Erste Verzögerungen gab es bereits bei der Einholung von Genehmigungen und später beim Abfischen des Fischbesatzes. Als ein deutlich größeres Problem stellte sich schließlich die Beschaffung des Ersatzes für die tonnenschweren Wehrklappen im Ablassbauwerk des Dammes heraus. So verdoppelte sich der veranschlagte Preis auf etwa 2 Millionen Euro. Scheffler: „Die Klappen werden ab Februar, spätestens März per Schwertransport aus der Nähe von Berlin geliefert. Es handelt sich um eine Spezialanfertigung. Während des Vergabeverfahrens im September haben wir erfahren, dass sie dieses Jahr nicht mehr geliefert würden.“
Apropos Lieferung: Nicht die Klappen an sich, sondern die dafür benötigten Hydraulikstempel sind offenbar das eigentliche Problem – Lieferschwierigkeiten. Der Einbau werde erfolgen, wenn „kein großer Abfluss zu erwarten ist. Erfahrungsgemäß ist das im Frühjahr der Fall“.
Der „planmäßig zum Jahresende vorgesehene Einstau verschiebt sich nun. Wir müssen sehen, wie das Wetter ist. Das erste Quartal brauchen wir noch – mindestens. Dann müssen die Wehrklappen wieder 40 Jahre halten“, sagt der WVK-Chef und fügt ein für das untere Kinzigtal wichtiges Versprechen hinzu: „Der Hochwasserschutz wird gewährleistet. Die Klappen funktionieren und das Gerüst ist hochwassersicher.“
„Wetter“ ist ein weiteres Stichwort für die Verzögerungen. Denn auch die übrigen Arbeiten am Damm sind längst nicht mehr im Zeitplan. Grund sind „vier Hochwasser“ im Laufe des Herbstes. Nicht dass es übermäßig viel geregnet hätte im Einzugsbereich der oberen Kinzig. Allerdings stieg das „Wasser im Leitgerinne der Kinzig auf mehr als zwei Meter über der Sole und überspülte damit die Absperrmauer zum Arbeitsraum. Bis dieser leer war, dauerte es jeweils eine Woche“, macht Scheffler deutlich, dass auch die Betonsanierung am Ablassbauwerk und seinen Seitenteilen witterungsabhängig ist.
Scheffler nennt ein Beispiel: „Am 23. Oktober wurde die Sperrmauer weggespült, obwohl die Steine im Verbund gesetzt sind. Innerhalb von Stunden stieg das Wasser auf 2,13 Meter Höhe und setzte das Gerüst unter Wasser.“ Im Normalbetrieb wird der von der Kinzig mitgeführte Dreck hydraulisch gebremst. „Jetzt läuft die Welle bis nach vorne und der Rechen am Grundablass setzt sich schnell zu. Wir mussten die Feuerwehr Ahl zu Hilfe rufen. Sie setzte mit einem Boot über die Mauer, um Stämme rauszuholen.“ Ein Baum sei gegen den Rechen gestoßen, dieser „musste mit einem Bagger geradegezogen werden, da er total verbogen war“.
Saniert wurde bislang nur die Nordseite. Mit Hochdruckstrahlern wurden einige Zentimeter des Betons abgetragen und anschließend die Oberfläche mit einer vier Zentimeter dicken Schicht aus speziellem Spritzbeton hergestellt.
„Der Beton wurde mit einem Druck von 2500 Bar abgespritzt. Daher haben wir die Dammkrone gesperrt. Allerdings wurden die Absperrungen immer wieder weggeschoben und unsere Mitarbeiter beschimpft“, vermisst der Geschäftsführer bei manchem Besucher Verständnis und Erziehung und warnt: „Auch der Seeboden ist nicht trocken. Er sieht nur so aus. Das Sediment trocknet nie richtig aus, sondern saugt sich bei jeder Überschwemmung voll und wird wieder schwammig. Daher kann es einbrechen.“
Abgesehen vom Einbau der neuen Wehrklappen soll in den nächsten Wochen – sobald die Temperaturen Betonarbeiten zulassen – mit der Sanierung der Südseite des Ablassbauwerks begonnen werden. Saniert werden die Bodenfugen vor dem Bauwerk, rund um den See werden zudem 69 Grundwassermessstellen und vier Brunnen untersucht. Diese Geräte messen die Standsicherheit des Dammes und die Wasserstände.