Verteidiger Tim Wullbrandt deutet an, dass die Krankheit der Mutter vielleicht Grund für die Selbstständigkeit des Angeklagten gewesen sein könnte, damit er sie in seinem Betrieb anmelden und sie sich krankenversichern könne. (Lesen Sie auch: Notorischer Betrüger muss nun in Haft - 39-Jähriger hat bereits 17 Vorstrafen)
Auch wenn die Hintergründe im Dunkeln lägen, Steuern hinterzogen habe der junge Mann trotzdem, betont ein geladener Steuerfahnder, der Bedenken bezüglich der Umsätze des Unternehmens äußert: „Das ist einfach unstimmig. In wenigen Monaten soll die Gebäudereinigungsfirma knapp eine Million Euro verdient haben. Wir nennen so etwas Phönix-Umsätze, denn eigentlich ist es kaum möglich, ohne Geschäftserfahrung und ohne Deutschkenntnisse einen solchen Gewinn zu erzielen.“ Das Geld sei auf vier Konten des Angeklagten überwiesen und dann innerhalb weniger Stunden wieder in bar abgehoben worden. Einige der Rechnungen könnten auch „Scheinrechnungen“ sein, meint der Steuerfahnder. So sei die Methode zwar noch unklar, allerdings ändere dies nichts am Vorwurf der Steuerhinterziehung.
Die Frage des Richters, ob er Hilfe in Sachen Bürokratie bekommen habe, verneint der Angeklagte – obwohl Höra ihn darauf hinweist, dass dem Gericht Anträge und Briefe eines Steuerberaters vorlägen. Der Richter gewährt dem jungen Mann Beratungszeit mit seinem Rechtsbeistand, der allerdings wider Erwarten nach der Unterbrechung sein Mandat niederlegt. Er sehe einen Interessenkonflikt, habe allerdings für einen Nachfolger gesorgt. Die Verhandlung wird fortgesetzt. (asc)