Die Familien Merx/Maienschein keltern die herbstlichen Früchte aus einem großen Einzugsgebiet: Aus Sinntal, Schlüchtern und Steinau, aber auch aus Maberzell, Fulda, Gelnhausen und sogar aus Aschaffenburg liefern die Menschen Obst an. Die Kelterei nutzt dabei das sogenannte Bag-in-Box-Prinzip: Nach dem Pressen wird der Saft sofort durch das Erhitzen auf mindestens 78 Grad pasteurisiert und in Fünf- oder Zehn-Liter-Beutel abgefüllt, welche dann in Kartons verpackt werden. So hält sich der Saft an einem dunklen, kühlen Ort mindestens ein Jahr.
Etwa einem Drittel der gepressten Äpfel ist jedoch ein anderes Schicksal vergönnt: Sie werden nicht zu Saft verarbeitet, sondern zu frischem Most – der sich wiederum in den privaten Gärfässern in Apfelwein verwandelt. Der Trester, also die ausgepressten Rückstände der Äpfel, werden von Landwirten und Schäfern für die Winterfütterung abgenommen. (Lesen Sie hier: Der Kalte Markt ist „Beck“: Künftiger Präsident zu Besuch beim Magistral)
„Es ist nicht so, dass nur die Alten den Saft machen“, stellt Andreas Maienschein fest, der den Apfel am liebsten in Form von sauergespritztem Apfelwein genießt. Das Alter der meisten Kundinnen und Kunden liege zwischen 30 und 60 Jahren. „Auch viele junge Familien kommen mittlerweile und lassen ihre Äpfel zu Saft pressen“, zeigt sich Maienschein über die Entwicklung erfreut. „Es ist gut, dass das Obst hier noch verarbeitet wird, anstatt sich nicht darum zu scheren.“ Dennoch weiß er, dass noch immer viele Früchte nicht geerntet würden und verfaulen.
Andreas Maienschein und seine Schwiegerfamilie wissen jedoch aus eigener Erfahrung, dass die Unterhaltung von Streuobstwiesen mit viel Arbeit verbunden ist. Sowohl er als auch seine Ehefrau gehen hauptberuflich anderen Tätigkeiten nach und betreiben die Kelterei nebenbei.
Hauptberuflich ist hingegen Janis Brand unterwegs: Der Fachmann für Fruchtsafttechnik aus Birstein-Untersotzbach betreibt eine mobile Kelterei, mit der er Orte in ganz Osthessen aufsucht. So ist er heute etwa in Gelnhausen und nimmt dort Äpfel an, die er direkt presst und pasteurisiert. Die Pflege von Obstbäumen und die Apfelernte sind zwar aufwendig, doch in den Keltereien liegt es förmlich in der Luft: Der Saft aus eigenen Äpfeln schmeckt einfach am besten.