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Fehler in der Planung: Freibadsanierung in Schlüchtern wird bis zu 10 Millionen Euro teurer

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Von: Tim Bachmann

Main-Kinzig-Kreis: Freibad Schlüchtern
Das Nichtschwimmerbecken im Freibad Schlüchtern ohne Wasser. Ein Anblick, an den sich die Schlüchterner gewöhnen müssen. Auch die Gebäude werden beim Umbau weichen müssen. „Aber die bunten Umkleidetüren bleiben erhalten“, verspricht Bürgermeister Matthias Möller. © Alexander Gies

Die geplante Modernisierung des Schlüchterner Freibads wird eher einem kompletten Neubau gleichkommen. Eine eklatante Kostensteigerung zwingt die Stadt zum Umdenken. Am Montag gab die Stadtverordnetenversammlung grünes Licht für die Pläne.

Schlüchtern - Eine Kostensteigerung zur Schwimmbadsanierung mit Mitteln des Schwimmbad-Investitions- und Modernisierungsprogramms („SWIM“) zwingt die Stadt zum Handeln. „Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder wir machen nichts und das Freibad ist bald Geschichte, oder wir investieren richtig“, so Bürgermeister Matthias Möller (parteilos) im Gespräch mit unserer Zeitung.

Kinzigtal: Freibad in Schlüchtern - Mehrkosten bis zu 10 Millionen Euro

Es geht nicht mehr um Gesamtkosten in Höhe von 4,65 Millionen Euro, sondern um mindestens 9 (komplette Sanierung) bis 14,5 Millionen (Neubau), um das Bad, das letztmals im Jahr 1978 aufwändig saniert wurde, auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. „Die Gebäude sind marode“, erklärt Möller. Und sollte eine Sanierung der Bädertechnik folgen, dann müssten auch die Gebäude erneuert werden. Denn zum einen seien Kassenhaus und Kiosk nicht auf dem Stand, wie es zum Weiterbetrieb erforderlich wäre, zum anderen böte, wenn die Bäder-Technik erneuert würde, das Technikhaus dafür nicht ausreichend Platz.

Dass er das Freibad nicht sterben lassen möchte, sei klar: „Wir sind eine Schulstadt. Die Sanierung unseres Freibades ist für uns alternativlos“, erklärt der Bürgermeister. Die Fraktionen hatte er bereits im Vorfeld informiert. Dort herrsche der gleiche Tenor. Auf die ursprüngliche Kostenberechnung durch die Firma Beu aus Braunschweig in Höhe von 4,65 Millionen erfolgte eine Förderbewilligung von einer Million Euro („SWIM“). (Lesen Sie auch: Ein Hallenbad in Neuhof? Bürgerliste bringt K+S als möglichen Sponsor ins Gespräch)

Die notwendigen fachplanerischen Leistungen wurden europaweit ausgeschrieben, Elektroplanung und Statik sowie Objektplanung und Bädertechnik in Auftrag gegeben. Die Firma IWTI Gebäudetechnik aus Stuttgart, die mit der Durchführung der Objektplanung und der Schwimmbadtechnik beauftragt wurde, konnte nachweisen, dass die Planung der Firma Beu einschließlich Kostenberechnung nicht die technischen Anforderungen entscheidender Richtlinien erfülle. „Dieser schwerwiegende Planungsfehler im Antragsverfahren hat nunmehr eine gravierende Kostenerhöhung zur Folge“, heißt es nun in der Magistratsvorlage, über die die Stadtverordneten im Main-Kinzig-Kreis am Montag (12. Dezember) zu bestimmen hatten.

Sanierung des Freibads in Schlüchtern: Stadt hofft auf Fördermittel

Die Firma IWTI hat anhand einer Konzeptstudie für ein vergleichbares Freibad (gleiches Baujahr, historisches Gebäude aus den 1930er Jahren, gleiche Anzahl an Becken, entsprechende technische Ausstattung) Kosten für die Bestandsplanung des Freibades Schlüchtern in Höhe von 13,5 Millionen Euro ermittelt.

Der Magistrat hat die Firma IWTI daraufhin beauftragt, eine kleinstmögliche Sanierungsvariante mit dem Ziel zu prüfen, in dem bestehenden Kostenrahmen in Höhe von 4,5 Millionen Euro zu bleiben. Ergebnis: Neubau Betriebsgebäude (da die benötigte Technik aufgrund von Flächen und Höhen nicht in das Bestandsgebäude passt), Schwallwasserbehälter integriert in Betriebsgebäude (Volumen derzeit zu klein), neue Sanitär- und Duschbereiche, neue Sammelumkleiden sowie die Sanierung der Bestandsbecken würden 7,55 Millionen Euro kosten. (Lesen Sie auch: Arbeiten für Vomberg-Neubau beginnen - Millionen-Projekt soll 2024 fertig sein)

Bei dieser Variante sind die Kosten für den Um- beziehungsweise Neubau des Gebäudes für Kasse und Kiosk, die Mietkabinen (die bunten Türen sollen erhalten bleiben, verspricht Möller), das Planschbecken und die Außenanlage nicht enthalten. Da die weiteren Gebäude in einem maroden Zustand sind, wäre eine Erneuerung eher kurz- als mittelfristig jedoch ebenfalls zwingend erforderlich. Momentan ist eine Million als Förderung bewilligt. Laut Möller sollen weitere Mittel beantragt werden.

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