Allerdings geht die Zahl der gespendeten Lebensmittel zurück, denn die Supermärkte optimieren ihre Bestellvorgänge immer weiter. Außerdem bieten einige Märkte mittlerweile selbst Produkte, die nicht „perfekt“ sind, preisgünstiger an. Gleichzeitig steigt durch den Ukrainekrieg und die Inflation die Zahl der Menschen, die Hilfe von der Tafel annehmen möchten. Es gibt aber einen Aufnahmestopp und eine Warteliste. „Es tut weh, Kunden abzuweisen. Aber was sollen wir machen, wir haben nicht genug Lebensmittel“, klagt Jutta Mieke.
„Etwa ein Drittel der Kunden sind aus der Ukraine, ein Drittel Geflüchtete und der Rest Deutsche“, erklärt Clas Röhl. Er kennt die Namen seiner Kunden und weiß, mit welcher Sorte Wurst, Käse oder Joghurt er die Körbe am besten bestückt, bevor er sie über das geöffnete Fenster nach draußen reicht.
Unterstützt wird er heute durch Anton Kapustin. Der Kasache lebt seit zwei Jahren in Deutschland und hilft bei der Tafel; unter anderem, um sein Deutsch aufzubessern. „Es ist schön, dass wir ihn haben. Er packt ordentlich mit an und kann übersetzen helfen“, erzählt Röhl. Und so erklärt der junge Mann heute vielen Kunden, dass auf der Pizza Schweinefleisch ist, oder gibt an Monika Päch weiter, wer wie viele Pizzen möchte.
Doch sie verteilen nicht nur Speisen: Auch Kleidung, Spielzeug und Alltagsgegenstände wie etwa eine Kaffeemaschine oder ein Mixer wechseln heute die Besitzer. Marion Klingelhöfer, die an zwei Tagen in der Woche Körbe verteilt, versucht stets benötigte Dinge zu organisieren – mit Erfolg. „Eine Familie hat mal einen Herd gesucht. Ich hab’ über die Sozialen Medien gefragt, ob von meinen Bekannten jemand einen übrig hat, und tatsächlich habe ich einen gefunden“, berichtet sie. „Es ist so schön. Die Leute sind so dankbar“, schwärmt die Elmerin.
Wenn alle Waren verteilt sind, müssen die Einnahmen noch gezählt werden. Dafür gibt es eine Liste, auf der eingetragen werden kann, wie viele Körbe abgeholt wurden und welche Summe eingenommen werden sollte. „Die Abrechnung ist gar nicht schwer“, weiß Clas Röhl. Klingelhöfer ergänzt: „Man muss das nur mal gezeigt bekommen, dann schafft man das.“
Helfende Hände werden dringend gesucht, sowohl an der Ausgabe der Waren als auch an anderen Stellen und sogar im Vorstand. Jutta Mieke, die bisweilen Vorsitzende des Vereins ist, kann das Amt bald nicht mehr ausführen. Findet sich bis dahin kein Nachfolger, muss die Tafel wohl schließen. Wer interessiert ist und regelmäßig etwas Zeit investieren kann, darf sich gern melden. „Man muss auch nicht jede Woche vorbeikommen. Gerne auch im 14-Tage-Rhythmus oder nach Absprache“, so Klingelhöfer. Und Röhl ergänzt: „Natürlich kann man einfach mal vorbeikommen, probeweise mit anpacken und dann überlegen.“
Bevor die Kisten in Schlüchtern, Steinau, Bad Soden oder Sterbfritz verteilt werden, haben schon viele ehrenamtliche Helfer angepackt. Zunächst fahren Teams die Supermärkte und Bäckereien in der Region an. Dort holen sie Ware ab, die nicht mehr verkauft wird, aber noch genießbar ist. Hinzu kommen B-Ware und Lebensmittelgutscheine. Die Waren werden in Steinau (Kinzigtal) sortiert und danach an die Ausgabestellen verteilt.