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Duo aus Schlüchtern ist auf 6000-Kilometer-Rallye durch die Sahara unterwegs

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Nils Freytag (rechts) und Max Scholz reisen mit ihrem Opel Frontera durch die westliche Sahara.
Zwei Originale und zwei Dromedar-Nachbildungen: Die beiden Abenteurer Nils Freytag (rechts) und Max Scholz reisen mit ihrem Opel Frontera durch die westliche Sahara. © privat

Die beiden Breitenbacher Jugendfreunde Nils Freytag und Max Scholz sind an Weihnachten zu ihrer Erlebnisreise Richtung Afrika gestartet. Im Zuge der Dust-and-Diesel-Rallye befinden sie sich auf einem rund 6000 Kilometer langen Weg in das westafrikanische Land Senegal.

Breitenbach/Afrika - Auf eigene Kosten hatten die beiden im Vorfeld einen betagten Opel Frontera über das Internet in Nordhessen gekauft. Das Fahrzeug ist 24 Jahre alt und hat rund 270.000 Kilometer auf dem Buckel. Mit den nötigsten Dingen im Gepäck startete der 32-jährige Max Scholz, Mitarbeiter in einer Netzleitstelle in Schlüchtern (Kinzigtal), planmäßig am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags.

Im Elsass stieg sein 34-jähriger Kollege Nils Freytag zu, der im Vertrieb eines namhaften regionalen Unternehmens tätig ist. Über die Hälfte der Strecke haben sie bereits zurückgelegt. Derzeit ist das Duo in der West-Sahara unterwegs. Das Auto hat bis jetzt bravourös durchgehalten.

Kinzigtal: Schlüchterner Duo auf 6000-Kilometer-Rallye durch Sahara unterwegs

Bislang gab es lediglich einen Wackelkontakt an einer Lautsprecherbox, der schnell repariert war. Auch von der Versorgung her ist alles weitestgehend in Ordnung. Lediglich das feuchte Toilettenpapier geht zur Neige, berichten sie gegenüber unserer Zeitung in einem Telefonat schmunzelnd. Aber trockenes Klopapier ist noch vorrätig; es müsse sich also niemand Sorgen machen.

Die erste Übernachtung fand in einem etwas schmuddeligen Autobahnhotel in St. Etienne statt, erzählen die beiden. Nach einer Tagesleistung von rund 1300 Kilometern war das nächste Etappenziel Murcia in Spanien.

Pünktlich am Abend des 28. Dezember traf das muntere Duo dann über Gibraltar am Campingplatz in der spanischen Hafenstadt Tarifa ein, der südlichste Punkt des europäischen Festlands und offizieller Treffpunkt der Rallye-Teilnehmer.

Fest in Affenhand: das Auto der Breitenbacher bei einer tierischen Begegnung am Straßenrand.
Fest in Affenhand: das Auto der Breitenbacher bei einer tierischen Begegnung am Straßenrand. © privat

Dort machten die beiden bei einem Dämmerschoppen Bekanntschaft mit den berühmten tierischen Einwohnern – den Felsenaffen. Eine fahrlässig verstaute Banane in der Hosentasche löste einen Tumult unter den Primaten aus. Der Satz „Affen werfen mit Kot“ wurde hier bittere Realität, erinnern sich Freytag und Scholz.

Beim ersten Briefing und einem Sangria-Umtrunk fehlten noch drei Fahrzeuge. Zwei fielen bereits auf der Anfahrt aus. Bei einem Nachzügler musste kurzerhand die Flex angesetzt werden, um einen Allrad-Jeep zum Hecktriebler umzubauen. (Lesen Sie hier: Von Stadtmauer zur Chinesischen Mauer: Motorrad-Abenteuer hat begonnen)

Hintergrund

Die Dust-and-Diesel-Rallye findet unter Anleitung eines deutschen Veranstalters zweimal pro Jahr statt. In einer überschaubaren Gruppe mit maximal 25 Fahrzeugen reisen die Teilnehmenden, allesamt Amateure, auf den Spuren der Rallye Paris–Dakar. Ausdrücklich handelt es sich dabei aber um keine Motorsportveranstaltung. Es wird nicht „auf Zeit” gefahren und kein Sieger gekürt. „Gewinner“ ist, wer im Senegal ankommt – und das haben bisher alle geschafft, versichert der Veranstalter.

Am nächsten Morgen starteten die Rallye-Teilnehmer früh, um die Fähre in Richtung Tanger (Marokko) zu erreichen. In dem nordafrikanischen Land musste zunächst die vorgeschriebene Versicherung abgeschlossen werden. Wartezeit trotz kurzer Schlange: zwei Stunden. „In Afrika dauert eben alles etwas länger“, bilanziert Nils Freytag.

Und dann begann das Abenteuer Afrika. „Der Verkehr in Marokko ist naturgemäß etwas ruppiger als in den Dörfern Osthessens“, beschreibt es Freytag ironisch – zumal die Menschen dort auch mit Eseln, Pferden, Dromedaren und überladenen Lastwagen unterwegs sind.

Begegnung mit tierischen Einwohnern: Banane sorgt für Tumult

Nächste Station war die Stadt Fès im Rif-Gebirge. Dort herrschten frostige ein Grad Celsius. Über Ifrane ging es nach Marrakesch. Die Strecke führte durch einen belebten Affenwald. Misstrauisch begutachteten die Primaten das Rallye-Fahrzeug. Als Wegezoll diente ein Fladenbrot – dafür hinterließen die Tiere eifrig ihre Exkremente auf dem Fahrzeug.

Auf dem Campingplatz in Marrakesch verbrachten die beiden Abenteurer bei Pizza und Bier einen ruhigen Silvesterabend. Am nächsten Tag ging es auf Entdeckungstour auf den dortigen Marktplatz. Schlangenbeschwörer, Boxkämpfe, exotische Flora und Fauna – dort gibt es alles zu bestaunen.

Am Samstag nächster Woche will das Breitenbacher Duo den Zielort Saint-Louis an der Küste Senegals erreichen und den Wagen an einen Händler verkaufen. Der Erlös wird für ein gemeinnütziges Projekt in Mauretanien gespendet und private Dinge bis auf das Handgepäck verschenkt, um dann tags darauf von Dakar aus wieder nach Hause zu fliegen. (von Ulrich Schwind)

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