In zahlreichen Vitrinen und Regalen stehen unzählige Schneekugeln, Puppen, Figuren, Spieluhren, Lampen und Telefone. Alle zeigen die Helden des legendären Trickfilmstudios – angefangen bei Mickey Mouse, Goofy und Donald Duck über „die Schöne und das Biest“, Jessica Rabbit und Arielle bis hin zu Dumbo und Elsa, der Eiskönigin. (Lesen Sie hier: Begeisterter Oldtimer-Sammler aus Schlüchtern besitzt mehr als 60 Fahrzeuge)
Noch bunter geht es im Obergeschoss zu, wo die 30-Jährige ein eigenes Disney-Zimmer eingerichtet hat. Und das platzt längst aus allen Nähten. Ihren Lebensgefährten stören die bunten Mitbewohner nicht. Ganz im Gegenteil: Er und auch ihre Freunde und Familie sind begeistert. Was sie für ihre Leidenschaft bereits ausgegeben hat, weiß sie nicht. „Ich habe mir aber ein Limit von 100 Euro pro Monat gesetzt“, meint sie schmunzelnd.
Was sie am Disney-Kosmos fasziniert, sind die Botschaften der Filme. „Sie vermitteln, dass man an sich glauben soll, dass man nicht aufgeben soll, auch wenn schlimme Dinge passieren, wie beispielsweise in ‚Der König der Löwen‘. In ‚Die Schöne und das Biest‘ geht es darum, dass die wahre Schönheit von innen kommt. Die Eiskönigin Elsa zeigt, dass es nicht schlimm ist, wenn man anders ist. ‚Arielle‘ erzählt davon, dass wahre Liebe keine Grenzen kennt.“
Dass andere Menschen ihre Sammelleidenschaft für etwas verrückt halten könnten, schreckt Christin Hermann nicht. Im Februar hat sie sogar ein Kamerateam des Hessischen Rundfunks in ihrer Disney-Welt begrüßt, sagt die Verwaltungsfachangestellte, die für den Main-Kinzig-Kreis arbeitet.
Schon seit Kindertagen ist Christin Hermann ein großer Disney-Fan. Diese Leidenschaft teilt sie mit ihrem Vater: „Wir haben so gut wie jeden Abend zusammen einen Disneyfilm geschaut, dies war unser tägliches Ritual“, schwärmt sie. Ihre Mutter starb bereits sehr früh, wodurch sich die Vater-Tochter-Bindung sehr verstärkt hat und „Disney“ dabei einen besonderen Platz einnimmt.
Im Leben der 30-Jährigen spielt besonders der Film „König der Löwen“ eine wichtige Rolle, ihr absoluter Lieblingsfilm. Auch im Jahr 2017 war gerade die Figur Simba ein großer Halt, als ihr Vater Bernd Hermann starb – ein schlimmer Schicksalsschlag für die Tochter.
Das Sammeln der Figuren war für die Meerholzerin auch eine Form der Trauerbewältigung. „In seinen Sachen fand ich dann ein paar Disneyfiguren, die mich sofort wieder an die schöne Zeit in meiner Kindheit erinnerten. Diese stellte ich mir dann in eine Vitrine zum Andenken“, berichtet die 30-Jährige.
Da die Vitrine allerdings ziemlich leer war, ergänzte Christin Hermann die Figuren durch weitere. Heute sind Bereiche des Hauses zu einem kleinen Museum geworden, das zunehmend neugierige Besucher anlockt. Mittlerweile gehört sie auch zu einem großen Netzwerk von Disneyfans. „Egal, ob Jung oder Alt, Disney ist für jeden etwas und verbindet viele Menschen, denn in der Regel kennt jeder die Disneycharaktere aus seiner eigenen Kindheit und ist mit ihnen groß geworden.“
Ihre Sammelleidenschaft wurde der 30-Jährigen bereits in die Wiege gelegt. Ihr Großvater Kurt Hermann hat 1967 das Heimatmuseum und den Geschichtsverein Meerholz-Hailer gegründet, die noch heute bestehen. „Dort fanden früher öfter Ausstellungen statt, an denen mein Vater Bernd Hermann mitgewirkt hat.“
Besonders gern erinnert sich dessen Tochter an eine Ausstellung zum Thema „Modelleisenbahn“ zu Beginn der 1990er Jahre. Dort wurden unter anderem von ihrem Vater zahlreiche Plätze, Kirchen und Fachwerkhäuser einzelner Bahn-Reiserouten naturgetreu nachgebaut. Eine besondere Attraktion war die Nachbildung der Ronneburg. Ihr Vater sammelte ebenfalls Figuren jeglicher Art, stellte diese sogar teils selbst her und bemalte sie. Sein größtes Hobby war der Modellbau.
Wenn sie heute weiterhin sammele, fühle sie sich mit ihrem Vater verbunden, sagt Christin Hermann. Zweimal pro Jahr gilt es, das Sammelgut abzustauben. Dafür reicht ein einziger Tag nicht aus. Aber das stört die junge Frau nicht. Die Vitrine und die ersten Figuren haben einen Ehrenplatz im Disney-Zimmer. Direkt daneben hängt ein Bild, das die Sammlerin als Kind mit ihrem Vater zeigt. (von Matthias Abel)