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Demonstrationen gegen Reichsbürgerladen in Hasselroth

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Rund 300 Menschen demonstrieren auf der Bahnhofstraße gegen extremistische Bestrebungen in Hasselroth.
Demonstrationen gegen den geplanten Reichsbürgerladen in Hasselroth (Main-Kinzig-Kreis) © Matthias Abel

300 Menschen haben in Hasselroth gegen einen geplanten Reichsbürgerladen protestiert. Obwohl die Eröffnung wegen des großen Medienechos abgesagt worden war, rechnet der Bürgermeister mit einem längeren Kampf gegen die als extremistisch eingestufte Organisation.

Main-Kinzig-Kreis - Bürgermeister Matthias Pfeifer (SWG) glaubt nicht daran, dass das Problem schon behoben ist. Er warnte davor, sich „einlullen zu lassen. Diese Menschen sind nicht nett, sie wollen ihre eigenen staatlichen Strukturen aufbauen und gleichzeitig die Ansprüche der Bundesrepublik Deutschland in Anspruch nehmen. Das hat schizophrene Züge: Sie etablieren ihre eigene Währung, ihre Miete zahlen sie in Euro.“

Main-Kinzig: 300 Menschen demonstrieren gegen geplanten Reichsbürgerladen

Wenn es nach der Gemeinde im Main-Kinzig-Kreis geht, wird Letzteres nicht mehr allzu lange passieren. Wie Pfeifer betonte, befinde er sich gemeinsam mit dem Landrat in einem „guten Austausch“ mit den Vermietern, um zu erörtern, wie der Mietvertrag beendet werden könne. Trotzdem sei mit einer raschen Lösung wohl nicht zu rechnen.

An der etwa 30-minütigen Demonstration am Samstag nahmen nicht nur Menschen aus Hasselroth, sondern auch aus anderen Kommunen, vor allem aus Gelnhausen, teil, darunter Vertreter der Jusos und der Jungen Union. Kamerateams von RTL und vom Hessischen Rundfunk verfolgten die Demonstration und richteten ihre Objektive unter anderem auf die zahlreichen Transparente, auf denen Sätze wie „Reichsbürger raus“, „Nein zu Verfassungsfeinden“ oder einfach „Nieder mit dem König“ zu lesen waren.

Demo im Main-Kinzig-Kreis: „Kein Königreich in Hasselroth“

Neben dem Bürgermeister sprachen Landrat Thorsten Stolz, der Vorsitzende der CDU Main-Kinzig, Max Schad, und Dekan Wilhelm Hammann. Aufgerufen zum Protest hatte das Bündnis „Kein Königreich in Hasselroth“, das aus allen politischen Gruppierungen und den beiden Kirchengemeinden besteht und das sich Anfang der vergangenen Woche gegründet hat.

Die Reichsbürger hatten die Gründung eines sogenannten Projektzentrums als „Außenstelle des Königreichs Deutschland“ angekündigt. Das Gebäude sei bereits im März 2021 angemietet worden. Ein Gewerbe sei bislang nicht angemeldet worden, das Gebäude sei ein Wohnhaus, sagte Bürgermeister Pfeifer. (Lesen Sie hier: Reichsbürger-Organisation sagt Laden-Eröffnung im Main-Kinzig-Kreis ab)

Auf Demo folgt Presseerklärung des Projektzentrums „EMX Exchange“ aus Frankfurt

Von den Bewohnern der Immobilie, die sich als vegane Selbstversorger bezeichnen, war während der Demonstration nur wenig zu sehen. Einmal verließen mehrere jüngere Menschen das Grundstück, um eine Lebensmittellieferung entgegenzunehmen. Zu Gesprächen mit den Protestierenden kam es nicht.

Allerdings haben die Initiatoren des Projektzentrums, „EMX Exchange“ mit Sitz in Frankfurt und Hauptsitz in Wittenberg, eine Presseerklärung verschickt. „Wir lehnen die Bundesrepublik Deutschland nicht ab, sondern halten uns an das Grundgesetz und an die geltenden Gesetze“, heißt es darin. Von Kontakten in die Neonazi-Szene, ebenso wie von Gewalt jeglicher Art und der Bezeichnung als Reichsbürger distanzieren sich die Initiatoren in der Stellungnahme. (mab)

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