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Student aus dem Kinzigtal fährt mit Fahrrad zu Uni-Exkursion nach Portugal

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Fardin Salve (links), Moritz Schmidt und Leo Nabrotzky fuhren auf dem Weg an die Algarve auch durch Frankreich.
Fardin Salve (links), Moritz Schmidt und Leo Nabrotzky fuhren auf dem Weg an die Algarve auch durch Frankreich. © privat

Mit dem Mountainbike von Marburg nach Portugal: Das hatte sich der Geografiestudent Moritz Schmidt aus Steinau im Kinzigtal mit seinen Kommilitonen Leo Nabrotzky und Fardin Salve vorgenommen. Eine abenteuerliche Reise mit ernstem Hintergrund.

Steinau - Der 26-jährige Moritz Schmidt, dessen Familie in Steinau-Bellings im Kinzigtal lebt, ist gern und oft mit dem Fahrrad unterwegs. Neben sportlichen Motiven steht der Gedanke der Nachhaltigkeit ganz oben auf der Liste der Gründe für diese besondere Reise.

Gestartet am 1. Februar um 8 Uhr an der Elisabethkirche in Marburg in Hessen, erreichte das Trio den Ort Faro an der portugiesischen Algarveküste am 18. Februar, nachdem sie 2500 Kilometer und circa 20.000 Höhenmeter zu ihrem Geländepraktikum ohne einen Tag Pause überwunden haben.

Kinzigtal: Klima-Protest - Studenten fahren mit Fahrrad zu Uni-Exkursion nach Portugal

Unterwegs besuchten sie Marburgs Partnerstadt Poitiers am 7. Februar. 140 bis 150 Kilometer pro Tag und lediglich ein platter Reifen, keine Stürze und ein Beinahe-Unfall, den Moritz Schmidt durch scharfes Bremen vermeiden konnte, sind die ziemlich positive Bilanz. Auch das Wetter war den drei Studenten zum Großteil hold.

Nur einmal erlebten sie in den Morgenstunden Eis auf der Straße. „In Zeiten einer Klimakatastrophe, die wir längst nicht mehr ignorieren können, ist es das Ziel unseres Projektes, ein Zeichen für ein klimaneutrales und nachhaltiges Studieren zu setzen“, schreiben sie auf der Internetseite der Nachhaltigkeitsstelle Green Office ihrer Universität. 

Die drei Studenten kritisieren mit ihrer Fahrrad-Aktion die universitären Strukturen. Im aktuellen Wintersemester seien für das verpflichtende Modul „Geländepraktikum“ lediglich Indonesien oder die Algarve möglich gewesen. Für eine etwa zwei- bis dreiwöchige Exkursion wollte das Trio wegen des hohen CO₂-Verbrauchs nicht fliegen.

Schon deshalb war als Ziel schnell Portugal klar. Nach kurzem Zögern entschieden sie sich, statt einer klimafreundlicheren Anreise mit Bus oder Bahn das Fahrrad zu wählen. Es sei ihnen bewusst, dass die absolute Mehrheit der Studierenden aus Kosten- und Zeitgründen die günstige und bequeme Anreise mit dem Flugzeug wählen müsse.

Zur Person: Moritz Schmidt

Moritz Schmidt besuchte die Brüder-Grimm-Schule in Steinau und schloss sein Abitur 2014 am Schlüchterner Ulrich-von-Hutten-Gymnasium ab. Anschließend absolvierte er ein Freiwilliges Ökologisches Jahr beim Naturpark Hessischer Spessart in Burgjoß. Seit 2015 studiert er in Marburg, zuerst Mathematik und Sport auf Lehramt, das er 2020 abschloss. Seit 2020 studiert er als drittes Fach Erdkunde sowie in zwei Masterstudiengängen Abenteuer- und Erlebnispädagogik, Motologie und Psychomotorik. Moritz Schmidt wanderte bereits zu Fuß über die Alpen. Er ist oft mit dem Mountainbike unterwegs und spielte auch während seines Studiums noch lange in der Bellinger Fußballmannschaft. Und: Moritz Schmidt ist noch nie mit einem Flugzeug geflogen.

Im vergangenen Jahr gab es in Fulda für mehr Klimaschutz eine Fahrrad-Demo sowie eine Abseilaktion auf der Autobahn A7. Moritz Schmidt und seine Mitstudenten fordern indes, dass in jedem Semester mindestens eine Exkursion im Inland oder im angrenzenden Ausland möglich sein müsse, damit eine Anreise per Bahn in Frage kommt.

Darüberhinaus fordern sie, dass Alternativen zum Fliegen durch die Universität finanziell unterstützt werden müssten. Durch eine klimafreundliche Anreise mit Bus und Bahn sollten keine Mehrkosten entstehen, im besten Fall sogar Anreize dafür geschaffen werden. Es geht ihnen darum, nachhaltigere Studienstrukturen durchzusetzen.

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Leo Nabrotzky (27), Moritz Schmidt (26) und Fardin Salve (24) sind der Meinung, dass nachhaltiges Handeln nicht länger schwerer und teurer sein dürfe als klimaschädliches Handeln. Die drei Studenten sammeln zudem für die internationale Hilfsorganisation „World Bicycle Relief“. Speziell für den Einsatz im ländlichen Afrika ist ein robustes und verlässliches Fahrrad entwickelt worden.

Damit sollen Schüler, Krankenpflegekräfte und Kleinunternehmer größere Distanzen zur Schule, zu Patienten oder zum nächsten Markt überwinden und ihre Zukunft besser aus eigener Kraft gestalten können. 147 Euro kostet ein solches „Buffalo-Fahrrad“. Mittlerweile hat das Trio für die Aktion bereits über 2200 Euro an Spenden gesammelt. Informationen zu dem Projekt gibt es im Internet unter join.worldbicyclerelief.org. (von Barbara Kruse)

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