Käfer fressen sich durch Salmünsters Forst

Salmünster - „Der Klimawandel hat hier voll Einzug gehalten. Das Schlimme daran ist, der Wald ist weg.“ So skizziert Armin Wolf die Situation in knappen Worten. Mehrere Hektar Wald müssen in einem Waldgebiet bei Salmünster wegen Borkenkäferbefalls abgeholzt werden.
Von Elisabeth Schmitt
Im Bereich „Hirschbach“ hat der Borkenkäfer offenbar ideale Voraussetzungen gefunden und große Teile des Privatwaldes befallen. Tagelang war der Vollernter (Harvester) im Einsatz und es ist noch längst nicht alles beseitigt. Armin Wolf, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Bad Soden-Salmünster, Kassierer Rudi Neumann und Michael Aull, einer der vielen Waldbesitzer, schilderten jetzt unserer Zeitung die Lage. Es gibt auch Waldbesitzer, die das Fällen in Eigenregie ausführen.
Vor vielen Jahrzehnten befanden sich in diesem Bereich Äcker, auf denen die Eigentümer als Selbstversorger all das anbauten, was sie für sich brauchte. Im Lauf der Zeit ließ sich aber in Läden kaufen und der eigene Anbau war nicht mehr notwendig. Also wurde in den Nachkriegsjahren Wald angepflanzt. Fichten, ein begehrtes Bau- und Möbelholz, sollten irgendwann reichen Ertrag bringen.
1000 Festmeter Holz geschlagen
Dieser ist mittlerweile auf ein Minimum gesunken. Vor einigen Jahren brachte der Festmeter Fichtenholz noch 70 bis 90 Euro, für das minderwertige „Borkenkäferholz“ zahlt das Land noch zehn Euro. Es wird zu Paletten verarbeitet, von denen sechs Euro für die Aufarbeitung an Hessen-Forst gehen. Insgesamt mussten bereits mehr als 1000 Festmeter Holz geschlagen werden. Für die vielen Eigentümer dürfte dies ein herber Verlust sein, den manch einer wohl noch nicht realisiert hat.
Die Eigentümer zu ermitteln, um das Fällen des beschädigten Holzes vornehmen zu können, war und ist eine zeitaufwendige Arbeit. Im Lauf der Jahre wurden viele der 5000 bis 10.000 Quadratmeter messenden Parzellen vererbt. Manche haben einen Besitzer, bei anderen sind bis zu 20 eingetragen und es konnten längst nicht alle ermittelt werden, weiß Aull, der sich teilweise darum kümmerte. Natürlich ist das Forstamt dafür zuständig und auch aktiv, aber die Waldbesitzer hätten sich von dort aber „mehr Engagement“ gewünscht.
Richtiger Wald erst wieder Jahrzehnte nach Aufforstung
Den Männern geht es nach eigenem Bekunden keinesfalls nur um das entgangene Geld. Vielmehr bedauern sie, dass so viele Bäume gefällt werden mussten und noch müssen. Die Aufforstung werd zwar vom Land unterstützt, sei aber für viele nicht oder schwer leistbar. Das Pflanzen der Setzlinge und das Einzäunen (gegen Wildverbiss) könne vergeben werden, aber in trockenen Jahren wie 2019 und 2018 hätten die Pflänzchen kaum Chancen. Es sei denn, man wässert sie täglich. Dies bedeute aber, Wasser herbeischaffen und jedes Bäumchen versorgen zu müssen, so Wolf. Wer kann das schon auf einer Fläche von bis zu einem Hektar?
Die Waldbesitzer wissen um den Wert des Waldes. Er ist Sauerstoffbilder, Wasserspeicher, Erholungsraum und er liefert Holz. Besonders wichtig: Jeder Hektar Wald bindet im Durchschnitt zehn Tonnen CO2. Bis nach einer Aufforstung wieder richtiger Wald entstanden ist, dauert es Jahrzehnte.
Nicht jede Parzelle betroffen
Erstaunlich sei, dass nicht jede Parzelle betroffen ist. Während in dicht bestandenen Teilen der Borkenkäfer ganze Arbeit geleistet hat, zeigt sich ein Teil noch gesund. Dessen Besitzer hat seinen Wald gepflegt und im Lauf der Jahre ausgelichtet, sodass Licht und Luft hinein konnten.
Die drei Herren wissen auch, wie dies geschehen kann. Zunächst werden die Bäumchen relativ dicht gepflanzt, damit sie gerade hoch wachsen. Nach ein paar Jahren könne man Weihnachtsbäume heraus schlagen. Wenn die Bäume größer sind, ergeben sie zum Beispiel Stangenholz für Zäune.