Ähnlich sieht es Werner Kress, Tankstellenbetreiber in Steinau. Besondere Schutzvorkehrungen trifft er nicht, ebenso wenig wie Julian Ommert und Bärbel Schwanke in Sinntal. „Wir haben eine Schutzscheibe an der Kasse. Ich wüsste aber nicht, was ich an der momentanen Situation ändern könnte. Für Vorschläge wäre ich dankbar“, meint Kress.
Etwa einmal pro Woche komme es vor, dass ein Kunde die Maskenpflicht bewusst ignoriert. Die betreffende Person werde dann darauf hingewiesen, dass er so eigentlich nicht einkaufen könne. „Aber wenn er dann schon etwas auf den Tresen legt und bezahlen will, kann man ihn schlecht wegschicken“, so Kress. Schimpfereien wie „Scheiß Maskenpflicht“ höre man aber schon ab und zu. (Mit dem Corona-Ticker für den Main-Kinzig-Kreis bleiben Sie auf dem Laufenden)
„Ich bin von Grund auf nicht so ängstlich, aber das Risiko ist immer da, dass etwas passiert“, räumt der Steinauer Tankstellenbetreiber ein. „Für mich ist es einfach, weil ich hinten im Büro arbeite. Aber man trägt ja die Verantwortung für die Mitarbeiter. Ich hoffe, dass das jetzt nicht noch mehrfach passiert.“
Doch nicht alle Zapfsäulenbesitzer sehen die Situation gelassen. Amir Bonakdar, der eine Tankstelle in Schlüchtern unterhält, berichtet von zahlreichen Konflikten zwischen seinen Kassierern und den Kunden. „In mehreren Fällen haben wir sogar schon das Ordnungsamt angerufen, aber die können nichts machen. Meine Mitarbeiter haben Angst, zur Arbeit zu kommen“, beklagt er.
Seine Tankstelle habe rund 700 Kunden pro Tag. Es sei schwierig, die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. Diesbezüglich fühlt sich Bonakdar von der Regierung alleingelassen. Man halte sich nur an die Regeln zur Maskenpflicht, „trotzdem bedrohen und beschuldigen uns die Kunden“. Bonakdar kann den Unmut der Menschen, bezogen auf die Maskenpflicht, teilweise verstehen, denn „die Leute wollen atmen“. Aber: „Dass ein Mensch deswegen stirbt, das ist schon heftig.“
Bonakdar wünscht sich mehr Sicherheit für seine Mitarbeiter. Eine Lösung wäre in seinen Augen ein Sicherheitsdienst. „Aber es gibt 12.200 Tankstellen in Deutschland. Wer kann es sich denn schon leisten, Security vor der Tür stehen zu haben?“ Nun hofft er, dass sich der Vorfall von Idar-Oberstein nicht wiederholt. „Ich sage meinen Mitarbeitern immer: Wenn jemand mit einer Pistole oder einem Messer kommt, sollen sie nicht den Helden spielen und einfach das Geld herausgeben.“ Grundsätzlich erscheint dieser Ratschlag sinnvoll. Im Fall des Täters von Idar-Oberstein hätte dieser aber wohl nicht geholfen.