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„Personalabbau vermeiden“: Firma Woco setzt auf Vier-Tage-Woche

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Main-Kinzig-Kreis: Woco führt Vier-Tage-Woche ein
Das Technologiezentrum auf dem Gelände der Woco-Gruppe in Salmünster. Dort findet sich auch die Entwicklungsabteilung. © Sylvie Tricot

Einen umfangreichen Personalabbau will das Unternehmen Woco aus dem Main-Kinzig-Kreis mit der Einführung einer Vier-Tage-Woche vermeiden.

Bad Soden-Salmünster - Einem entsprechenden Konzept hätten die Gewerkschaftsmitglieder an den Standorten Bad Soden-Salmünster am Donnerstag zugestimmt, teilte die Firmengruppe am Freitag (18. November) mit. Der Umschwung in der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität führe zu einem fundamentalen Veränderungsprozess der Unternehmen, heißt es in der Presseerklärung. Die Krisenlagen durch die Corona-Pandemie, Engpässe bei den Halbleitern, der Ukraine-Krieg und die daraus folgende Energiekrise erschwerten diese Umorientierung „in hohem Maße“.

Main-Kinzig-Kreis: Firma Woco führt Vier-Tage-Woche ein

Wie die Geschäftsleitung in einer Videobotschaft an die Woco-Belegschaft erläuterte, habe trotz schwieriger Umstände eine Gesamtfinanzierung im In- und Ausland abgeschlossen und „an die volatilen Marktgegebenheiten angepasst“ werden können.

Vorausgegangen sei ein umfangreiches und unabhängiges Gutachten, in dem die strategische Ausrichtung und die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells beleuchtet worden sei. Positiv bewertet würden die ersten Erfolge aus dem Transformationsprogramm der Woco und das „frühzeitige Ergreifen umfangreicher Maßnahmen zum Gegensteuern“ in den vergangenen beiden Jahren. (Lesen Sie auch: Knaus Tabbert, Woco und Co: Wie Unternehmen in der Krise Energie sparen wollen)

Geschäftsführer Michael Lorig erläutert in der Pressenotiz, eine stabile Finanzierung setze voraus, dass bestimmte Ergebnisziele im Finanzierungszeitraum erreicht werden müssen. Vor dem Hintergrund der sich weltweit stark verschlechternden Wirtschaftslage und der absehbar eintretenden Rezession in Deutschland seien Maßnahmen vereinbart worden, die „zur Stabilisierung des Unternehmens in der Krise führen“ sollen. Neben Investitionsverringerungen und Anpassungen der Verkaufspreise seien auch Effizienzsteigerungen in den Werken sowie Personalkosteneinsparungen notwendig. Auf Initiative der Woco seien mit der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und dem Betriebsrat der Standorte Bad Soden-Salmünster und Steinau in den vergangenen Wochen „intensive Verhandlungen“ geführt worden.

Vorläufiges Ergebnis der Verhandlungen „ist ein Konzept, das einen ansonsten notwendigen Personalabbau von über 100 Personen vermeidet. Die Einsparungen sollen über alternative, flexible Arbeitszeitmodelle und eine Anpassung der tariflichen Leistungen am Standort Bad Soden-Salmünster und Steinau erreicht werden“. Kern des Konzepts sei eine flexible Vier-Tage-Woche, die auf dem Prinzip eines rotierenden Arbeitszeitmodells basiert. Davon ausgenommen seien produktionsnahe Bereiche und die Auszubildenden. Damit werde eine „zeitlich kontinuierliche Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern gewährleistet“. In Abstimmung mit allen Beteiligten würden auch Gesellschafter und die Geschäftsführung „signifikante Beiträge leisten“.

Energiekrise und Corona-Pandemie: Woco will Kündigungen vermeiden

Anfang November haben sich den Angaben zufolge die Vertrauensleute von Woco an den beiden Standorten im Kinzigtal darauf geeinigt, dass dieses Konzept in einen „Stabilisierungs-Tarifvertrag“ mün- den könne. Am Donnerstag hätten dann die Gewerkschaftsmitglieder dem Stabilisierungs-Tarifvertrag samt der Vier-Tage-Woche zugestimmt, sodass die Gespräche über dessen Ausgestaltung nun alsbald beginnen könnten. (Lesen Sie auch: Energiekosten zu hoch: Metec GmbH muss schließen - 28 Mitarbeiter gekündigt)

Das von Geschäftsführung, Gewerkschaft und Vertrauensleuten erarbeitete Konzept sei „notwendiger Bestandteil, um die Personalkosteneinsparungen aus der gesetzten Finanzierung auf sozialverträgliche Art zu erreichen und das wichtige Know-how am Standort zu halten“. Laut der Geschäftsleitung sei es selbstverständlich gewesen, „die möglichen harten Auswirkungen auf das Notwendige zu beschränken“. Nun gehe es in die Detailgespräche mit der IG BCE und dem örtlichen Betriebsrat. (hgs)

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