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Brüder-Grimm-Schule Ziel von Fake-News: „Leistungsliste“ irritiert Eltern, Schüler und Lehrer

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Von: Hanns-Georg Szczepanek

Diese „Leistungen“ lassen sich in der Fake-Liste angeblich käuflich erwerben.
Diese „Leistungen“ lassen sich in der Fake-Liste angeblich käuflich erwerben. (Reproduktion) © Kinzigtal Nachrichten

Eine Falschnachricht hat dieser Tage Eltern, Schüler und Lehrkräfte der Brüder-Grimm-Schule in Steinau (Main-Kinzig-Kreis) irritiert. Verbreitet wurde diese über Kurznachrichtendienste und soziale Medien, wo Fake-News oft größere Aufmerksamkeit erhalten als echte Neuigkeiten.

Steinau - In diesem – nur auf den ersten Blick – seriös anmutenden Schreiben, dessen Briefkopf das wohl kopierte Schul-Logo mit den Profilen der Brüder Grimm ziert, werden Beträge aufgelistet, für die es in der Grund-, Haupt- und Realschule in Steinau (Main-Kinzig-Kreis) angeblich Leistungen zu erwerben gäbe.

So könnten zum Beispiel gute Zensuren oder gar die Versetzung trotz mehrerer „Fünfen“ im Zeugnis erkauft werden. Abgesehen von dieser Abstrusität erscheint die betragsmäßig an zweiter Stelle rangierende „Leistung“ geradezu zynisch: Für 25 Euro würde demnach das Aufsichts- oder Lehrpersonal wegsehen, wenn ein Mitschüler verletzt werde. (Lesen Sie hier: 22 Millionen Euro werden investiert: Digitalisierung der Schulen bis 2025 erledigt)

Main-Kinzig-Kreis: Fake-News an Schule - Irritierende „Leistungsliste“

Begründet wird dieser „Leistungskatalog“, der selbstredend eine Erfindung ist, mit chronischer Geldnot, in der sich die Schule befinde. Wegen dieser könnten weder neue Unterrichtsmaterialien noch technische Geräte beschafft oder notwendige Bauprojekte in Angriff genommen werden.

Daher habe sich die Schulleitung dazu entschlossen, „neue Einnahmequellen zu erschließen“. Die notwendigen Antragsformulare seien im Schulsekretariat erhältlich. Dort sei dann auch der Geldbetrag für das jeweilige Anliegen zu entrichten, heißt es in dem Fake-Brief.

Wirklich lachen kann Schulleiter Guido Seib über diesen „Scherz“ nicht. Auf Anfrage bestätigte er, das solche Fake-Nachrichten über seine Schule erfreulicherweise selten seien, allerdings stimme ihn nachdenklich, dass sich manche Eltern gemeldet hätten, weil sie dem Schreiben Glauben schenkten oder dessen Inhalt zumindest als möglich erwogen hätten.

Video: Schüler vor Fake-News warnen: Bayerns Lehrer gefordert

Als Vorlage wurde wohl echtes Unterrichtsmaterial einer Lehrkraft verwendet, die den mittelalterlichen Ablasshandel der katholischen Kirche, der vor gut 500 Jahren einen Martin Luther auf den Plan rief, an einem Beispiel aus der Gegenwart veranschaulichen wollte. Diese Idee wurde offenkundig zweckentfremdet.

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