Die Klinik Lohrey GmbH war bislang eine Klinik zur Rehabilitation sowie für Anschlussheilbehandlungen für Innere Medizin, Orthopädie und Geriatrie. Erbracht werden stationäre, teilstationäre und ambulante Leistungen. Vor Jahresfrist standen dort 177 Betten zur Verfügung.
Die Rhönblick-Klinik, deren Betreiberin die Gesundes Leben GmbH ist, verfügt über gut 100 (maximal 115) Betten und galt als qualifizierte Reha-Einrichtung für Innere Medizin und Orthopädie, auch für Anschlussheilbehandlungen. Eine „Spezialdisziplin“ war dort bis dato die Lungenheilkunde. Ende 2021 arbeiteten in beiden Kliniken knapp 250 Beschäftigte.
Die Klinik St. Marien GmbH & Co. KG ist ein Reha-Klinik für orthopädischer und unfallchirurgische Behandlungen mit einem Schwerpunkt in der Geriatrie. Die Mitarbeiterzahl beträgt derzeit gut 100, die Anzahl der Betten liegt bei 200.
Um sofortige Schließungen zu vermeiden, sei die Insolvenzverwaltung auf das „alternativlose“ Angebot der in unmittelbarer Nachbarschaft zu Lohrey gelegenen Klinik St. Marien eingegangen und habe mit deren Leitung eine Fortführungsvereinbarung geschlossen. Weitere Details wollten jedoch der bisherige Geschäftsführer der Schwester-GmbHs sowie die Firma Innovatis gegenüber unserer Zeitung nicht nennen. Ein am Montag (31. Oktober) angekündigtes Statement steht noch aus.
Offenkundig wurden aber Mitarbeiterlisten an die Chefetage in St. Marien ausgehändigt, um jene Beschäftigten zu adressieren, mit denen die beiden Kliniken vorläufig weiterzuführen wären. Laut der geschäftsführenden St. Marien-Gesellschafterin Yun Zhang und Klinikleiterin Claudia Kugler wurde nach Verhandlungen mit dem Lohrey-Betriebsrat 53 Personen die Weiterbeschäftigung angeboten, in der Rhönblick-Klinik 26 Beschäftigten. In Betriebsversammlungen am Freitag (28. Oktober) wurde dann der restlichen Belegschaft, etwa 180 Menschen, gekündigt. Die Fristen betragen zwischen vier und zwölf Wochen.
Aus der Belegschaft werden diese Versammlungen, in denen Emotionen hochgekocht sein sollen, als „unsäglich“ bezeichnet. Zahlreiche Beschäftigte seien danach geschockt gewesen. Kugler und Zhang beklagen wiederum, dass sie zu Unrecht für die Gesamtsituation und somit auch für die Kündigungen verantwortlich gemacht würden. Die Ursachen lägen aber nicht in St. Marien. Vielmehr würde diese seit dem Wochenende auch mit eigenem Personal in der Klinik Lohrey aushelfen.
Im Moment sehe sich die Klinik St. Marien als Nothelferin für den Weiterbetrieb und die Versorgung der noch 80 Lohrey-Patienten. Dies geschehe auch aus sozialer Verantwortung. Natürlich gebe es zugleich ein wirtschaftliches Interesse, um zum Beispiel mit beiden Häusern ein geriatrisches Reha-Zentrum in Hessen zu schaffen. Dafür gingen die Gesellschafter der Klinik St. Marien ungesichert in Vorleistung, obwohl die Eigentümerfrage, die künftige Kostenstruktur und der Investitionsbedarf nicht geklärt seien.
Es sei aber nie geplant gewesen, die Rhönblick-Klinik „leerlaufen“ zu lassen. Weil aber ein Großteil des dort gekündigten Personals zum 1. November von der Arbeitsleistung freigestellt worden sei, hätten die etwa 60 dort noch untergebrachten Reha-Patienten das Haus verlassen.
Die Marienklinik-Leitung betont, man habe Verständnis für aufgestauten Frust und Kritik wegen der sehr kurzfristig eingetretenen Ereignisse. Doch hasserfüllte Vorwürfe trügen nichts zur Beruhigung der Lage bei. Es bleibe aber bei dem Angebot, mit allen bisher Beschäftigten ein sachliches Gespräch zu führen.