ockert meinte diesen Satz in Richtung eines 20-Jährigen nicht etwa positiv. Ganz im Gegenteil.

Gelnhausen - Die Richterin zeigte sich entsetzt darüber, was der junge Mann aus dem Altkreis Gelnhausen, der jetzt so brav auf der Anklagebank im Amtsgericht in der Kreisstadt saß, in den frühen Morgenstunden des 24. April vergangenen Jahres angerichtet hatte.

Dabei hatte alles eigentlich relativ harmlos begonnen. Der Heranwachsende, der früher im Sinntal (Kinzigtal) wohnte, hatte die Scheibe eines Imbisses in Biebergemünd (Main-Kinzig-Kreis) eingeschlagen. Zeugen riefen die Polizei. Die Beamten trafen vor Ort den 20-Jährigen als Tatverdächtigen an.

Main-Kinzig-Kreis: Mann (20) zertrümmert Gewahrsamzelle der Polizei

Mit dem Streifenwagen brachten sie den Mann zur Polizeistation Gelnhausen, wo er dann mit den Polizisten aneinandergeriet. In der Folge landete er in der Gewahrsamszelle. Damit war der 20-Jährige jedoch nicht einverstanden und drückte mehrfach den Notfallknopf. Zunächst reagierten die Beamten darauf und sprachen mit dem Mann.

Als er sich jedoch nicht verstanden fühlte, rastete er völlig aus und verwüstete die Zelle. So riss der 20-Jährige beispielsweise die Verkleidung der in dem Raum befindlichen Toilette ab, sodass ungehindert Wasser austreten konnte und den Keller der Polizeistation flutete. Beim Versuch, die Überwachungskamera unbrauchbar zu machen, schlug er außerdem ein Loch in die Decke der Zelle. Laut der Anklage entstand insgesamt ein Sachschaden von etwa 2000 Euro.

Ruhig und gelassen räumte der Mann nun vor Gericht die Vorwürfe ein: „Klar, ich habe die Zelle kaputtgeschlagen.“ Als Grund für seinen Ausraster nannte er seine Erkrankung an ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung), wodurch er eine plötzliche Impulskontrollstörung gehabt habe. Nach dem Vorfall sei er in der Psychiatrie in Schlüchtern behandelt und medikamentös überprüft worden. Seitdem habe es keinen solchen Ausraster mehr gegeben, berichtete er.

Der damalige Vorfall sei völlig ohne Anlass und unerwartet gekommen, resümierte der 20-Jährige. Er habe einfach aus der Zelle herausgewollt und sei durchgedreht. Seine Aggressionen seien so massiv gewesen, dass er sich dabei selbst die Hand gebrochen habe, die anschließend operiert werden musste. Er wunderte sich, warum das Land Hessen ihn bislang nicht für die Schäden in der Zelle zur Verantwortung gezogen hat.

Richterin Petra Ockert stellte letztlich in Absprache mit der Staatsanwaltschaft das Strafverfahren wegen Sachbeschädigung gegen den 20-Jährigen ein. Sie ermahnte ihn jedoch und verpflichtete ihn, 600 Euro an die Tafel Gelnhausen zu bezahlen.

Auch wenn es in der Vergangenheit bereits einige Anzeigen gegen den Angeklagten wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch gegeben habe, habe er einen guten Eindruck vor Gericht hinterlassen und sei beruflich auf einem guten Weg. So wolle der Mann zeitnah seine Berufsausbildung abschließen. (Is)

Ein 33-Jähriger musste sich wegen des Verdachts des besonders schweren Falls des Diebstahls verantworten, nachdem er von der Polizei in einem geklauten Audi Q5 erwischt wurde.

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