Ganz sicher ist Zhang jedoch, dass sie in den vergangenen dreieinhalb Monaten teils wüst beschimpft und für viele Dinge verantwortlich gemacht worden ist, in welche sie weder involviert noch entscheidend beteiligt gewesen sei. Allerdings räumt die Deutsch-Chinesin im Gespräch mit unserer Zeitung ein, dass sie dafür sogar ein Stück weit Verständnis habe. Denn die Mitarbeitenden der zwei insolventen Reha-Kliniken seien spätestens seit dem Frühjahr 2022 „über die wahre Lage des Unternehmens im Unklaren gelassen“ worden.
Ende Oktober seien dann viele sehr unerfreuliche Tatsachen zutage getreten – und dann ihr oder der Klinik St. Marien zur Last gelegt worden. Dabei habe sie die Klinik Lohrey auf eigene Rechnung und volles Risiko zunächst fortgeführt, was sich inzwischen zu einem sechsstelligen Betrag addiert habe.
Zwar habe die Klinik Lohrey mangels Personal sukzessive geleert werden müssen, doch dafür gebe es noch andere Gründe. Zum Beispiel sei die für den Reha-Betrieb notwendige Zertifizierung durch die früheren Betreiber nicht mehr erreicht und Aktivitäten zur Erfüllung der Kriterien wohl nicht eingeleitet worden.
Dennoch will Yun Zhang die Klinik Lohrey weiter erwerben und sanieren, um die Klinik St. Marien mit ihren gut 200 Plätzen und der etwa 150-köpfigen Belegschaft möglichst zu erweitern. Die hessenweit wohl einzige Reha-Klinik für unfallchirurgische und orthopädische Behandlungen mit Schwerpunkt Geriatrie habe angesichts der Alterspyramide viel Potenzial. „Wir sind zäh und geben nicht so schnell auf“, sagt Zhang. Um aber in der Klinik Lohrey dauerhaft aktiv zu werden, brauche es einen Insolvenzplan. Den habe die Kanzlei von Dr. Flöther beim Insolvenzgericht noch nicht eingereicht. In der Klinik St. Marien rechnet man damit im Lauf des ersten Quartals.