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96 Mal im Einsatz: Ermittlungen gegen falschen Notarzt dauern an

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Notarzt Jacke
Ein Mann war im Sommer in den Landkreisen Main-Kinzig und Vogelsberg unterwegs, um Menschen zu helfen. Als Notarzt. © Markus Scholz/dpa

96 Mal machte sich im vergangenen Sommer ein Mann im Kinzigtal und Vogelsberg auf den Weg, um Menschen zu helfen. Als Notarzt. Doch er hatte keine Approbation, sprich: Ihm fehlte die Zulassung, um als Arzt arbeiten zu dürfen. 

Main-Kinzig-Kreis - Ob dadurch Patienten zu Schaden kamen, ist laut der Staatsanwältin Lisa Pohlmann noch Gegenstand der aktuellen Ermittlungen, denn es sei geplant, für jeden der 96 Fälle ein eigenes medizinisches Fachgutachten zu erstellen.

Main-Kinzig-Kreis: Ermittlungen gegen falschen Notarzt dauern weiter an

Diese Untersuchungen dauern den Angaben zufolge aktuell noch an. Wann mit einem Verfahrensabschluss gerechnet werden kann, sei derzeit noch nicht absehbar, heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung. Dem Beschuldigten fehlte wohl nicht nur die Approbation. Laut Staatsanwältin Pohlmann hatte der Mann nach aktuellem Stand der Ermittlungen gar keine medizinische Ausbildung abgeschlossen.

Doch wie kam es dazu, dass der Mann aus Baden-Württemberg trotzdem Menschen behandeln konnte? Über das Online-Portal „Notarzt-Börse“ können Auftraggeber, die nicht genügend eigene Ärzte angestellt haben, Personal für einzelne Einsätze buchen. Über diese Plattform hatte zum Beispiel der Main-Kinzig-Kreis den Mann beauftragt; und so war er bei über 70 Einsätzen im Landkreis dabei.

Nachdem es Unstimmigkeiten bei einem Einsatz sowie mit einem Lauterbacher Autohändler gab, flog der Schwindel auf. Am 14. September stellte der Main-Kinzig-Kreis Strafanzeige. Der Fall liegt bei der Staatsanwaltschaft in Hanau. Ob zudem ein Ermittlungsverfahren gegen die Auftraggeber oder die Notarzt-Börse geführt wird, ist bislang nicht bekannt. (ssa)

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