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Über 100 Brutpaare: Bestand der Weißstörche 2022 um ein Viertel gestiegen

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Stoerche-Romsthal
Weißstörche sind im Kreisgebiet mittlerweile keine Seltenheit mehr. Doch eine Ansammlung so vieler Tiere wie auf diesem Bild, das 2020 im Wiesengrund zwischen Romsthal und Bad Soden entstand, ist dann doch eher eine Ausnahme. (Archivfoto) © Elisabeth Schmitt

Das Kinzigtal ist seit Jahren ein begehrtes Brutgebiet des Weißstorchs. Nun haben die Tiere ihre Bestandsmarke geknackt. Die Zahlen beim Nachwuchs stimmen hingegen wenig fröhlich.

Main-Kinzig-Kreis - Werner Peter aus Freigericht, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Helgoland, Storchenschutzinitiator und kreisweit tätiger Artenschützer, hat die Weißstorch-Zahlen für 2022 genauestens dokumentiert. „Erwartungsgemäß haben die Weißstörche in diesem Jahr im Kreisgebiet die Bestandsmarke von 100 Brutpaaren nicht nur locker getoppt, sondern sogar um beachtliche 24 auf 120 Brutpaare aufgestockt“, zeigt sich Peter in einer Pressenotiz erfreut.

Kinzigtal: Bestand der Weißstörche 2022 um ein Viertel gestiegen

In keinem anderen hessischen Landkreis sei 2022 eine solch hohe Bestandszunahme von 25 Prozent verzeichnet worden. Die meisten Neuansiedlungen habe es demnach im mittleren Kinzigtal auf Strommasten und Bäumen gegeben. „Aber auch abgelegene Standorte im Ostkreis wurden erstmals besiedelt, wobei hier die Bruten auf privaten Storchenmasten stattfanden“, berichtet der Mann aus Freigericht. Storchenreichste Kommune im Main-Kinzig-Kreis war im vergangenen Jahr Gelnhausen mit 16 Brutpaaren, gefolgt von Rodenbach und Nidderau (jeweils 15) und Langenselbold (11).

Dem starken Bestandsschub und Rekordbestand stehe jedoch „ein extrem schlechtes Fortpflanzungsresultat“ gegenüber, bedauert Peter. Während im vorherigen Jahr 210 Jungstörche flügge wurden, waren es 2022 trotz markanter Brutpaarzunahme „nur“ 194 Junge – was einer durchschnittlichen Fortpflanzungsrate von lediglich 1,62 Junge pro Brutpaar entspricht. „Dieses Brutresultat ist eins der schlechtesten seit der Wiederkehr des Weißstorchs als MKK-Brutvogel im Jahr 2000“, stellt der Storchenschutzinitiator fest. Volle Nester gab es auch im Kreis Fulda. Hier wurde auch der Storch-Nachwuchs beringt.

Den Grund sieht er insbesondere in der langen Trockenperiode, während der Regenwürmer und Nacktschnecken für die „Klapperer“ kaum erreichbar gewesen seien. Auch Kleinsäuger seien als Nahrungsquelle für Meister Adebar im vergangenen Jahr Mangelware gewesen. Bei Baumbruten hätten Waschbären zudem für „erhebliche Brutausfälle“ gesorgt. Laut Peter hatten 32 Brutpaare, rund ein Viertel des Bestands im Kreisgebiet, überhaupt keinen Bruterfolg. In vielen anderen Nestern habe sich die Anzahl der Jungen aufgrund von Nahrungsmangel stark reduziert, „wobei selbst vier bis sechs Wochen alte Jungvögel noch verhungerten“.

Dennoch ist das Brutergebnis der Weißstörche laut Peter keinesfalls als dramatisch einzustufen. Die Population des Vogels weise im Kreisgebiet eine „überaus positive und tragfähige Bestandsentwicklung“ auf.

Video: Ein „Personalausweis“ für junge Störche

Weiterhin stellt der Vogelschützer fest: „Die Storchengesellschaft im Kreisgebiet wird immer internationaler.“ Während Störche aus Frankreich, Holland und der Schweiz bereits seit vielen Jahren zu den heimischen und ältesten Brutstörchen zählten, habe 2022 erstmals ein beringter Spanier aus der Region von Barcelona im Westkreis gebrütet. Dieser habe anhand seiner Ringmarkierung identifiziert werden können. „Leider wählte er einen Baum als Brutplatz und sein Nachwuchs fiel dem Waschbär zum Opfer“, bedauert Peter.

Aufgrund der schlechten Nahrungssituation bedingt durch die lange Dürreperiode hätten die flügge gewordenen Jungstörche das Kreisgebiet früher als sonst in Richtung Süden verlassen. Bereits Mitte August habe es erste Wiederfund-Meldungen aus Südspanien nach Ringablesungen von in diesem Jahr im Main-Kinzig-Kreis registrierten Jungstörchen gegeben. (mln)

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