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Iranische Familie kämpft für Freiheit und Frieden in ihrer alten Heimat

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Von: Sophia Auth

Bei einer Demonstration in Frankfurt versucht das Paar auf die Lage in Iran aufmerksam zu machen.
Bei einer Demonstration in Frankfurt versucht das Paar auf die Lage in Iran aufmerksam zu machen. © privat

3720 Kilometer von zu Hause entfernt im Main-Kinzig-Kreis eine neue Existenz aufbauen. Weit weg von Heimat, Familie und Freunden. Eine Familie aus dem Iran hat dies auf sich genommen, denn in ihrer alten Heimat können sie nicht in Freiheit leben.

Steinau - Kianoush Samenirad (51) und seine Frau Ebrahimi Mashatoki (41) leben seit fast drei Jahren in Steinau-Ulmbach im Main-Kinzig-Kreis. Das Paar hat zwei Söhne, einer besucht eine Berufsschule, der zweite ist ein Kleinkind. Bis vor sieben Jahren hat die Familie noch im Iran gelebt.

Doch dort konnten sie nicht länger bleiben. Denn sie hatten sich entschieden zum Christentum zu konvertieren. Doch von vorne. Kianoush und Ebrahimi lebten in Teheran, der Hauptstadt des Irans. Während er für die japanische Botschaft tätig war, arbeitete sie als Friseurin.

Main-Kinzig-Kreis: Familie aus dem Iran kämpft für Freiheit und Frieden

Mit dem dortigen Regime waren sie schon lange nicht mehr einverstanden. Sie arbeiteten im Untergrund gegen das Regime und wollten zum Christentum konvertieren. Doch im Iran sei dies nicht möglich gewesen. Kianoush berichtet, dass Personen, die im Iran konvertierten oft zum Tode verurteilt worden waren oder anderweitig bestraft wurden.

Trotzdem hätten die beiden versucht, ihre Religion auszuleben. Doch das Paar berichtet, seit sie im Iran christliche Veranstaltungen besucht hätten, sei es öfter zu Auseinandersetzungen mit Bediensteten des Regimes gekommen. Auf die beiden wurde solch ein immenser Druck ausgeübt, dass sie ihre Heimat, ihre Familie und ihre Freunde verlassen mussten.

Das ist nun fast sieben Jahre her. Zunächst ging es für die Familie nach Zypern, dort lebten sie über drei Jahre, bis sie letztendlich nach Ulmbach kamen. In der Kirche des Nazareners in Gelnhausen konnten sie sich dann taufen lassen. Außerdem haben sie hier Menschen gefunden die sie unterstützen, dafür ist das Paar sehr dankbar. 

Seit sie in Deutschland leben, sind die beiden politisch aktiv. Sie versuchen auf die aktuelle Situation im Iran aufmerksam zu machen. Schon vor dem Tod von Mahsa Amini, der die Proteste und Demonstrationen in sämtlichen Teilen des Irans auf eine neues Niveau hob.

Aus Solidarität mit den Frauen im Iran schnitt sich Ebrahimi ihre Haare ab

Seitdem gibt es auch in Deutschland Demonstrationen, denen sich das Paar regelmäßig anschließt. Zum Beispiel in Frankfurt, Darmstadt oder Fulda. Kianoush erzählt von einer Demonstration in Frankfurt, der sich über 10.000 Menschen angeschlossen hätten und von einer Menschenkette, mit über 7000 Demonstrantinnen und Demonstranten.

Leider könnten sich nicht an allen Aktionen teilnehmen, da Ulmbach nur spärlich an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen ist. Doch das soll sich ändern. Sie sind aktuell auf der Suche nach einer neuen Bleibe in einem größeren Ort im Kreis. Die beiden erhoffen sich dadurch einfacher einen Arbeitsplatz zu sowie eine Möglichkeit ihr Deutsch zu verbessern zu finden.

Ebrahimi hat sich ihre Haare abgeschnitten. Aus Solidarität mit den Frauen im Iran.
Ebrahimi hat sich ihre Haare abgeschnitten. Aus Solidarität mit den Frauen im Iran. © privat

Aus Solidarität mit den Frauen im Iran hat Ebrahimi ihre Haare abgeschnitten. Dies tun gerade viele Frauen im Iran. Im Grunde möchten sie mit dieser Geste ausdrücken, dass sie selbst über ihre Haare bestimmen können. Zur Unterstützung und aus Solidarität mit den Frauen in Persien schneiden sich auch in Deutschland und in vielen anderen Ländern zahlreiche Frauen und Männer die Haare ab.

Um Aufmerksamkeit zu generieren veröffentlichen sie diese Aktion anschließen in den sozialen Medien. Mit dabei: zahlreiche Prominente.. Doch für iranische Demonstranten ist der Aktivismus nicht immer ohne Folge. Der 51-Jährige berichtet, dass Mitarbeiter des iranischen Konsulats die Demonstranten filmen und fotografieren würden um herauszufinden, wer dem Regime nicht treu ist.

Wer „erwischt“ wird erwarte in Zukunft Probleme mit der Zusammenarbeit mit dem Konsulat. Persönlich seien die beiden bisher davon verschont geblieben. Trotzdem lassen sie sich nicht davon abhalten weiter zu machen. „Zu 100 Prozent engagieren wir uns weiter. Wir werden zu Demonstrationen gehen und darauf aufmerksam machen, dass die Mullahs Verbrecher und Terroristen sind“, betont Kianoush.

Video: Schüsse und Tränengas bei Protesten - G7 beraten über Lage im Iran

Sie hätten Angst, dass das Regime die Proteste niedergeschlagen werden und die Menschen im Iran große Repressionen erwarten müssen. Doch die beiden haben Hoffnung, dass das Regime fällt (lesen Sie auch hier: „Fuldaer solidarisieren sich“: 150 Menschen demonstrieren am Uniplatz gegen Diktatur im Iran).

„Dieses Mal halten die Demonstranten lange durch. Die Demonstrationen haben eine andere Qualität und viele Staaten sind auf die Machenschaften der Mullahs aufmerksam geworden“, findet Kianoush. Das Paar hofft, dass die Menschen im Iran in Zukunft so frei leben können, wie in Deutschland. Und dass sie irgendwann in ihre Heimat zurückkehren können. 

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