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„Glich emotional einer Hinrichtung“: Bisheriger Geschäftsführer der Reha-Kliniken äußert sich

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Main-Kinzig-Kreis: Klinik Lohrey insolvent
Die Klinik Lohrey ist eine der beiden in Not geratenen Reha-Kliniken in Bad Soden. © Barbara Kruse (Archivfoto)

Nach der gescheiterten Insolvenz in Eigenverwaltung, die seit Dezember 2021 für die jeweilige Betriebs-GmbH der beiden Kliniken Lohrey und Rhönblick lief, hat sich Tobias Bretthauer als bisheriger Geschäftsführer in einem vierseitigen Schreiben an die Belegschaft der beiden Reha-Kliniken gewandt.

Bad Soden - Darin merkt der Brachttaler an, dass er die Beschäftigten über die Inhalte der Sanierungsansätze in dem seit Dezember 2021 laufenden Insolvenzverfahren gern schon im Vorfeld der Betriebsversammlungen Ende Oktober informiert hätte. Bei diesen erfuhren die Mitarbeiter beider Kliniken nicht nur über den geplanten Einstieg der Klinik St. Marien als Investorin im Wege einer Fortführungsvereinbarung, sondern der Großteil des Personals erhielt dort zugleich seine Kündigungsschreiben ausgehändigt. Diese gingen teils mit einer sofortigen Freistellung einher.

Main-Kinzig-Kreis: Bisheriger Geschäftsführer der Reha-Kliniken äußert sich

Allerdings habe Bretthauer „die dringende Empfehlung“ erhalten, so wenig wie möglich zu berichten. Den Rat habe er auch deshalb befolgt, weil „noch bis kurz vor Schluss verschiedene Optionen und Lösungen für die Häuser angegangen und verhandelt wurden“. Die beiden Betriebsversammlungen am 28. Oktober seien aus seiner Sicht aber „unzumutbar“, aufgrund der notwendigen Abläufe zuvor aber nicht mehr anders umsetzbar gewesen.

Für ihn persönlich „glich diese Veranstaltung auch emotional einer Hinrichtung. Es war im Vorfeld vollkommen anders geplant und auch teils unausweichliche Kündigungen sollten auf üblichem Wege per Post zugestellt werden“.

Dies sei aber nicht mehr möglich gewesen, weil der beratende Rechtsanwalt die „finale Personalliste, die unzählige Male angefragt wurde“, von den Investoren erst am Nachmittag des Vortages erhalten habe. Durch Änderungswünsche seien ihm die Kündigungsschreiben und Massenentlassungsanzeigen „knapp zwei Stunden vor der Versammlung“ zugegangen.

Schon eine Woche vor dem Ausspruch der Kündigungen hätte das Personal und der Lohrey-Betriebsrat von den Investoren informiert und entsprechend Vertrauen aufgebaut werden können, doch die Teilnahme an solchen Terminen sei „immer kurz vorher“ mit dem Hinweis verweigert worden, man sei in dem Verfahren nicht „Partei“. Für Bretthauer sind dies jedoch „fadenscheinige Ausreden“. (hgs)

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