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Erdbeben in der Türkei und Syrien: Familien aus der Region betroffen - „stehen unter Schock“

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Vom Erdbeben in der Türkei und Syrien sind auch Familien aus dem Kinzigtal betroffen.
Vom Erdbeben in der Türkei und Syrien sind auch mehrere Familien aus dem Kinzigtal betroffen. © Ahmet Akpolat/DIA/AP/dpa

Das Erdbeben in der Türkei und Syrien beschäftigt auch die türkischen und syrischen Gemeinschaften in der Region, etwa im Kinzigtal. Zurzeit ist die Lage für viele aber noch unübersichtlich.

Schlüchtern - „Fast jeder aus der türkischen Community in Schlüchtern kennt jemanden, der von dem Erdbeben betroffen ist“, berichtet Fadime Simsek, stellvertretende Vorsitzende der Integrations-Kommission Schlüchtern im Kinzigtal.

Einen Eindruck, den Canan Kir, Vorstandsvorsitzende der Türkisch-Islamischen Gemeinde in Schlüchtern bestätigt. In den betroffenen Städten sei sehr viel zerstört. Glücklicherweise könnten über Chat-Dienste und Soziale Medien Kontakte in die Türkei weiter gepflegt werden. 

Kinzigtal: Erdbeben in Türkei und Syrien - Familien aus Schlüchtern betroffen

„In Schlüchtern sind fünf oder sechs Familien vom Erdbeben betroffen. Ich selbst konnte mit den Familien Faykin und Kilinc sprechen“, berichtet Kir. „Die Familien stehen unter Schock und müssen die Katastrophe erst noch verarbeiten. Ihre Wohnungen in der Türkei sind zerstört.“

„Einige Familiemitglieder werden noch unter den Trümmern vermisst.“ Von einem Flug in die Türkei wurde den Familien abgeraten: „Dort hinzufliegen, hätte nichts gebracht. Die meisten Häuser und Wohnungen sind zerstört und die Menschen schlafen in Zelten, die der Rote Halbmond aufgebaut.“

„Hotels, die das Erdbeben überstanden haben, öffnen ihre Türen für die Opfer der Katastrophe“, berichtet die Vorsitzende über Schilderungen, die sie in Gesprächen mit den Familien gehört hat. Der Verein Ditib, der Türken und türkischstämmige Menschen in Deutschland vertritt, hat eine Spendenaktion gestartet.

„Der Verein hat in Abstimmung mit den türkischen Konsulaten aufgerufen Geldspenden zu sammeln“, erklärt Kir. Diese seien sinnvoller, da der Transport von Hilfsgütern sehr kompliziert sei, führt sie aus. „Zum einen sind viele Straßen kaputt und zum anderen würde ein Transport mit Fahrt und Zoll zwischen fünf und sieben Tagen dauern. Da wäre wertvolle Zeit verloren“, sagt Kir.

Das Erdbeben ist der zweite Schlag für die Syrer in wenigen Jahren. Das zu sehen und zu erleben tut mir im Herzen weh

Dr. Fajer Klüh

Schwieriger gestaltet sich die Lage in Syrien, berichtet Dr. Fajer Klüh. Die Hautärztin praktiziert in Schlüchtern und stammt aus Syrien. „Die meisten Syrer hier stammen aus Damaskus, Aleppo und Idlib. Vor allem aus diesen beiden Städten kommt man nur schwer an Informationen.“

„Viele wissen nicht, wie es ihren Eltern, Großeltern und Verwandten geht“, erläutert Klüh. Zur Zeit gelte es, ein Netzwerk aufzubauen. Dafür spreche Klüh mit Verbänden und Vereinen, die Hilfen in der Türkei organisieren. „In den kommenden Tagen werde ich Kontakt zur türkischen Community und zu Hilfsorganisationen wie den Maltesern aufnehmen“, kündigt sie an.

Video: Erdbebenopfer in Türkei und Syrien - so kann man am sinnvollsten helfen

Die politische Lage in Syrien verschärft die Gesamtsituation zusätzlich. Die Auseinandersetzungen müssten aufhören, appelliert die Medizinerin. Und: „Das Erdbeben ist der zweite Schlag für die Syrer in wenigen Jahren. Das zu sehen und zu erleben tut mir im Herzen weh.“

Unterdessen sind nach den schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien am Mittwoch 50 THW-Rettungskräfte - darunter auch Helfer aus Hessen - vor Ort gelandet. Angehörige in Deutschland bitten Innenministerin Nancy Faeser (SPD) derweil um visafreie Einreise für die Opfer ihrer Familien. (mw)

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