Doch allzu lange konnte er die Gastfreundschaft nicht genießen, stand doch das Verteilen von Lebensmitteln und Unterrichtsmaterialien an. „Während Nawaraj sich um die Einkäufe kümmerte, fuhr ich mit Rameshwor zu einem besonders armen Dorf. Wir schauten in jede der armseligen Hütten und notierten die Namen aller Familien mit Anzahl der Personen und Kinder.“
Noch am selben Abend mussten 1200 Kilo Reis, 200 Kilo Linsen, 200 Kilo Kartoffeln, 40 Kilo weiteres Gemüse, 120 Liter Öl, 120 Kilo Salz, 120 Stück Seife, 426 Schulhefte und 440 Kugelschreiber im Gesamtwert von 1800 Euro familiengerecht in Tüten verpackt und am nächsten Morgen mit einem Traktor und Anhänger zum Dorf Basdiluwa gebracht werden, wo die gesamte Dorfgemeinschaft mit etwa 250 Personen auf die Spender wartete. (Lesen Sie auch: Falscher Notarzt fliegt nach zahlreichen Einsätzen in der Region auf - Staatsanwaltschaft ermittelt)
Nachmittags ging es weiter zum nächsten Zielort: Sauraha. Dort trafen sie auf Darmstadts Freund Shiri, der mit seinem Bruder Sher in ihrer Jugend vom Mannheimer Heinz Kintzl als Patenkinder „adoptiert“ wurden. Dieser half ihnen beim Bau eines Hotels, und über den Verein „Nepal-Hilfe direkt“ konnten eine private Englischschule, eine Augenklinik und ein Kinderheim errichtet werden.
Den ganzen nächsten Tag waren Darmstadt und sein Freund Shiri im Auto unterwegs, um das nächste Projekt vorzubereiten: ein medizinisches „Health Camp“ im Chepang-Gebiet. In einer Ausbildungs-Klinik in Bharatpur bekamen sie von Direktor Dr. Rajesh Yadav die Zusage, 25 junge Ärzte für dieses Camp freizustellen. Ein Pharma-Großhandel besorgte im Vorfeld alle notwendigen Medikamente (Kosten: 1000 Euro). (Lesen Sie auch: „Man muss etwas tun“: Neunjährige verkauft selbst geflochtene Bänder für Ukraine-Hilfe)
Und so ging es am nächsten Morgen mit den jungen Ärzten in ein Chepangdorf, wo eine Schule mit Unterstützung eines „Lions Clubs“ für das Gesundheits-Camp umgestaltet wurde. Die Ärzte verteilten sich auf sechs Stationen (auch Hals-Nasen-Ohren-, Augen-, Zahnabteilung), und in einem Extrabereich wurde eine Apotheke installiert. Über den Tag verteilt kamen etwa 170 Menschen aus den umliegenden Dörfern, um sich umfassend untersuchen zu lassen und kostenfrei Medikamente zu erhalten. „Es war schön zu sehen, mit welcher Begeisterung die jungen Ärzte ihren Dienst taten und sich dabei noch unzählige Male bei mir bedankten“, erzählt Darmstadt. Und das, obwohl die Mediziner ihre Hilfe unentgeltlich anboten. Als Dankeschön lud Shiri alle Ärzte in sein Parkside Hotel ein, wo er ihnen noch ein Jeeptour, ein Abendessen und eine Kulturschau bot.
„In den zwei nächsten Tagen kümmerte ich mich um die beiden Waisenhäuser und konnte in Sauraha für das ‚Orphan Children Home‘ mit Binod, dem Sohn der Hausmutter, Lebensmittel für den nächsten Monat besorgen.“ 150 Kilo Reis, Kartoffeln, Zwiebeln, Öl, Tee und eine Gasflasche. Im Waisenhaus „Rise Up“ in Bharatpur kaufte Darmstadt auf Wunsch der Kinder mit Safal 16 Paar neue Schuhe. Am letzten Tag in Sauraha besuchte der Schlüchterner die Mahout-Familie, die er schon seit einigen Jahren unterstützt, und ging mit dem älteren Sohn einkaufen: Schulhefte, Malblocks, Farbstifte und Kugelschreiber, ein Taschenrechner, Trinkflaschen und ein Badmintonspiel. „Wieder unvorstellbar, wie sich die sechs Kinder dieser Familie gefreut haben.“
Ein weiteres Gesundheits-Camp, das Darmstadt in den Chepang Hills organisieren wollte, muss noch etwas auf seine Verwirklichung warten. „Die Pisten dort sind bis auf Weiteres wohl unpassierbar.“ Dennoch hat er bereits 1000 Euro im Voraus dafür investiert. (tim)