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Ehrenamtlich Glück bringen: „Tafel im Bergwinkel“ sucht helfende Hände

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Von: Sophia Auth

Tafel Bergwinkel
Frauen, Männer und Kinder warten auf ihre Lebensmittel. © Sophia Auth

Vor einen kleinen Häuschen in Schlüchterns Kurfürstenstraße stehen Frauen, Männer und Kinder. Alle sind mit großen Taschen ausgestattet. Und alle warten auf Clas Röhl, Anton Kapustin und Monika Päch. Denn die öffnen gleich Fenster und Tür zur „Tafel“.

Schlüchtern - In den Räumen stapeln sich Kisten, die mit Speisen wie Obst, Gemüse, Konserven, Nudeln und anderen Leckereien gefüllt sind. In einem Kühlschrank sind Styropor-Boxen, gefüllt mit Wurst, Käse und Milchprodukten. Auf einem Tisch stehen Körbe, die mit Brötchen, Brot und Stückchen gefüllt sind. In einer anderen Ecke steht eine Kühltruhe, voll mit Tiefkühlpizza. „Das ist B-Ware. Manchmal fehlt einfach nur ein Stück Schinken und es wird schon nicht mehr verkauft“, weiß Monika Päch.

Kinzigtal: „Tafel im Bergwinkel“ sucht helfende Hände für Verteiler, Packer und Vorstand

All diese Lebensmittel werden an die Kunden der Tafel weitergegeben. Fünf Euro zahlen diese dafür und erhalten eine Kiste mit Nahrhaftem, die für zwei Personen eine Woche lang reichen soll. Dabei versucht das Team der Tafel sogar auf die Wünsche der Kundinnen und Kunden einzugehen. Eine Kundin beispielsweise fragt nach Butter – also schaut Clas Röhl, ob in einer der Styropor-Boxen welche zu finden ist.

Monika Päch verteilt Backwaren und stellt den Bedürftigen eine bunte Mischung aus gewünschten Teigwaren zusammen. Heute hat sie noch etwas ganz Besonderes: Blumensträuße. Eine junge Frau bekommt Tulpen. Sie riecht daran und das Glück steht ihr ins Gesicht geschrieben. Glückliche und dankbare Menschen, das sind für die ehrenamtlich Mitarbeitenden des Tafel-Vereins mit die wichtigsten Gründe, warum sie ihrer Tätigkeit nachgehen.

„Das Beste sind die menschlichen Begegnungen. Ich kann mich hier ehrenamtlich einbringen, aber der Einsatz ist übersichtlich und vor allem planbar“, erzählt Röhl. Er ist etwa 2,5 Stunden pro Woche für die Tafel im Einsatz. Vor über zwei Jahren hat der 69-Jährige damit angefangen. „Aber eigentlich sollte es so etwas gar nicht geben müssen“, findet er. Auch für Monika Päch ist es der Kontakt mit den Leuten, der sie seit mehr als zehn Jahren motiviert, einmal pro Woche auszuhelfen.

Allerdings geht die Zahl der gespendeten Lebensmittel zurück, denn die Supermärkte optimieren ihre Bestellvorgänge immer weiter. Außerdem bieten einige Märkte mittlerweile selbst Produkte, die nicht „perfekt“ sind, preisgünstiger an. Gleichzeitig steigt durch den Ukrainekrieg und die Inflation die Zahl der Menschen, die Hilfe von der Tafel annehmen möchten. Es gibt aber einen Aufnahmestopp und eine Warteliste. „Es tut weh, Kunden abzuweisen. Aber was sollen wir machen, wir haben nicht genug Lebensmittel“, klagt Jutta Mieke.

„Etwa ein Drittel der Kunden sind aus der Ukraine, ein Drittel Geflüchtete und der Rest Deutsche“, erklärt Clas Röhl. Er kennt die Namen seiner Kunden und weiß, mit welcher Sorte Wurst, Käse oder Joghurt er die Körbe am besten bestückt, bevor er sie über das geöffnete Fenster nach draußen reicht.

Unterstützt wird er heute durch Anton Kapustin. Der Kasache lebt seit zwei Jahren in Deutschland und hilft bei der Tafel; unter anderem, um sein Deutsch aufzubessern. „Es ist schön, dass wir ihn haben. Er packt ordentlich mit an und kann übersetzen helfen“, erzählt Röhl. Und so erklärt der junge Mann heute vielen Kunden, dass auf der Pizza Schweinefleisch ist, oder gibt an Monika Päch weiter, wer wie viele Pizzen möchte.

Doch sie verteilen nicht nur Speisen: Auch Kleidung, Spielzeug und Alltagsgegenstände wie etwa eine Kaffeemaschine oder ein Mixer wechseln heute die Besitzer. Marion Klingelhöfer, die an zwei Tagen in der Woche Körbe verteilt, versucht stets benötigte Dinge zu organisieren – mit Erfolg. „Eine Familie hat mal einen Herd gesucht. Ich hab’ über die Sozialen Medien gefragt, ob von meinen Bekannten jemand einen übrig hat, und tatsächlich habe ich einen gefunden“, berichtet sie. „Es ist so schön. Die Leute sind so dankbar“, schwärmt die Elmerin.

Wenn alle Waren verteilt sind, müssen die Einnahmen noch gezählt werden. Dafür gibt es eine Liste, auf der eingetragen werden kann, wie viele Körbe abgeholt wurden und welche Summe eingenommen werden sollte. „Die Abrechnung ist gar nicht schwer“, weiß Clas Röhl. Klingelhöfer ergänzt: „Man muss das nur mal gezeigt bekommen, dann schafft man das.“

Helfende Hände werden dringend gesucht, sowohl an der Ausgabe der Waren als auch an anderen Stellen und sogar im Vorstand. Jutta Mieke, die bisweilen Vorsitzende des Vereins ist, kann das Amt bald nicht mehr ausführen. Findet sich bis dahin kein Nachfolger, muss die Tafel wohl schließen. Wer interessiert ist und regelmäßig etwas Zeit investieren kann, darf sich gern melden. „Man muss auch nicht jede Woche vorbeikommen. Gerne auch im 14-Tage-Rhythmus oder nach Absprache“, so Klingelhöfer. Und Röhl ergänzt: „Natürlich kann man einfach mal vorbeikommen, probeweise mit anpacken und dann überlegen.“

Bevor die Kisten in Schlüchtern, Steinau, Bad Soden oder Sterbfritz verteilt werden, haben schon viele ehrenamtliche Helfer angepackt. Zunächst fahren Teams die Supermärkte und Bäckereien in der Region an. Dort holen sie Ware ab, die nicht mehr verkauft wird, aber noch genießbar ist. Hinzu kommen B-Ware und Lebensmittelgutscheine. Die Waren werden in Steinau (Kinzigtal) sortiert und danach an die Ausgabestellen verteilt.

Es ist ein klares politisches Bekenntnis für die Bürger von Elm: Einstimmig votierten die Stadtverordneten für den Grundsatzbeschluss zum Neubau des Dorfgemeinschaftshauses in Elm – Höhe der Fördergelder hin oder her.

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