Seniorenheim soll schließen: 107 Bewohner brauchen ein neues Zuhause

Das Scheitern der Insolvenzverfahren der Reha-Kliniken Rhönblick und Lohrey liegen noch keine drei Monate zurück, da gibt es aus Bad Soden eine weitere Hiobsbotschaft in Sachen Pflege: Das Seniorenwohnzentrum Am Kurpark schließt seine Pforten.
Bad Soden-Salmünster - Die Belegschaft der Einrichtung, die von der Berliner Firma Curata betrieben wird, sowie die Heimbewohner und deren Angehörige sind von dem Entschluss der Geschäftsleitung Ende voriger Woche offenbar ebenso überrascht worden wie die Kommunalverantwortlichen in Bad Soden-Salmünster (Kinzigtal) und in der Kreisverwaltung.
Kinzigtal: Seniorenheim soll schließen - 107 Bewohner brauchen neues Zuhause
Wohl bis zum 31. März sollen die derzeit 107 Bewohnerinnen und Bewohnern in andere Senioren- oder Pflegeheime in der näheren Umgebung und der weiteren Region verlegt werden, heißt es aus Mitarbeiterkreisen. Für die etwa 100 Beschäftigten sollen die Verträge zumindest am Standort Bad Soden zeitgleich enden.
Bürgermeister Dominik Brasch (parteilos) bestätigte am Montag auf Anfrage das für die Kurstadt sehr unerfreuliche Procedere. Denn durch die Verlegung der Heimbewohner verliert die Stadt an Salz und Kinzig auch Einwohner, weil es in Bad Soden-Salmünster laut dem Rathauschef derzeit keine Kapazitäten in Senioren- und Pflegeheimen gebe, um die relativ kurzfristig „heimatlos“ werdenden Menschen aufzunehmen. Brasch benennt überdies eine wichtige emotionale Komponente, denn die älteren Mitbürger verlören durch die geplante Schließung ihr bisheriges Zuhause, in dem manche von ihnen bereits seit bis zu 15 Jahren leben würden.
Hintergrund
Die Curata Care Holding GmbH (Berlin) betreibt an gut 40 Standorten in Deutschland Pflegeeinrichtungen mit nach Firmenangaben bisher etwa 4000 Betten und mehr als 3000 Mitarbeitern. Jedes Haus arbeite nach hohen Qualitätsansprüchen, werde aber zugleich von der jeweiligen Belegschaft „vor Ort individuell geprägt“. Die Geschäftsleitung der Curata-Pflegeeinrichtungen bildet Geschäftsführer Peter Paul Gruber zusammen mit Tomasz Tomczyk, George Salden und Rolf Schneider. Am Standort in Bad Soden-Salmünster gibt es insgesamt 204 Wohn- und Pflegeplätze, doch die können schon seit gut einem Jahr nicht mehr vergeben werden, weil das dafür notwendige Pflegefachpersonal nicht zur Verfügung steht. Ein Gebäudetrakt war dafür schon nicht mehr in Betrieb. An einem der langen Balkone des Hauptgebäudes hing monatelang ein großes Banner zur Anwerbung von neuem Personal.
Um über das weitere Vorgehen zu beraten, traf sich Dominik Brasch am Montagnachmittag mit Kreis-Sozialdezernentin Susanne Simmler (SPD), zu deren Verantwortungsbereich unter anderem die neun Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises zwischen Hanau und Sterbfritz sowie vier Senioren-Dependancen zählen. (Lesen Sie hier: „Glich emotional einer Hinrichtung“: Bisheriger Geschäftsführer der Reha-Kliniken äußert sich)
Die Curata Care Holding teilte am Montag auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass eine umfassende Sanierung des Unternehmensverbunds angestrebt werde. Teils durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, aber auch durch stark gestiegene Energiekosten und allgemeine Preissteigerungen seien Teile der Firmengruppe „in eine finanzielle Schieflage“ geraten. Verschärft worden sei diese durch die „für die gesamte Branche herausfordernde Situation vor allem durch den Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal, der dazu führt, dass wirtschaftlich notwendige Belegungsquoten teilweise nicht erreicht werden können“.
Um die vor diesem Hintergrund notwendige Restrukturierung umzusetzen, habe die Unternehmensleitung für einzelne Gesellschaften der Gruppe Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Dies ist ein Sanierungsverfahren, bei dem die Geschäftsführung den Betrieb in Eigenregie fortführt und zu restrukturieren versucht.
Corona und steigende Energiepreise: Curata „in finanzieller Schieflage“
Das zuständige Insolvenzgericht habe am 5. Januar den Anträgen stattgegeben, die für die Curata Care Holding GmbH, die Catering Gebäude Service Mitte, die CP Care Property Management, die Curata Pflege GmbH sowie die Curata Seniorenresidenzen für Pflege und Betreuung GmbH eingereicht worden sein.
Curata-Geschäftsführer Peter Paul Gruber wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert, dass „aufgrund des Zusammentreffens unterschiedlicher, anhaltend wirtschaftlich belastender Entwicklungen“ die Unternehmensleitung zum Handeln aufgerufen sei, um „den stabilen Kern unseres Verbunds zu schützen und nachhaltig zu stärken. [...] Gleichzeitig ist aber auch damit zu rechnen, dass an einigen wenigen Standorten Einrichtungen dauerhaft geschlossen werden müssen, wenn sie langfristig nicht wirtschaftlich sinnvoll geführt werden können.“
Für Bad Soden trifft dies offenkundig zu, denn es ist wohl nicht mehr Teil des bis April zu erstellenden Sanierungsplans. Löhne und Gehälter sind für diesen Zeitraum in voller Höhe garantiert. „Dort, wo wir die Schließung einer Einrichtung nicht verhindern können, erhalten unsere Mitarbeitenden das Angebot, an einem anderen Standort eingesetzt zu werden.“ Selbstverständlich sorge die Curata in diesen Fällen auch dafür, dass betroffene Bewohner „ein neues Zuhause erhalten“, so Peter Paul Gruber.