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27 Tatvorwürfe von Raub bis gefährliche Körperverletzung: 23-Jähriger muss in psychiatrische Klinik

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Ein 23-Jähriger aus Bad Soden-Salmünster musste sich wegen 27 Tatvorwürfen vor Gericht verantworten - darunter Raub, Bedrohung und gefährliche Körperverletzung. (Symbolbild) © Maurizio Gambarini/dpa/dpa-Bildfunk (Symbolbild)

Ein 23-Jähriger aus Bad Soden-Salmünster wird dauerhaft in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik untergebracht. Das hat die 2. Große Strafkammer des Landgerichts Hanau unter Vorsitz von Richterin Dr. Katharina Jost entschieden.

Bad Soden-Salmünster - Der afghanische Staatsbürger musste sich wegen insgesamt 27 Tatvorwürfen verantworten. Ihm wurde Raub, Diebstahl, Sachbeschädigung, versuchte und gefährliche Körperverletzung, Bedrohung, Fahren ohne Fahrerlaubnis und Besitz von Betäubungsmitteln vorgeworfen. Tatzeitraum war zwischen Ende Mai 2021 und Mitte März dieses Jahres. Die Taten geschahen in zahlreichen Städten zwischen Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) und Frankfurt. Außerdem wurde am Rande des Prozesses bekannt, dass gegen den Angeklagten auch noch in Berlin ein Verfahren wegen versuchten Totschlags anhängig ist.

Main-Kinzig-Kreis: 27 Tatvorwürfe - 23-Jähriger muss in psychiatrische Klinik

Im Verlauf der Beweisaufnahme konnten ihm mithilfe der Aussage von zahlreichen Zeugen die schwerwiegendsten Taten nachgewiesen werden, insbesondere zwei versuchte gefährliche Körperverletzungen in Tateinheit mit Bedrohungen, mehrere Raubtaten und versuchte Diebstähle. Nach den Ausführungen des Sachverständigen reichten allein diese Taten aus, um das Erfordernis einer Unterbringung feststellen zu können.

Dies deckte sich auch mit der Einschätzung der Betreuerin des Angeklagten. Die Unterbringung wurde daher vom Landgericht – gestützt auf diese Taten – angeordnet, die restlichen Vorwürfe aus der Sicherungsschrift mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft eingestellt. (Lesen Sie hier: Familienstreit eskaliert: 24-Jähriger bedroht Großeltern mit Schusswaffe)

Nach Feststellung des Gerichts soll der 23-Jährige die Taten im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen haben, da er an einer paranoiden schizophrenen Psychose sowie einer Intelligenzminderung leidet. Seit seiner Festnahme vor etwa gut einem halben Jahr war er ohnehin schon in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Haina untergebracht.

Laut der umfangreichen Anklageschrift hatte sich ein Großteil der Taten im Altkreis Schlüchtern zugetragen. So versuchte der Angeklagte in den Abendstunden des 18. September 2021 in ein Geschäft in der Sodener Straße in Salmünster einzubrechen. Mit einem Pflasterstein zertrümmerte er dort die gläserne Eingangstür. Der Krach machte Zeugen auf den Vorfall aufmerksam, sodass der Mann unverrichteter Dinge flüchtete. Nur wenige Tage später brach er am selben Ort mit Gewalt die Lenkradsperre eines Motorrads auf und durchtrennte überdies noch Kabel. Der Diebstahl gelang letztlich nicht, dafür entstand ein Schaden in Höhe von etwa 2500 Euro an dem Zweirad.

Umfangreiche Anklageschrift: Raub bis gefährliche Körperverletzung

Ende November attackierte er auf einem Trampelpfad nahe der Pacificusstraße in Bad Soden eine Frau, die gerade ihren Hund ausführte. Zunächst beschimpfte er sie, dann trat er nach ihr. Schließlich versuchte er, sie mit einer Metallstange anzugreifen. Ebenfalls in der Pacificusstraße suchte er sich kurz vor Weihnachten eine andere Frau als Opfer. Auch sie beschimpfte er, bevor er ihr auf der Flucht mit einem handtellergroßen Stein hinterherrannte.

Immer wieder beging der junge Mann auch Ladendiebstähle. Mehrere Menschen wurden Opfer seiner Raubtaten. So soll der 23-Jährige am 31. Mai vergangenen Jahres in der Nähe des Hanauer Hauptbahnhofs einen 54-Jährigen angegriffen haben. Den Lehrer, der mit dem Zug nach Hause fahren wollte, umklammerte er von hinten mit den Worten: „Gib’ mir die 100 Euro.“ Es kam zu einem Gerangel, woraufhin beide zu Boden gingen. Das Opfer erlitt beispielsweise Prellungen und ein Schädel-Hirn-Trauma. Außerdem leidet er bis heute nach eigenen Angaben erheblich unter den psychischen Folgen und ist weiterhin dienstunfähig.

Ein 51-Jähriger wurde in der Hanauer Innenstadt Opfer eines Überfalls. Er wehrte sich und kam mit geringen Verletzungen davon. Ferner soll der Angeklagte auch einen Mann in einem Gelnhausener Parkhaus angegangen haben. (ls)

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