1. Fuldaer Zeitung
  2. Kinzigtal

„König der Fotografie“: Ingo Arndt aus Schlüchtern erhält „Siena Award“ für Puma-Foto

Erstellt:

Von: Tim Bachmann

Puma jagd Lama
Für dieses Foto erhielt Ingo Arndt den silbernen „Siena Award“. Er begleitete die Pumas sieben Monate in Patagonien. © Ingo Arndt

Es ist ein Foto, das wohl einmalig ist. Ein jagender Puma erwischt ein Guanako. Auch für Naturfotograf Ingo Arndt (54) aus Elm ist dieses Bild etwas ganz Besonderes, schließlich hat er genau für einen solchen Moment monatelang in Patagonien Pumas begleitet. Eine Arbeit, die nun ausgezeichnet wurde.

Schlüchtern/Patagonien - Die Liste an Auszeichnungen, die Ingo Arndt in seiner langen Karriere als Naturfotograf erhalten hat, ist unglaublich lang: „Wildlife Photographer of the Year“, „GDT European Wildlife Photographer of the Year“, „World Press Photo Award“, „German Award for Science Photography“, um nur einige zu nennen. Und seit 2016 trägt er zudem den Titel „King of Photography“, der ihm in Datong (China) verliehen wurde. Zu diesen Auszeichnungen gesellt sich nun der „Siena Award“.

Main-Kinzig-Kreis: Naturfotograf Ingo Arndt erhält „Siena Award“

Doch zurück zum Ausgangspunkt: nach Patagonien. Dort war der Fotograf im Auftrag eines renommierten Natur-Magazins unterwegs, um Pumas zu begleiten. Insgesamt war er sieben Monate in Südamerika auf Foto-Safari. „Für die Jagdszene brauchte ich fünf Monate, bis die im Kasten war“, sagt Arndt. Denn: „Die Pumas bei der Jagd zu fotografieren, und dann auch noch, wie sie ein Guanako erwischen, ist echt schwierig. Pumas sind meist bei Dämmerung unterwegs. Da hast du kaum eine Chance, so etwas zu sehen. Geschweige denn, es zu fotografieren“, erklärt Arndt.

Mit seinen Bildern hatte sich der Naturfotograf in diesem Jahr erstmals für den „Siena International Photo Award“ beworben, und die Jury hat ihn gleich doppelt bedacht, weshalb der Elmer mit seiner Ehefrau Silke (56), die ihn auch vor Ort beim Filmen unterstützt, jüngst zur Preisverleihung in Italien war. Positiver Nebeneffekt: Das Ehepaar nutzte die Reise für einen kleinen Urlaub. Als „zweite Flitterwochen“, wie Arndt erzählt. Denn vor 18 Jahren heirateten sie in der Toskana im Örtchen San Quirico d’Orcia, quasi um die Ecke von Siena.

Silke und Ingo Arndt in Patagonien
Silke und Ingo Arndt in Patagonien. Hier hat das Paar Pumas fotografiert. © Ingo Arndt/Privat

Die Preisverleihung selbst sei sehr „italienisch“ gewesen, berichtet Arndt. „Das war alles etwas konfus. Es wusste keiner der ausgezeichneten Fotografen, was ihn erwarten würde. Aber es war dennoch schön.“ Einsendungen habe es aus gut 50 Ländern gegeben. Bei der Vergabe der „Siena Awards“ seien gut 500 Leute im Saal gewesen. Es traf sich die Crème de la Crème der Naturfotografie. „Viele gute Fotografen, die wir kennen. Einige aus den USA, mit denen wir schon für den National Geographic zusammengearbeitet haben. Das war schön, die mal wieder zu treffen.“

Internationale Gäste hat Arndt übrigens auch schon in den Bergwinkel (Main-Kinzig-Kreis) gelockt. So war unlängst ein Netflix-Team aus Großbritannien bei ihm, um für den Vierteiler „Animal Movement“ Bienen beim Schwärmen zu filmen. Vom Aufbruch bis zum Niederlassen in einer leerstehenden Schwarzspechthöhle. „Dafür habe ich die Aufbauten gemacht“, erklärt der 54-Jährige. (Lesen Sie hier: Foto-Nachweis von vier Jungtieren: Rhöner Wolfswelpen bereiten Tierhaltern Sorgen)

Terra X-Zweiteiler: Ingo Arndt filmt Vögel für Dokumentarfilm

Aktion, Reaktion. Wenn die Briten nach Elm kommen, kommt auch Elm auf die Insel. Und so waren Ingo und Silke Arndt mit ihrem Wohnmobil, bevor es nach Siena ging, in Nordengland und Schottland unterwegs. Für einen Terra-X-Zweiteiler unter dem Titel „Schlaue Schwärme“ hat Arndt in Norfolk Strandläufer gefilmt. „Die fliegen im Herbst und Winter bei Springfluten von den Wattflächen aufs Festland. Da habe ich die Vögel beim Rasten gefilmt. Das war spektakulär. Das waren etwa 50 000 bis 60 000 Tiere auf einer kleinen Insel.“

Puma mit Jungtieren
Auch dieses Foto von zwei spielenden Puma-Jungtieren hinter ihrer Mutter wurde in Siena ausgezeichnet: Als „Remarkable Artwork“ (bemerkenswertes Kunstwerk). © Ingo Arndt

Mit dem Wohnmobil reisten sie im Anschluss weiter nach Schottland. „Dort musste ich eine spezielle Schafrasse filmen. ‚Blackface‘ nennen sie die. Das sind aber keine Rhönschafe, sondern eher eine kleine, alte Rasse.“ Das Projekt, für das er unterwegs war, beschäftigt sich mit dem Fluchtverhalten der Weidetiere. „Für einen Wildtierfilmer ist das Ablichten einer Herde von 400, 500 Weidetieren wie ein Ausflug in eine andere Welt.“ Arndt nutzte für die Luftaufnahmen eine Drohne.

Mehr als drei Wochen waren Silke und Ingo Arndt unterwegs. „Ich habe nicht die ganze Zeit gefilmt. Aber ich habe gern einen Puffer. Um das beste Wetter zum Filmen zu haben.“ Und das mit dem Wetter ist in Großbritannien ja so eine Sache. „Außerdem ist es schön, wenn man mit dem Wohnmobil überall gucken kann“, erzählt der Naturbursche.

Nachdem er von Schottland nach Italien und weiter nach Elm getingelt ist, zieht es den König der Fotografie nochmals ins Vereinigte Königreich. Nach Norfolk zu den Strandläufern: „Dann versuche ich das, was ich gefilmt habe, zu fotografieren. Ich bin ja nicht in erster Linie Kameramann, sondern Fotograf.“ Und nicht irgendeiner, sondern eine echte Koryphäe, die auch auf seine neue Heimat im Bergwinkel ein wenig königlichen Glanz abstrahlen lässt. Bei aller Bescheidenheit.

Auch interessant