Zackern, Schafspferch und Zehntscheune: Das ist die Geschichte des Hofguts zu Hausen

Über die Geschichte des „Hofgutes zu Hausen“ gibt es eine längere Abhandlung von Josef Paul. Der Hausener Bürger Otto Hansmann hat diese zusammengefasst, um diesen Teil der Heimatgeschichte des heutigen Stadtteils von Bad Soden-Salmünster zu dokumentieren.
Hausen - Um das Jahr 1800 bestand das Hofgut Hausen im Main-Kinzig-Kreis aus rund 93 Hektar Ackerland, etwa 39 Hektar Wiesen sowie gut zehn Hektar Gärten und Fischweiher. Hausen hatte in dieser Zeit fünf Brandweinbrennereien und drei Pottasche-Siedereien sowie zwei Mühlen. Die Haupterzeugnisse waren damals Branntwein, Wolle, Hafer und Mastvieh. Ferner befand sich in Hausen eine „recht bedeutende Fischzucht“.
Bereits zu jener Zeit, als die Familie von Hutten die Verfügungsgewalt hatte, war Hausen ein großes Hofgut. Nach dem Kaufvertrag von 1540 erbrachte es einen Fruchtertrag von „300 Malter Roggen und 200 Malter Hafer“. In Hessen war ein Malter gleichbedeutend mit 128 Litern. Der Viehbestand betrug 60 Stück Rindvieh, 100 Schweine und 2400 Schafe. Sehr wichtig war demnach die Schafzucht. (Lesen Sie hier: Steinaus Traditionsgaststätte „Grüner Baum“ - Das ist die bewegte Geschichte des Anwesens)
Main-Kinzig-Kreis: Das ist die Geschichte des Hofguts zu Hausen
Außerhalb der Schlossanlagen lagen je zwei Schäferbehausungen und ein großer Schafstall. In der Stückzahl von 2400 werden wohl die Schafe mit inbegriffen sein, welche die Bewohner von Salmünster, Willenroth und Ahl in dem „Hausener Pferch“ unterzubringen verpflichtet waren. Die Bearbeitung der Äcker und Wiesen bereitete dem „Hofmanne“ keine Sorgen, denn „nicht gemietetes Dienstpersonal“ besorgte diese Arbeiten als Fronarbeit. Die Untertanen einer Herrschaft hatten seinerzeit diese Frondienste zu verrichten.
So hatten die Salmünsterer, die Zugtiere und Fuhrgeschirre besaßen, vier Tage des Jahres zu Hausen zu „zackern“ und einen Tag Korn zu schneiden. Die übrigen, die sogenannten „Hintersäßer“, sowie die Nachbarn von Alsberg, Ahl und Willenroth waren „schuldig, Korn und Hafer zu schneiden, solange die Ernte währte, auch im Schnitt das Korn auf die Bandt zu tragen und den Hafer zu rechen. Desgleichen mussten sie die Wiesen mähen, das gemähte Gras dürr machen und heimfahren“. Im Herbst mussten sie die Wildhecken am Wald ausbessern. Der Hofmann war nur verpflichtet, die Arbeitskräfte zu verköstigen.
Die 1530 von den Hutten erbaute Zehntscheune, ein Sandsteingebäude am Ende des Ortes in Richtung Mernes, erinnert noch heute daran, dass große Abgaben geleistet werden mussten. Dazu schreibt Josef Paul: „Die Bewohner von Salmünster, Willenroth und Ahl hatten außerdem das zehnte Lamm an das Hofgut und das 30. Lamm an das Kollegiatstift als Zehnten abzuliefern.“ (Lesen Sie auch: „Ich habe wirklich einen Vater!“ US-Amerikanerin sucht im Main-Kinzig-Kreis nach ihren Wurzeln)
Salmünster und Ahl als Schuldner: Gnadengesuch bei König Ludwig
Als sich später die Gemeinden Salmünster und Ahl weigerten, diesen sogenannten Lämmerzehnten zu entrichten, kam es im Jahr 1780 zu einem Rechtsstreit mit der Hofverwaltung, der sich bis 1813 hinzog und durch das Oberappelationsgericht zu Aschaffenburg zum Nachteil von Salmünster und Ahl entschieden wurde. Die beiden Gemeinden aber infolge langer Kriegsjahre und der damit einhergehenden Notlage die Entschädigung nicht leisten.
Auch in der Folge trieben diese beiden Gemeinden weder Schafe in den Hausener Pferch noch entrichteten sie den Lämmerzehnten. Das führte zu einem weiteren Prozess mit dem Königlich-Bayerischen Fiskus, dem inzwischen das Hofgut gehörte. Dabei unterlagen Salmünster und Ahl erneut. Die Entschädigungssumme hatte sich auf 27.000 Gulden erhöht. 1845 entschlossen sich die zwei Gemeinden, Bayerns König Ludwig I. ein Gnadengesuch zu überreichen. Dieser setzte die Endsumme auf 6000 Gulden fest. (oh, hgs)