Mit seinen Bildern hatte sich der Naturfotograf in diesem Jahr erstmals für den „Siena International Photo Award“ beworben, und die Jury hat ihn gleich doppelt bedacht, weshalb der Elmer mit seiner Ehefrau Silke (56), die ihn auch vor Ort beim Filmen unterstützt, jüngst zur Preisverleihung in Italien war. Positiver Nebeneffekt: Das Ehepaar nutzte die Reise für einen kleinen Urlaub. Als „zweite Flitterwochen“, wie Arndt erzählt. Denn vor 18 Jahren heirateten sie in der Toskana im Örtchen San Quirico d’Orcia, quasi um die Ecke von Siena.
Die Preisverleihung selbst sei sehr „italienisch“ gewesen, berichtet Arndt. „Das war alles etwas konfus. Es wusste keiner der ausgezeichneten Fotografen, was ihn erwarten würde. Aber es war dennoch schön.“ Einsendungen habe es aus gut 50 Ländern gegeben. Bei der Vergabe der „Siena Awards“ seien gut 500 Leute im Saal gewesen. Es traf sich die Crème de la Crème der Naturfotografie. „Viele gute Fotografen, die wir kennen. Einige aus den USA, mit denen wir schon für den National Geographic zusammengearbeitet haben. Das war schön, die mal wieder zu treffen.“
Internationale Gäste hat Arndt übrigens auch schon in den Bergwinkel (Main-Kinzig-Kreis) gelockt. So war unlängst ein Netflix-Team aus Großbritannien bei ihm, um für den Vierteiler „Animal Movement“ Bienen beim Schwärmen zu filmen. Vom Aufbruch bis zum Niederlassen in einer leerstehenden Schwarzspechthöhle. „Dafür habe ich die Aufbauten gemacht“, erklärt der 54-Jährige. (Lesen Sie hier: Foto-Nachweis von vier Jungtieren: Rhöner Wolfswelpen bereiten Tierhaltern Sorgen)
Aktion, Reaktion. Wenn die Briten nach Elm kommen, kommt auch Elm auf die Insel. Und so waren Ingo und Silke Arndt mit ihrem Wohnmobil, bevor es nach Siena ging, in Nordengland und Schottland unterwegs. Für einen Terra-X-Zweiteiler unter dem Titel „Schlaue Schwärme“ hat Arndt in Norfolk Strandläufer gefilmt. „Die fliegen im Herbst und Winter bei Springfluten von den Wattflächen aufs Festland. Da habe ich die Vögel beim Rasten gefilmt. Das war spektakulär. Das waren etwa 50 000 bis 60 000 Tiere auf einer kleinen Insel.“
Mit dem Wohnmobil reisten sie im Anschluss weiter nach Schottland. „Dort musste ich eine spezielle Schafrasse filmen. ‚Blackface‘ nennen sie die. Das sind aber keine Rhönschafe, sondern eher eine kleine, alte Rasse.“ Das Projekt, für das er unterwegs war, beschäftigt sich mit dem Fluchtverhalten der Weidetiere. „Für einen Wildtierfilmer ist das Ablichten einer Herde von 400, 500 Weidetieren wie ein Ausflug in eine andere Welt.“ Arndt nutzte für die Luftaufnahmen eine Drohne.
Mehr als drei Wochen waren Silke und Ingo Arndt unterwegs. „Ich habe nicht die ganze Zeit gefilmt. Aber ich habe gern einen Puffer. Um das beste Wetter zum Filmen zu haben.“ Und das mit dem Wetter ist in Großbritannien ja so eine Sache. „Außerdem ist es schön, wenn man mit dem Wohnmobil überall gucken kann“, erzählt der Naturbursche.
Nachdem er von Schottland nach Italien und weiter nach Elm getingelt ist, zieht es den König der Fotografie nochmals ins Vereinigte Königreich. Nach Norfolk zu den Strandläufern: „Dann versuche ich das, was ich gefilmt habe, zu fotografieren. Ich bin ja nicht in erster Linie Kameramann, sondern Fotograf.“ Und nicht irgendeiner, sondern eine echte Koryphäe, die auch auf seine neue Heimat im Bergwinkel ein wenig königlichen Glanz abstrahlen lässt. Bei aller Bescheidenheit.