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Der Krieg, die Natur und die Kunst: Auftakt der LandArt am Heiligenborn

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„Mikado" von Peter Pätzold
Peter Pätzold (links) ließ alle begeißert an der Entstehungsgeschichte seines Mikado teilhaben. © Barbara Kruse

Zum 9. Mal sind facettenreiche Kunstwerke in Wald und Flur in Hutten-Heiligenborn zu sehen. Die Kulturwerker setzen während des Kultursommers Main-Kinzig-Fulda mit ihrer Ausstellung „Kunst in der Natur“ in Szene.

Schlüchtern - Eine große Zahl an Besuchern wanderte am Samstagnachmittag (23. Juli) zusammen mit den Künstlern entlang des Parcours in Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis). Voran schritten Tubist Christophe und Sängerin Annette Szykulla mit Songs wie „These boots are made vor Walking“.

Main-Kinzig-Kreis: Auftakt der LandArt in Schlüchtern

Mitten im Wäldchen steht ein Schild des Hamburger Künstlers Mathias Berthold: „Fragen stellen, auf die es keine Antwort gibt“. Der Besucher soll das eigene Verhalten überdenken. Nebenan hat die Natur selbst ein Birkenmikado geformt. Martin Kohlhepp zeigt mit „Herr und Frau Holly-Wood vom Heiligenborn“ seinen Blick auf zwei hölzerne Zeugen des eigenen kleinen Waldstücks.

Werner Obländer komplettiert mit farbigen Plastikteilen eines der ältesten Kunstwerke vor Ort: „Wir erleben kaum noch unverfälschte Natur“, sagt er dazu. Annegret Droste beschäftigt sich mit ihrer aus Weidenruten gestellten Kuppel mit dem Leben. Inmitten schwebt eine goldene Kugel, beschwert von einem Stein. Talente und Beschwernisse machen das Leben aus, wobei die biegsamen Weidenruten verschiedene Möglichkeiten symbolisieren. (Lesen Sie hier: „Bewunderung und Respekt“: Ministerin Dorn überreicht Literaturcafé Plakette „Denkmal des Monats“)

Heu-reka? Von Gerwin von Monkiewitsch
Heu-reka? Von Gerwin von Monkiewitsch. © Barbara Kruse

Gerwin von Monkiewitsch hat einen „Stammsitz“ in den Wald gestellt. Mitten durch die rote Sitzfläche eines Stuhls stößt der Stamm eines Baumes empor. Auf einer Wiese schweben große, weiße, mit Gas gefüllte Ballons. Die „Wolken“ heißen „Auf Wiese 7 schweben“. Gleich nebenan trägt das Wort „Natur“ auf sieben mit Folie umwickelten Heuballen ein deutliches Fragezeichen. Monkiewitsch nennt dies „Heu-reka“, was als freudiger Ausruf, besonders angesichts der Lösung schwieriger Probleme gilt.

Hannes Metz hat hohles Quadratrohr mit einer Biegemaschine über Reifen gebogen. Die Herausforderung in der Fertigung seines mehrere Meter hohen Kunstwerks aus ineinander verschachtelten Kreisen bestand darin, es ins Gleichgewicht zu bringen. Mit Jugendlichen in der Ausbildung zum Industriemechaniker hat er einen roten Teppich gestaltet, dessen Motto ein Georg Bernhard Shaw-Zitat ist: „Krieg ist ein Zustand, bei dem Menschen, die sich nicht kennen, aufeinander schießen, auf Befehl von Menschen die sich wohl kennen, aber nicht aufeinander schießen.“

Kultursommer Main-Kinzig-Kreis: LandArt am Heiligenborn in Hutten

Mit Nicole Jänes Strumpfhosen-Skulptur geht es „... ab durch die Mitte!“ Farbenfrohe Türme hat die Hanauerin aus Plastikverschlüssen verschiedenster Flaschen und Behältnisse hergestellt. Jens Grundschock haben die Basaltsteine auf einem Wiesengelände inspiriert. Ein strahlend blaues Paradekissen gestaltete er wie mit einem Handkantenschlag. Seine Goldklumpen, die je nach Sonnenstand unterschiedlich leuchten, komplettieren die Landschaft ebenso wie ein weiteres verschnürtes Kissen.

Christophe und Annette Szykulla führten den Gang über den Kunstparcours mit Tuba und Gesang
Christophe und Annette Szykulla führten den Gang über den Kunstparcours mit Tuba und Gesang © Barbara Kruse

Mitreißend sprach Peter Pätzold über die Entstehungsgeschichte seiner vier beeindruckenden Stehlen aus Kiefernholz. Das Abfallholz aus diesem Werk ergab gleich noch ein weitere Objekt, das an der Wand des Bergrestaurants prangt. „Portal“ lautet dessen Titel, das den Blick des Betrachters in sich hinein zu ziehen scheint.

Peter Edelbluth stellte beim Bergrestaurant hundert Herzen für den Frieden auf. Er will sie zugunsten ukrainischer Kinder verkaufen. Dieses Projekt ist nicht Teil des Festivals. Auf dem Gelände des Bergrestaurants spielten am Abend die „Good Blues“-Musiker auf und begeisterten ein großes Publikum. (bk)

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