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Wird ein Wolf im Kinzigtal sesshaft? Weitere Fotonachweise und Risse

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Von: Lena Eberhardt

Wolf im Wald
Im Main-Kinzig-Kreis ist ein Wolf mehrfach in Fotofallen gelaufen. (Symbolbild) © Boris Roessler/dpa

Ein Wolf streift durch das Kinzigtal: Nachdem in Elm ein Wolf mehrere Schafe getötet hat, tauchen weitere Fotonachweise und Risse auf. Ob es sich hier immer um ein und dasselbe Tier handelt, ist noch unklar. Eine Spurensuche.

Kinzigtal - Ende Februar wurden in Schlüchtern die ersten Wolfsrisse bekannt, in den vergangenen Wochen tauchten zahlreiche Fotonachweise im Kinzigtal auf. Und es gab vermehrt Risse in benachbarten Gemeinden. So zeigen wenige Wochen nach dem Riss in Elm, in Schlüchtern und Bad Orb die ersten Fotonachweise einen Wolf. Nun besteht auch in Wirtheim der Verdacht, dass ein Schaf von einem Wolf gerissen wurde.

Kinzigtal: Weitere Wolfsnachweise und Verdachtsfälle aufgetaucht

Zwischenzeitlich hat das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) Neuigkeiten zum Wolf im Elm vermeldet. Das Tier erhielt die Bezeichnung „GW3179m“. Dabei steht die Abkürzungen für: Genetic Wolf (GW), die Labornummer des Tieres sowie das Geschlecht (f/weiblich oder m/männlich).

Wolf „GW3179m“ und taucht in den Listen des HLNUG zum ersten Mal in Schlüchtern auf. Das heißt: Das Tier wurde neu in der Region nachgewiesen. Ob es sich um den gleichen Wolf handelt, der zuletzt in Wirtheim das Schaf gerissen hat, muss noch anhand von DNA-Analysen untersucht werden.

Das Landesamt betont in diesem Zusammenhang, dass es anhand von Fotonachweisen schwierig ist, einen einzelnen Wolf zu identifizieren. „Dies ist nur in Ausnahmefällen möglich“, so die Wolfs-Experten. Ein Ausnahmefall ist zum Beispiel ein körperliches Handicap, wie drei Beine, ein fehlendes Auge oder ein geknicktes Ohr. So könnte es auch sein, dass auf den Fotos gar nicht Wolf „GW3179m“ zu sehen ist, sondern ein anderes Wolfs-Individuum auf der „Durchreise“.

Wolf Acker
In Schlüchtern wurde ein Wolf auf einem Acker fotografiert. © Markus Schöppner/HLNUG

Aufschluss gibt die DNA. Sollte die Analyse bei einem der Verdachtsfälle in Schlüchtern und Umgebung den Wolf „GW3179m“ als „Täter“ überführen, beginnt das HLNUG im nächsten Schritt ein aktives Wolfsmonitoring und stellt gezielt Wildkameras in besagten Regionen auf.

Denn dann stellt sich die Frage, ob Wolf „GW3179m“ im Kinzigtal sesshaft wird - oder bereits ist. „Ein Wolf gilt gemäß bundesweiter Monitoringstandards als sesshaft, wenn dasselbe Individuum mittels genetischer Nachweise über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten in einem Gebiet nachgewiesen wurde“, berichtet das HLNUG auf Nachfrage unserer Zeitung.

Aktuelle Wolfsnachweise und Verdachtsfälle

Nachweise:

19. April - Gutsbezirk Spessart/Main-Kinzig-Kreis - Video

1. April - Freiensteinau/Vogelsberg - Foto

23. März - Freiensteinau/Vogelsberg - Rinderkalb

20. März - Alsfeld/Vogelsberg - 4 Schafe tot, 1 Schaf verletzt

17. März - Schlüchtern/Main-Kinzig-Kreis - Foto

15. März - Bad Orb/Main-Kinzig-Kreis - Foto

12. März - Schlüchtern/Main-Kinzig-Kreis - Foto

20./21. Februar - Schlüchtern/Main-Kinzig-Kreis - 4 Schafe tot

Verdachtsfälle (DNA-Analyse steht noch aus):

9. April - Biebergemünd/Main-Kinzig-Kreis - Schaf

5. April - Gutsbezirk Spessart/Main-Kinzig-Kreis - Rotwildkalb

31. März - Schlüchtern/Main-Kinzig-Kreis - Waschbär

29. März - Schlüchtern/Main-Kinzig-Kreis - Reh

Stand: 21. April - 11.10 Uhr; Quelle: Wolfszentrum Hessen

Durch die vermehrte Zahl von Wolfsnachweisen mahnt das HLNUG einen respektvollen Umgang mit den Wildtieren an und räumt mit Vorurteilen gegenüber den Wölfen auf. Laut Landesamt bestehe eine Gefahr für den Menschen und eine Gefährdung durch Tollwut nicht. „Seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland vor über 20 Jahren hat kein Übergriff von Wölfen auf Menschen stattgefunden“, betont das Hessische Landesamt.

„Wolfsübergriffe in anderen Ländern wie beispielsweise dem Iran oder der Türkei sind zum Großteil auf mit Tollwut erkrankte Tiere zurückzuführen. Dank der Ausbringung von Impfködern gilt Deutschland seit 2008 als tollwutfrei.“

Wolf läuft in Fotofalle
Seit einigen Jahren tauchen immer wieder Wolfsnachweise auch im benachbarten Vogelsbergkreis auf. Hier lief 2021 ein Wolf in eine Fotofalle. © HLNUG/dpa

Seit mehreren Jahren gibt es in ganz Hessen sesshafte Wölfe, die anhand von Wolfsmonitoring durch das Landesamt dokumentiert werden. Das HLNUG weist auf ihrer Webseite insgesamt sechs Territorien in Hessen aus, bestehend aus drei Rudeln, zwei Einzeltieren und einem unklaren Status.

TerritoriumKürzelStatusReproduktionWelpen
ButzbachBUZEinzeltier--
LudwigsauLUDunklar--
RüdenheimRÜDRudelja1
SpangenbergSPAEinzeltier--
WaldkappelWAKRudelja5
WildfleckenWILRudelja6

Tabelle: Stand 3. April 2023, Quelle: HLNUG

Insgesamt sechs Wolfsterritorien gibt es aktuell in Hessen. In diesen Gebieten betreibt auch das HLNUG aktives Wolfsmonitoring.  © HLNUG

Derzeit gefährdet auch ein Wolf den Mufflonsbestand auf dem Truppenübungsplatz in Wildflecken. Da die Tiere keinen natürlichen Fluchtinstinkt besitzen und kaum an die Lebensbedingungen in Deutschland angepasst sind, hat der Wolf hier leichtes Spiel.

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