Die erste Übernachtung fand in einem etwas schmuddeligen Autobahnhotel in St. Etienne statt, erzählen die beiden. Nach einer Tagesleistung von rund 1300 Kilometern war das nächste Etappenziel Murcia in Spanien.
Pünktlich am Abend des 28. Dezember traf das muntere Duo dann über Gibraltar am Campingplatz in der spanischen Hafenstadt Tarifa ein, der südlichste Punkt des europäischen Festlands und offizieller Treffpunkt der Rallye-Teilnehmer.
Dort machten die beiden bei einem Dämmerschoppen Bekanntschaft mit den berühmten tierischen Einwohnern – den Felsenaffen. Eine fahrlässig verstaute Banane in der Hosentasche löste einen Tumult unter den Primaten aus. Der Satz „Affen werfen mit Kot“ wurde hier bittere Realität, erinnern sich Freytag und Scholz.
Beim ersten Briefing und einem Sangria-Umtrunk fehlten noch drei Fahrzeuge. Zwei fielen bereits auf der Anfahrt aus. Bei einem Nachzügler musste kurzerhand die Flex angesetzt werden, um einen Allrad-Jeep zum Hecktriebler umzubauen. (Lesen Sie hier: Von Stadtmauer zur Chinesischen Mauer: Motorrad-Abenteuer hat begonnen)
Die Dust-and-Diesel-Rallye findet unter Anleitung eines deutschen Veranstalters zweimal pro Jahr statt. In einer überschaubaren Gruppe mit maximal 25 Fahrzeugen reisen die Teilnehmenden, allesamt Amateure, auf den Spuren der Rallye Paris–Dakar. Ausdrücklich handelt es sich dabei aber um keine Motorsportveranstaltung. Es wird nicht „auf Zeit” gefahren und kein Sieger gekürt. „Gewinner“ ist, wer im Senegal ankommt – und das haben bisher alle geschafft, versichert der Veranstalter.
Am nächsten Morgen starteten die Rallye-Teilnehmer früh, um die Fähre in Richtung Tanger (Marokko) zu erreichen. In dem nordafrikanischen Land musste zunächst die vorgeschriebene Versicherung abgeschlossen werden. Wartezeit trotz kurzer Schlange: zwei Stunden. „In Afrika dauert eben alles etwas länger“, bilanziert Nils Freytag.
Und dann begann das Abenteuer Afrika. „Der Verkehr in Marokko ist naturgemäß etwas ruppiger als in den Dörfern Osthessens“, beschreibt es Freytag ironisch – zumal die Menschen dort auch mit Eseln, Pferden, Dromedaren und überladenen Lastwagen unterwegs sind.
Nächste Station war die Stadt Fès im Rif-Gebirge. Dort herrschten frostige ein Grad Celsius. Über Ifrane ging es nach Marrakesch. Die Strecke führte durch einen belebten Affenwald. Misstrauisch begutachteten die Primaten das Rallye-Fahrzeug. Als Wegezoll diente ein Fladenbrot – dafür hinterließen die Tiere eifrig ihre Exkremente auf dem Fahrzeug.
Auf dem Campingplatz in Marrakesch verbrachten die beiden Abenteurer bei Pizza und Bier einen ruhigen Silvesterabend. Am nächsten Tag ging es auf Entdeckungstour auf den dortigen Marktplatz. Schlangenbeschwörer, Boxkämpfe, exotische Flora und Fauna – dort gibt es alles zu bestaunen.
Am Samstag nächster Woche will das Breitenbacher Duo den Zielort Saint-Louis an der Küste Senegals erreichen und den Wagen an einen Händler verkaufen. Der Erlös wird für ein gemeinnütziges Projekt in Mauretanien gespendet und private Dinge bis auf das Handgepäck verschenkt, um dann tags darauf von Dakar aus wieder nach Hause zu fliegen. (von Ulrich Schwind)