Schlüchterns „Neue Mitte“: Fuldaer Investor bebaut Langer-Areal
Das Bieterverfahren um die Bebauung des ehemaligen Langer-Areals in Schlüchterns Stadtmitte ist entschieden: Den Zuschlag erhält der Fuldaer Investor „Werner Projektentwicklung GmbH“.
Schlüchtern - Werner, der sich damit gegen fünf Mitbewerber durchgesetzt hat, wird für mehr als 40 Millionen Euro in der „Neuen Mitte“ Schlüchterns (Main-Kinzig-Kreis) Gebäude errichten, die zu zwei Dritteln dem Wohnen und zu einem Drittel Handel und Büros gewidmet sind. Die Architektur greift die Historie des Areals und typische Elemente der Schlüchterner Baustruktur auf. Im Juli gab es mit der Baugenehmigung für die Kultur- und Begegnungsstätte den Startschuss für „Schlüchterns Neue Mitte“.
Am Dienstagmorgen verkündete ein „glücklicher und zufriedener“ Bürgermeister Matthias Möller (parteilos) während einer Online-Pressekonferenz das in der ganzen Region mit Spannung erwartete Ergebnis des sogenannten strukturierten Bieterverfahrens. Das Besondere dabei: Zuerst formuliert die Stadt ihre Vorstellungen für das Areal und sucht sich dann einen Investor, der ihr so weit wie möglich folgt.
Main-Kinzig-Kreis: Langer-Areal - Investor aus Fulda bekommt Zuschlag
Mehr als dreieinhalb Jahre nach der Schließung des weithin bekannten Kaufhauses Langer eröffnet sich nun wieder eine konkrete Perspektive für diesen Standort in zentraler Innenstadtlage, welche die Bergwinkel-Kommune auf Jahrzehnte prägen wird. Das Konzept, das vom Fuldaer Architekturbüro Reith-Wehner-Storch für Werner entwickelt wurde, sieht eine Mischung aus Einzelhandel, Büros, Gastronomie und Wohnen vor. Hinzu kommen Grünflächen, ein Park mit Spielplatz und Teich sowie eine Fußgängerzone.
Auf Büro- und Ladenflächen entfallen 3000 bis 3500 Quadratmeter, auf Wohnen rund 6000 Quadratmeter. Es sind insgesamt 77 Miet- oder Eigentumswohnungen vom 1-Zimmer-Apartment bis hin zur familiengerechten 4-Zimmer-Wohnung geplant. Die Wohnflächen reichen von 50 bis 110 Quadratmeter und sind überwiegend barrierefrei erschlossen.
Bei den Plänen hat sich das Architekturbüro, das bereits für den Entwurf des gerade entstehenden benachbarten Kultur- und Begegnungszentrums verantwortlich zeichnet, einerseits an der Historie des Areals und andererseits an der gewachsenen Baustruktur der Stadt mit ihren meist dreigeschossigen Häusern mit Satteldach orientiert. Diese Bauform spiegelt sich in allen Gebäuden wider. (Lesen Sie auch: Richtfest am Schlüchterner Obertor-Center - Fassade soll noch in diesem Jahr fertig sein)
Wohnungen, Handel und Büros sollen auf ehemaligem Langer-Areal in Schlüchtern entstehen
Als „optischer Hingucker“ wird sicherlich der „Thaler Turm“ in der Mitte des Areals den Akzent setzen. Er erinnert an den roten Backsteinbau der Brauerei Thaler, der vor dem Kaufhaus an dieser Stelle stand. Trotz seiner sechs Geschosse wird der Turm, in dem im Erdgeschoss eine Eisdiele mit Außenterrasse einziehen könnte, niedriger ausfallen als der benachbarte Neubau für die Sparkasse, sagte Möller.
Im Turm finden überwiegend Wohnungen Platz, in den Dachgeschossen besondere Maisonettewohnungen, die einen Blick über die Stadt ermöglichen.
Ein großes Augenmerk wurde auf die fußläufige Erschließung gelegt: An der Ecke Obertor- und Grabenstraße eröffnet sich die sogenannte Langer-Passage, die bis zum Kultur- und Begegnungszentrum an der Lotichiusstraße reicht. An dieser Verbindung für Fußgänger und Radfahrer liegen nicht nur Einzelhandelsgeschäfte sowie eventuell die neue Post-Filiale, sondern auch ein sogenannter Pocket-Park mit Platane, Spielplatz und Seerosen-Teich.

Zwischen den Wohngebäuden gibt es jeweils fußläufige Verbindungen zur Bahnhofstraße, außerdem halböffentliche, etwas höher gelegene Wohnhöfe sowie abgegrenzte Mietergärten. Die Planung soll Durchlässigkeit, aber auch Privatheit ermöglichen. Parkplätze soll es im Wesentlichen in zwei Tiefgaragen geben. Die Erdgeschosse der Gebäude sollen eine Klinkerfassade erhalten, die Gebäude selbst den Energiestandard KfW55 erfüllen. Vorgesehen ist eine Pellet-Heizung, Photovoltaik auf den Satteldächern sowie eine zentrale Regenwasserzisterne.
Wird das Großprojekt in 2025 abgeschlossen?
Wie Bürgermeister Möller ausführt, hatten sich sechs Investoren für das Bieterverfahren angemeldet, die allesamt die Anforderungen an Bonität, Ruf und Mitarbeiterstab erfüllt hätten. „Das waren alles solide Unternehmen“, sagte Möller. Die Kriterien waren Kaufpreis (35 Prozent), architektonische Qualität (40 Prozent) sowie Nutzungskonzept (25 Prozent).
Letztlich fiel die Entscheidung zugunsten der Firma Werner Projektentwicklung aus, bei der die überzeugende architektonische Qualität den Ausschlag gegeben habe. Auch die Flexibilität, Räume für Handel in ferner Zukunft als Wohnungen und umgekehrt nutzen zu können, zeichneten den Siegerentwurf aus.
Wer ist der Investor?
Die „Werner Projektentwicklung GmbH“ mit Sitz in Fulda wurde 1999 gegründet und ist ein Unternehmen der Werner-Gruppe. Dazu zählen bekannte regionale Firmen aus der Baubranche wie Damian Werner, Wemo-Tec oder Epowit sowie aus der Autozulieferindustrie der Lackier-Spezialist Teclac.
Die „Werner Projektentwicklung GmbH“ bietet nach eigenen Angaben „einen umfangreichen Komplett-Service, angefangen bei der Projektierung der Baumaßnahme, die Entwicklung des Baus bis hin zur Vermietung oder Vermarktung“.
Schwerpunkte bilden demnach Einzelhandels- und Gewerbeimmobilien. So hat Werner mehrere Märkte für Tegut entwickelt, das Einkaufszentrum Kaiserweisen in Fulda, das DRK-Seniorenzentrum St. Lioba mit Zentrum Vital am Herz-Jesu-Krankenhaus oder das neungeschossige Gebäude an der Dalbergstraße in Fulda, in dem sich neben einem B&B-Hotel der Firmensitz von Werner befindet.
Zum zeitlichen Ablauf erklärte Möller, dass bis Ende März 2022 ein städtebaulicher Vertrag stehen soll. Gleichzeitig gelte es, den Bebauungsplan anzupassen. Als möglichen Endpunkt des Projekts nannte Möller das Jahr 2025.