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Nach Hin und Her um Imbisswagen: Falafel Schlüchtern eröffnet Restaurant

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Omran Abou Hajar mit Hanin Hizber Falafel Schlüchtern
Omran Abou Hajar mit Hanin Hizber, der von ihm adoptierten Nichte aus seinem Heimatort, die ihm bei der Arbeit im Lokal hilft. © Hanswerner Kruse

Omran Abou Hajar (47) hat mehr als zwei Jahre dafür gekämpft, mit dem Verkauf von arabischen Leckereien aus seinem Imbisswagen finanziell unabhängig zu werden. Unlängst gab er den Kampf auf – und mietete ein Ladengeschäft, das er nun eröffnet hat.

Schlüchtern - Häufig meinte Hajar schmunzelnd: „Ich will endlich in Deutschland Steuern bezahlen.“ Der 47-Jährige strahlt und legt seine Hand aufs Herz. „Nein, ich möchte nicht über die negativen Erfahrungen mit den Ämtern reden. Das ist jetzt vorbei.“

2015 flüchtete Omran Abou Hajar aus Syrien mit seiner Familie nach Deutschland. Vor vier Jahren feierte er mit seinem günstig gekauften Imbisswagen sein Debüt beim Kalten Markt in Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis). Danach hoffte er auf einen Standplatz am alten Amtsgericht, später auf dem Parkplatz beim Forstamt.

Main-Kinzig-Kreis: Falafel Schlüchtern eröffnet in der Obertorstraße

Doch er unterschätzte die Schwierigkeiten durch Nachbarn (Geruchsbelästigung) und Ämter (Vorschriften). Diverse kostspielige Umbauten am Imbisswagen waren nötig. Aber ein stationärer Imbiss wird wie ein Restaurant behandelt – fließendes Wasser, Zugang zum Abwasser und weitere Auflagen inklusive.

Den verschiedenen Ämtern lassen sich keine Vorwürfe machen: Sie drückten oft ein Auge zu und gewährten ihm lange Fristen. Vielleicht war letztlich der Standort gegenüber dem künftigen Kulturzentrum unerwünscht. Vonseiten der Stadt kam jedoch der Hinweis auf leerstehende Räume mit einer bestehenden Zulassung als Gastronomie in der Stadtmitte. Das gemietete Lokal baute der 47-Jährige selbst mit einigen Helfern leicht orientalisch um. Ihm ist wichtig, dass er arabische Speisen anbietet und damit die kulinarische Vielfalt in der Obertorstraße erweitert.

Auch wenn sein Laden nun etwas schlicht „Falafel Schlüchtern“ heißt, hat er ein breites Angebot an orientalischen Gerichten mit und ohne Fleisch. Und natürlich gibt es Huhn und Lamm in exotischen oder Burger-Varianten. (Lesen Sie hier: Faire Woche 2022 startet am 16. September - Fokus auf Thema Arbeitsbedingungen)

Der neue Restaurantbesitzer wurde von vielen Deutschen unterstützt, „die dafür kein Geld wollten“, wie er glücklich verkündet. Jetzt möchte er etwas zurückgeben: Flüchtlinge, die kochen können, sollen später bei ihm helfen oder heimisches Essen anbieten. Für ukrainische Kinder will er einmal in der Woche Einnahmen spenden.

Sein alter Imbisswagen darf übrigens demnächst bei einem Einkaufsmarkt in Sterbfritz stehen. Alle Auflagen der Behörden werden dort erfüllt. Jetzt sucht der 47-Jährige eine Familie, die den Imbiss übernehmen möchte. (hwk)

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