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Enttäuscht von der großen Liebe: 34-Jähriger lernt Frau auf Datingportal kennen - und verliert 8000 Euro

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Vorsicht vor Betrug rund um den Prime Day
Eine Frau hat einem 34-Jährigen aus dem Main-Kinzig-Kreis 8000 Euro gestohlen. © Zacharie Scheurer/dpa

Auf einem Portal im Internet hatte der 34-Jährige eine junge Frau aus Frankfurt kennengelernt. Nachdem er laut Staatsanwaltschaft sexuelle Dienstleistungen von ihr in Anspruch genommen hatte, kam für den Mann aus einem Schlüchterner Stadtteil schon bald das böse Erwachen.

Schlüchtern - Die 22-Jährige mit Namen „Jessica Fisch“ bat ihn um 8000 Euro. Damit wolle sie Mietschulden bezahlen, berichtete er. Später sollte das Geld für ihre Mutter sein. Und sie wollte es angeblich zurückgeben, zunächst in monatlichen Raten von zehn Euro. Wenn es ihre finanziellen Möglichkeiten erlaubten, auch mehr.

Und weil sie „von Liebe erzählte“, er sich nach eigenen Angaben verliebt hatte und sie kurz nach dem Kennenlernen gemeinsam Zukunftspläne schmiedeten – schon von einem Umzug in den Bergwinkel im Main-Kinzig-Kreis war die Rede –, wollte er ihr helfen. Allerdings verfügte er nicht über den geforderten Geldbetrag. Also wandte er sich an seine Eltern, damit diese ihm das Geld zur Verfügung stellten. Die wollten das Geld zur Verfügung stellen, vorher die Dame aber näher kennenlernen. Tatsächlich kam es zu einer persönlichen Begegnung, bei der sie auf Drängen wohl auch einen Pass auf den Namen „Jessica Fisch“ vorlegte.

An einem Tag Anfang April 2020 – die Eltern hatten die 8000 Euro mittlerweile an ihren Sohn übergeben – wollte das junge Glück zusammen in Schlüchtern einkaufen gehen. Die 22-Jährige, so die Absprache damals, sollte zuvor eigentlich von ihrer Freundin in den Bergwinkel gebracht werden. (Lesen Sie hier: Festnahmen nach 17 Brandstiftungen - Drei mutmaßliche Feuerteufel aus dem Main-Kinzig-Kreis)

Main-Kinzig-Kreis: 34-Jähriger lernt Frau auf Datingportal kennen und verliert 8000 Euro

Doch dann kam es anders: Die Freundin konnte angeblich nicht. Also reiste die Dame mit dem Zug an. Der 34-Jährige holte sie am Bahnhof ab und beide gingen in einen Schlüchterner Einkaufsmarkt. Auf dem Parkplatz erledigte er noch etwas im Kofferraum, während sie alleine auf dem Beifahrersitz verweilte. An der Kasse angekommen, eilte sie noch einmal zurück in den Laden. Angeblich um Champignons zu holen, wie der Mann im Zeugenstand vor dem Amtsgericht Gelnhausen berichtete. Er wartete in dieser Zeit geduldig. Doch die Dame kam nicht wieder, war auch in dem Markt nicht mehr auffindbar.

Dann die böse Überraschung – auch der Umschlag mit den 8000 Euro, der in der Fahrertür des Autos steckte, war verschwunden. Also fuhr er laut seiner Aussage zum Bahnhof, weil es nahe lag, dass sie wieder mit dem Zug abreisen würde. Doch weit gefehlt. Die inzwischen eingeschaltete Polizei sichtete die Aufnahmen der Überwachungskamera des Marktes. Dort war zu erkennen, wie die junge Frankfurterin den Markt klammheimlich verlassen hatte und draußen vor dem Eingang in einen Pkw eingestiegen war.

Die Frau heißt im wirklichen Leben auch ganz anders. Zur Gerichtsverhandlung vor dem Amtsgericht Gelnhausen war sie mit einem Anwalt erschienen - und schwieg fast ausschließlich zum Vorwurf des Diebstahls.

34-Jähriger von großer Liebe enttäuscht: Frau lässt 8000 Euro mitgehen

Lediglich einmal, als es um einen Vertrag wegen des geliehenen Geldes ging, entfuhr es ihr, dass sie so etwas niemals unterschrieben habe. Das brachte ihr sofort einen „Ordnungsruf“ ihres Verteidigers ein. Eine schweigende Angeklagte, das war offenbar seine Strategie. Der Anwalt wollte eher den enttäuschten Liebhaber zum Reden bringen. Mit zahlreichen Fragen konfrontierte er ihn, so dass der Mann irgendwann erschöpft um eine Erholungs- und Trinkpause bat.

Und der Advokat fand „wunde“ Stellen. Beispielsweise hatte der 34-Jährige seinerzeit bei einer Bildvorlage diverser Frauen bei der Polizei eine andere Dame als die Beschuldigte herausgedeutet – und nicht die Angeklagte. Jetzt vor Gericht wollte er sie aber sicher wiedererkannt haben.

Um offene Fragen zu klären, vertagte zunächst Richterin Anna Schad. Bei einem weiteren Termin sollen zwei Schlüchterner Polizeibeamte, die mit dem Fall betraut waren, als Zeugen gehört werden. (ls)

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