Anfang 2022 stand zum wiederholten Mal eine Zwangsmedikation im Raum. Während der Visite griff er unvermittelt nach einem Küchenmesser und hielt es einem 33-jährigen Arzt drohend entgegen. Dabei schrie er: „Wenn Du mir nochmal Urin spritzt, stecke ich Dir das Messer in den Hals.“ (Lesen Sie hier: Gemeinsame Klau-Tour: Rentner-Ehepaar stiehlt Batterien und Katzenfutter)
An diesem Arzt hatte er auch schon im Juli 2021 Aggressionen ausgelassen. Damals war der Wächtersbacher kein Patient in der Klinik, tauchte aber dennoch eines Nachmittags alkoholisiert im Foyer auf und platzierte sich auf einer Couch. Der Mediziner und ein Pfleger sprachen ihn an, ob sie ihm helfen sollten. Das lehnte er ab, ballte stattdessen die Fäuste, beleidigte die beiden als „Arschlöcher“ und drohte, ihnen „aufs Maul zu schlagen“. Eine andere Schwester betitelte er Ende Januar 2022 als „dreckige Hure“ und drohte sie „aufzuschlitzen“. Mehrere weitere Vorfälle sind aktenkundig.
Opfer seiner Aggressionen war auch seine Mutter. So packte er im Mai 2019 die 73-Jährige in ihrer Wohnung an der Hand und zerrte sie laut Anklage rund eineinhalb Kilometer durch die Messestadt. Ein anderes Mal soll er sie gewürgt haben. Einmal öffnete sie ihm aus Angst nicht die Wohnungstür. „Mach auf“, schrie er da wohl von draußen, sonst werde er sie töten.
Auch einen Nachbar der Dame bedrohte er mit dem Tod, falls dieser nicht die Eingangstür in dem Mehrfamilienhaus öffne. In einer weiteren Situation packte er die Rentnerin an den Armen und schlug sie. Mittlerweile wohnt die Mutter aus Sicherheitsgründen an einer für den Sohn unbekannten Adresse.
Bei einem Vorfall im September 2020 attackierte der Angeklagte eine Frau auf einem Radweg bei Wächtersbach. Diese schlug er, warf ihre eine Wasserflasche gegen den Kopf, spuckte ihr ins Gesicht und herrschte sie an „Verpiss Dich, Satan“.
Zu den Taten wollte sich der Mann vor Gericht nicht äußern. Allerdings gab er Einblicke in seine Psyche. Er selbst sieht sich als Gott. Und er habe den Auftrag, den Satan zu bekämpfen. Dies geschehe beispielsweise durch das Anschreien der Menschen. Eine Stimme sage ihm auch, die Menschen anzuspucken, damit diese dadurch umkämen. Laut einer Ärztin hat der Mann Hepatitis.
Sieben Zeugen sagten am ersten Verhandlungstag aus. Seine Mutter berichtete, der 37-Jährige sei früher völlig normal gewesen. Erst nach intensivem Drogenkonsum – Cannabis und Heroin – und dann radikaler Abstinenz, traten die Symptome offenbar auf. Aus medizinischer Sicht liegt bei dem Angeklagten eine paranoide Schizophrenie vor. Der Hinweis eines Arztes auf eine dissoziale Persönlichkeitsstörung ließ den Mann im Gerichtssaal aus der Haut fahren: „Bin ich also ein Schmarotzer?“ Psychiatrie-Mitarbeiter bescheinigtem dem Angeklagten eine zunehmende Aggressivität. Der Prozess wird fortgesetzt. (Is)