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Bastler aus dem Kinzigtal macht aus seinem altem VW Käfer ein neues E-Auto

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So stand der VW Käfer Export Typ 11 aus dem Jahr 1968 lange Zeit in der Scheune.
So stand der VW Käfer Export Typ 11 aus dem Jahr 1968 lange Zeit in der Scheune. © privat

Es war eine Off-Road-Show in Bad Kissingen, bei der es bei Klaus Hildenbrand aus dem Kinzigtal „klick“ machte. Sein erstes Auto nach dem Erwerb des Führerscheins, ein Käfer Export Typ 11 aus dem Jahr 1968, sollte ein E-Auto werden. Gesagt, getan! 

Steinau an der Straße - Der Elektromeister, Schaltanlagenbauer sowie Mess- und Regeltechniker aus Steinau-Bellings im Kinzigtal hatte auf der Show den Offenbacher Betrieb Lorey kennengelernt. Dieser rüstet bereits seit 30 Jahren alle nur denkbaren Fahrzeuge auf Rädern oder zu Wasser auf Elektro-Betrieb um und erwies sich als erfahrener Partner bei seinem ungewöhnlichen Vorhaben.

Seit Mai 2020 zerlegt Hildenbrand seinen Käfer bis auf die letzte Schraube in sämtliche Einzelteile. „Ich hatte ja während der Corona-Pandemie nichts zu tun“, erinnert er sich. Die zerlegte Karosse setzte er instand. Insgesamt vier Wochen lang galt es nun, die einzelnen Teile abzuschleifen, Tag für Tag, bis alles blinkte bis aufs Blech.

Kinzigtal: Bastler macht aus seinem altem VW Käfer ein neues Elektro-Auto

Dann wanderten die Teile zum „Lackdoktor“ nach Steinau, wo sie grundiert und mit einer Füllmasse behandelt wurden. Anschließend musste Hildenbrand wieder ran: Abschleifen und füllern, bis der Lack auf allen Teilen – übrigens nach einem Originalrezept aus den 1970er Jahren gemischt – sich glatt wie ein „Kinderpopo“ anfühlte.

Anschließend setzte der Tüftler die tragenden Teile wieder auf das Fahrgestell. Das hatte er bereits zuvor in einen Top-Zustand versetzt. Nun erstrahlt der Käfer bereits in leuchtendem Weiß. Das Getriebe des VW Käfers kam in die Hände eines fachkundigen Kumpels, der es dann fachgerecht generalüberholte.

Die Vorfreude auf die erste Fahrt mit seinem selbst umgebauten E-Käfer steht Klaus Hildenbrand – auch beim Blick aus der Heckscheibe – ins Gesicht geschrieben. Im Sommer soll es so weit sein.
Die Vorfreude auf die erste Fahrt mit seinem selbst umgebauten E-Käfer steht Klaus Hildenbrand – auch beim Blick aus der Heckscheibe – ins Gesicht geschrieben. Im Sommer soll es so weit sein. © Barbara Kruse

Gerade baut Klaus Hildenbrand die Elektrik in den Käfer ein. Der Platz für Elektromotor und Akku ist vorhanden. Schließlich benötigt das Fahrzeug keinen Tank mehr für Benzin. Motorisiert ist der Käfer elektrisch mit einer Leistung von 16 Kilowatt. Die Kapazität des Akkus beträgt 144 Amperestunden. 

Er werde bei einer Reichweite von 150 Kilometern mit maximal 125 Kilometern in der Stunde unterwegs sein können, meint Hildenbrand. Sein altes, neues Elektro-Mobil kann er dann an jeder normalen Steckdose nachladen. Bis der Oldtimer mit Elektroantrieb fertig und fahrbereit ist, werde er rund 1000 Stunden daran gearbeitet und zudem 20000 Euro investiert haben.

Klaus Hildenbrand produziert selbst Solarstrom und engagiert sich im Vorstand des Vereins „Gegenwind Bad Orb“. Er geht zu seinen Ausbau- und Renovierungsarbeiten lediglich über den Hof des ehemaligen Bauernhofs in eine zur Werkstatt ausgebaute Scheune. Seit dem 1. Dezember 2022 genießt er den Vorruhestand.

Seither beschäftigt er sich beinahe täglich mit dem Umbau des Käfers. Sein Lieblingshobby lässt dem umtriebigen Bellinger Urgestein außerdem genügend Zeit für weitere Dinge, denen er sich teils seit Jahrzehnten verschrieben hat. So ist Klaus Hildenbrand seit 24 Jahren Kassierer und Schriftführer der Jagdgenossenschaft und Maschinengemeinschaft seines Heimatortes.

Video: 45 Jahre VW Käfer

Er war 35 Jahre lang freiwilliger Feuerwehrmann und auch im Feuerwehrverein im Vorstand tätig, vom Jugendwart bis zum Vorsitzenden. Im Jahr 2010 übernahm er den Vorsitz des Wandervereins „Die Spechte“ im Nachbarort Hohenzell. Hier singt er seit vielen Jahren im Bass des Männergesangvereins.

Und in der Sportgemeinschaft Hohenzell hält er sich wöchentlich einmal bei der Herrengymnastik fit. In der Rhön gab es zuletzt auch ein tolles Projekt. Mit einem Motorrad aus Holz gelang einem Bastler aus der Rhön sein Meisterstück: Der Mann aus Thüringen drechselte mit Liebe zum Detail eine Harley-Davidson. (von Barbara Kruse).

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