Anschlag in Hanau: Verschlossener Notausgang an Tatort - Untersuchungen laufen

War einigen Opfern des Anschlags in Hanau womöglich ein Fluchtweg verschlossen? Im Hanau-Untersuchungsausschuss des hessischen Landtags haben mehrere Polizisten von einer verschlossenen Notausgangstür an einem der Tatorte in der Tatnacht des Anschlags berichtet.
Hanau/Wiesbaden - Es sei ihm jedoch zu dem Zeitpunkt nicht bekannt gewesen, dass es sich bei der Tür um einen Notausgang handelte, sagte ein 36 Jahre alter Kriminalkommissar am Montag (5. September) als Zeuge in Wiesbaden. Der Beamte hatte in der Tatnacht unter anderem eine Skizze vom Tatort in der Arena Bar angefertigt. Dabei habe er diese Tür getestet, sie sei nicht aufgegangen.
Main-Kinzig-Kreis: Anschlag Hanau - Notausgang am Tatort verschlossen
Ein 43-jähriger Deutscher erschoss am 19. Februar 2020 in Hanau (Main-Kinzig-Kreis) neun Menschen aus rassistischen Motiven. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst. Der Untersuchungsausschuss soll klären, ob es rund um die Tat zu einem Behördenversagen kam. Überlebende sowie Angehörige eines der Opfer hatten Vorwürfe erhoben, weil ein Notausgang eines Tatorts verschlossen und damit ein Fluchtweg versperrt gewesen sei.
Eine 51 Jahre alte Polizeihauptkommissarin sagte als Zeugin im Untersuchungsausschuss, sie habe am Tag nach dem Attentat die Tür kontrolliert, sie sei verschlossen gewesen. Die Beamtin war am 20. Februar 2020 mehrere Stunden am Tatort in der Arena Bar gewesen - nach eigenen Worten vor allem als Ansprechpartnerin für die Spurensicherung oder Rechtsmediziner.
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Die Obfrau der Grünen-Fraktion im Ausschuss, Vanessa Gronemann, erklärte, es stehe fest, dass die Notausgangstür in der Tatnacht verschlossen gewesen sei. Zudem stelle sich die Frage, warum kein ausführlicher Tatortbefundbericht der Arena Bar gefertigt worden sei. (Lesen Sie hier: Standortfrage für Hanauer Mahnmal weiter offen - Treffen im April)
Der 36 Jahre alte Polizeibeamte und ein 63 Jahre alter Kollege berichteten im Ausschuss, in der Tatnacht nur einen ersten Tatortbericht erstellt zu haben. Er sei davon ausgegangen, dass Ermittler von anderen Dienststellen später noch einen weiteren, ausführlichen Befund fertigen würden, sagte der 36-Jährige. (dpa)