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Machete unter Matratze, Kokain und Haschisch in Wohnung - FBI-Trick überführt Drogendealer

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Eine Machete, Kokain und eine ganze Hanf-Plantage fand die Polizei nach dem „Anom“-Ermittlungserfolg im Haus eines Hanauers.
Eine Machete, Kokain und eine ganze Haschisch-Plantage fand die Polizei nach dem „Anom“-Ermittlungserfolg im Haus eines Hanauers. (Symbolfoto) © hdesert/stockadobe.com; Oliver Berg/dpa; Christian Charisius/dpa; fotokitas/stock.adobe.com / Collage: Ann-Katrin Hahner

Wegen bewaffneten Drogenhandels mit Kokain und Haschisch stand ein 38-Jähriger in Hanau vor Gericht. Die Besonderheit: Seine Geschäfte wickelte er über Krypto-Chatportal „Anom“ ab. Durch einen Trick der Ermittler flog er auf.

Hanau - Der 38-Jährige wurde in zwei Fällen von Richterin Dr. Katharina Jost verurteilt. Der Mann aus Hanau muss nun für vier Jahre und vier Monate in Haft.

Wie viele andere Kriminelle dachte der 38-Jährige, dass er mit seinem verschlüsselten Kryptohandy abhörsicher kommunizieren könne. Er fühlte sich sicher, schickte sogar ein Selfie. Doch hinter „Anom“ stand eine Plattform, die vom FBI betrieben wurde. Mitte 2020 schnappte die Falle zu: Bei einer der größten Polizeiaktionen gegen das organisierte Verbrechen – der Operation „Trojan Shield“ – wurden mehr als 800 Verdächtige in 16 Ländern festgenommen.

Main-Kinzig-Kreis: FBI-Trick überführt Macheten-Drogendealer aus Hanau

In Deutschland waren es laut Bundeskriminalamt 70 Verdächtige – darunter der Mann aus dem Main-Kinzig-Kreis. Das sind nicht die einzigen schier unglaublichen Zahlen: „Glaubt man dem Wikipedia-Eintrag, dann wurden in 18 Monaten 27 Millionen Nachrichten mitverfolgt“, sagte Richterin Jost. Dabei wurde deutlich: „Ein Schwerpunkt ist das Rhein-Main-Gebiet (Hessen).“ (Lesen Sie hier: 20-Jährige mit Drogen auf Spielplatz erwischt - Jugendamt holt Baby ab)

In diesem wirkte der Beschuldigte fleißig mit: Im ersten Fall soll der Mann 500 Gramm Kokain und ein Kilogramm Haschisch, im zweiten ein Kilo Kokain und fünf Kilo Haschisch verkauft haben. In einem zum Drogenkurier-Auto umgebauten Fiat wurde Kokain gefunden. Dazu gesellte sich die Indoor-Plantage im Wohnzimmer, wo 150 Pflanzen heranwuchsen. Als „bewaffnet“ wurde der Handel eingestuft, da der Mann eine Machete unter seiner Matratze aufbewahrt hatte.

Richter sehen „Anom“-Erfolg mit gemischten Gefühlen

Während die Ermittler von „Anom“ begeistert waren, „macht das der Justiz einen Haufen Arbeit“, sagte Jost. Glücklicherweise habe sich der 38-Jährige kooperativ gezeigt und seine Taten gestanden, fuhr die Richterin fort. Denn noch fehle eine höchstrichterliche Erklärung, wie die ausgelesenen Daten zu bewerten seien.

„Die Landgerichte müssen also erst einmal in Vorleistung treten und Urteile produzieren.“ Denn in Deutschland sei das Telekommunikationsgrundrecht sehr weit gefasst, was historisch bedingt sei, so Jost. „Es ist eine Reaktion auf die Unrechtserfahrungen in der DDR, das spiegelt sich hier wider.“

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Zum anderen bereitet der Umfang der Chatprotokolle Probleme. 3500 Hauptakten mussten in diesem Fall von der Geschäftsstelle gesichtet und vorbereitet werden. „Liegen alle Ermittlungserkenntnisse vollständig vor? Es ist eine Gratwanderung“, erklärte die Richterin.

Sein Geständnis sei ihm also zu seinen Gunsten ausgelegt worden, fuhr Jost fort. Ebenso glaube man ihm, dass er seine Taten bereue. Zudem habe der Hanauer dem Einzug von Vermögensgegenständen im Wert von 58.931 Euro zugestimmt. Er müsse darüber hinaus zum ersten Mal ins Gefängnis.

Von der Haftstrafe werde die Zeit in der Untersuchungshaft abgezogen, im Fall des Hanauers sind das sieben Monate. „Uns sind keine Konflikte bekannt“, sagte Jost, wenn sich der Hanauer gut verhalte, könne es sein, „dass Sie Ihre Haft nicht voll verbüßen müssen“ (tsl)

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