Auch die Grünen-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung hatte damals die Notwendigkeit der Fällarbeiten in Frage gestellt, sich letztlich aber mit der Auskunft des Bürgermeisters zufrieden gegeben. Trotzdem hatte Gerd Neumann (Grüne) von einer „schlechten Kommunikation“ gesprochen. Es wäre gut gewesen, so Neumann, wenn den Bürgern nachvollziehbar erklärt worden wäre, dass die Bäume wegen der Tiefbauarbeiten nicht zu retten seien. (Lesen Sie hier: Kanalleitungen am Stadtplatz Schlüchtern werden „von innen heraus“ saniert)
Wer den ehrlich schockierten Damen auf dem Stadtplatz zuhört und die Schimpftiraden in den sozialen Netzwerken verfolgt, dem kommt der Vorwurf der „schlechten Kommunikation“ plausibel vor. Erst als nun bei Facebook jemand einen früheren Artikel aus unserer Zeitung teilt, in der Bürgermeister Möller bereits detailliert auf Kritik antwortet und Hintergründe erklärt, flaut der Shitstorm etwas ab – bis zum nächsten Mal.
Dieser nächste Sturm der Entrüstung könnte dann aufziehen, wenn den Flaneuren bewusst wird, dass Autofahrer künftig von der Krämerstraße aus nicht mehr auf den Stadtplatz fahren und dort parken können. Denn die Baupläne sehen vor, dass die Krämerstraße in etwa im Bereich vor dem Einzelhandelsgeschäft Sport-Flemmig in einer Sackgasse endet. Und: Die Wassergasse soll nach der Fertigstellung aus Richtung Unter den Linden wieder Einbahnstraße werden, wie es kurzzeitig schon einmal der Fall war – jetzt aber dauerhaft.
Wie Thomas Rau von der Stadtverwaltung in einer Sitzung der „Lokalen Partner“ erklärte, stehe mittlerweile fest, welcher Kanalbauer die Versorgungsleitungen im Untergrund des Platzes erneuern soll. Ab April/Mai könnte damit begonnen werden. Noch im März entscheide sich, welche Firma den eigentlichen Stadtplatz gestalten werde.
Dessen Arbeiten würden wohl zehn Monate dauern. Bevor es los geht, sollen alle Anlieger informiert werden. Wohin der Wochenmarkt für den Zeitraum umziehe, müsse noch entschieden werden.
Im November 2020 hatte sich eine Jury aus Fachplanern und städtischen Vertretern einstimmig für den Gestaltungsentwurf des Büros „Foundation 5“ entschieden. Der Moderator der Jury, Professor Gerd Aufmolk, hatte damals gesagt, „der Vorschlag hält alles aus: Markt, Feiern, Kultur, Aufenthalt“ und sich begeistert gezeigt.
Die prägenden Elemente des multifunktionalen Entwurfs sind die Wasserfontänen vor dem Rathaus, die Sitz -elemente, die auf dem Platz beliebig verschoben und neu gruppiert werden können, die Wasserrinne entlang der Wassergasse, die an den einst dort verlaufenden Graben erinnert, sowie zahlreiche Amberbäume, die für ein Spiel aus Sonne und Schatten sorgen sollen. Ach ja, Shitstorm-Gefahr Parkplätze: Ihre Zahl reduziert sich um 1 auf 22.