1. Fuldaer Zeitung
  2. Kinzigtal

Bien-Zenker trotzt Zinsphase: Fertighaushersteller kompensiert Inflation mit Umsatzsteigerung

Erstellt:

Von: Tim Bachmann

Bien-Zenker steigert Umsatz trotz Inflation
5,5 Millionen Euro hat Bien-Zenker in die Modernisierung der Werkshallen und Anlagen investiert. Ein Investment, das zu einer Kapazitätssteigerung von 30 Prozent führen wird, wie Marco D’Agostino berichtet. © Tim Bachmann

1000 Fertighäuser wird Bien-Zenker in diesem Jahr herstellen. Das sind gut 100 mehr als im Vorjahr. Und 2023 sollen 1100 Häuser der Marken Bien-Zenker und Living House in Schlüchtern produziert werden.

Schlüchtern - Es sind beeindruckende Zahlen, die Bien-Zenker-Geschäftsführer Marco Hammer am Freitag (16. September) einer Gruppe von Journalisten am Standort der Firma in Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) präsentiert. Im Jahr 2021 herrschte im Bausektor Hochkonjunktur. 110.000 Häuser, davon 25.500 in Holz-Fertigbauweise bedeuten ein Allzeithoch, so Hammer.

Main-Kinzig-Kreis: Bien-Zenker kompensiert Inflation mit Umsatzsteigerung

Und von diesem Hoch habe auch der Fertighausbauer am Distelrasen mit den Marken Bien-Zenker und Living House profitieren können. Hammer gibt den Journalisten, die vom Bundesverband Deutscher Fertigbau zu einer „Fertighaus-Pressereise“ eingeladen waren, einen Einblick in die Firma – von den Anfängen 1906 als Zimmerei in Birstein, über die Spezialisierung auf Fertighäuser im Jahr 1967 bis hin zum heutigen, digitalisierten und standardisierten Hausbau mit den Baustraßen in den Werkshallen am Distelrasen. Quasi von der Großschreinerei zur industriellen Fertigung, wie es Hammer ausdrückt.

Überhaupt laufe heute vieles digital, auch im Kundenbereich, worauf im Laufe des Vormittags auch Geschäftsführer Marco D’Agostino während einer Führung durch die Werkshallen eingeht.

Doch zurück zu Hammer und den beeindruckenden Zahlen: 2021 sei ein aufregendes Jahr für die Firma gewesen. Die Entwicklung am Holzmarkt habe natürlich Probleme bereitet. Doch mittlerweile habe sich die Situation zumindest etwas gefangen. Dafür gebe es andere „Baustellen“, die Bien-Zenker und Living House vor Herausforderungen stellen.

So nennt Hammer als Beispiel die schwierige Zinslage, durch die einige Kunden weggebrochen seien. Und auch die „hausgemachte“ Preisgarantie. So können die Bauherren ihr Haus zu einem Festpreis bestellen, das 18 Monate – früher waren es 24 Monate – später stehen soll. „Wir stehen zu der Preisgarantie. Aber da trifft uns die Inflation massiv“, verdeutlicht der Bien-Zenker-CEO Hammer. (Lesen Sie auch: Caravan-Messe in Düsseldorf: Knaus Tabbert meldet „überragende Verkaufszahlen“)

Die Situation sei zwar ärgerlich, aber nicht bedrohlich, schließlich habe man dies mit einer deutlichen Umsatzsteigerung kompensieren können. Dennoch rechnet Hammer mit „sieben bis acht Prozent, die wir in der Marge verlieren. Das ist schon schmerzhaft“. Entsprechend habe das Unternehmen reagiert und in diesem Jahr seine Preise um etwa sechs Prozent erhöht, wie Hammer erklärt.

Bien-Zenker aus Schlüchtern erhöht Preise etwa um sechs Prozent

Angesprochen auf das Gerücht, dass einige Firmen ihren Kunden die „Alt-Verträge“ abgeschwatzt hätten, erklärt der CEO, zwar auch von solchen „Machenschaften“ gehört zu haben, für die Oikos-Gruppe, zu der Bien-Zenker gehört, könne er das aber ausschließen. „Wir verdienen noch Geld, wenn wir Häuser verkaufen. Aber leider nicht in dem Rahmen, den wir gern hätten“, sagt er und lächelte bedauernd. (Lesen Sie auch: Nachfrage bricht ein: VR Immobilien befürchtet deutliche Krisen-Folgen)

Marco D’Agostino gibt anschließend einen Einblick in die „Zimmerei“ aus dem Jahr 1993 mit Anlagen aus dem Jahr 1996, die seit dem vergangenen Jahr im großen Stil modernisiert wird. 5,5 Millionen Euro fließen in den Umbau, der eigentlich im Sommer abgeschlossen gewesen sein sollte. „Es lebe die Lieferkette“, scherzt D’Agostino. Denn aus Sommer wurde Herbst – und nun hoffe er auf eine Fertigstellung im Winter. Dann aber könne mit einer 30-prozentigen Kapazitätssteigerung gerechnet werden.

Video: Zinsen, Kosten, Materialmangel - Zerplatzt der Traum vom Eigenheim?

Interessantes erzählt D’Agostino zur Digitalisierung, denn in der Fertigungshalle läuft bereits vieles digital. „Das hier wird das Haus ‚Müller‘. Dafür gibt es einen Datensatz. Und jede Maschine kann sich die entsprechenden Daten ziehen.“

Darüber hinaus habe man an einem Hauskonfigurator gearbeitet, den es so nicht gegeben habe. Wer nun ein Haus kauft, erhält ein digitales 3-D-Modell und kann schon loslegen. Diese Fenster, jene Tapeten, diese Fliesen. „Wir haben in der Corona-Zeit Häuser verkauft, ohne dass Kunden in der Bemusterung waren.“ An dieser „Baustelle“ wird weiterhin getüftelt.

Auch interessant