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Neuer Vereinsvorstand mit neuen Ideen: Grimmstadt feiert wieder Jockesmarkt

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Von: Walter Kreuzer

Stephanie Fink, Sebastian Buch (links) und Manfred Heil vom neuen Vorstand der Steinauer Vereinsgemeinschaft
Stephanie Fink, Sebastian Buch (links) und Manfred Heil vom neuen Vorstand der Steinauer Vereinsgemeinschaft sitzen am Märchenbrunnen. Dort, am gesamten Kumpen, soll Mitte Juli der Jockesmarkt wiederbelebt werden. © Walter Kreuzer

Lange Zeit war es relativ ruhig geworden um die ARGE – die Arbeitsgemeinschaft Steinauer Vereine. Nun kommt neues Leben in die Gruppe, es gibt einen neuen Vorstand, neue Ideen, mit dem Jockesmarkt ein erstes Projekt und auch die Abkürzung soll sich ändern.

Steinau a.d. Straße - Die ARGE in der Brüder-Grimm-Stadt im Main-Kinzig-Kreis wird gerne – und längst nicht nur in Steinau und seinen Stadtteilen – mit einer Veranstaltung in Verbindung gebracht: dem Faschingsumzug. Dieser wurde nämlich nicht vom Steinauer Karnevalverein Hanneklasia, kurz SKV, veranstaltet. Diese Aufgabe lag in den Händen der ARGE. Diese ist kein Verein, sondern ein loser Zusammenschluss von Vereinen, der Stadt und von Privatpersonen. Nach schlechten Erfahrungen, den daraus resultierenden Auflagen – und entsprechende Kosten – wird es auch nach der Corona-Pandemie keinen Faschingsumzug in Steinau mehr geben. Zumindest nicht von der ARGE veranstaltet.

Main-Kinzig-Kreis: Jockesmarkt in Steinau findet wieder am 16. Juli statt

Darin sind sich die neuen Vorstandsmitglieder um die Vorsitzende Stephanie Fink einig, die im SKV-Vereinsheim „Die Bütt“ zusammengekommen sind, um ihre Überlegungen zu präsentieren. Dazu gehört auch eine neue Abkürzung. Fink: „Die Bezeichnung ARGE wird zu sehr mit dem Faschingsumzug in Verbindung gebracht. Wir behalten zwar unseren Namen als Arbeitsgemeinschaft, wollen aber eine neue Abkürzung nutzen.“ Die erste Überlegung war „ASV“. Dieses Kürzel wird aber längst vom Angelsportverein Eisvogel Birstein-Steinau genutzt. Also wird zunächst weiter gesucht.

Generell sieht sich die Gruppe nicht als Veranstalter. Sie will die „Vereine koordinieren, als Initiator oder Gedankengeber die Vereine ansprechen“, erläutert Fink. Hintergrund ist, dass es in der Stadt wieder mehr Aktivitäten von Vereinen geben soll. Vor Jahrzehnten taten sich diese zusammen, weil es zu viele Feste gab – und sich die Termine überschnitten. Daher nahmen sich die Vereine gegenseitig die Besucher und die Einnahmen weg.

„Wir sehen uns als Koordinator und wollen Manpower stellen sowie die Abrechnung zwischen den Vereinen übernehmen. Als Blaupause dient uns der Katharinenmarkt 2021“, erläutern neben Fink auch Schatzmeister Sebastian Buch, Schriftführer Stefan Amberg und Beisitzer Manfred Heil. Im Oktober hatten der Club des Motorrads, der SKV, die Feuerwehr und der Förderverein der Handballer den Markt – gemeinsam mit der Stadt – weitgehend allein gestemmt. „Das war ein Paradebeispiel für eine gute Zusammenarbeit zwischen Vereinen.“

Von Jakobus zu Jockes

Im Jahr 1290 hat Steinau die Stadt- und Marktrechte zuerkannt bekommen. In den folgenden Jahrhunderten des Mittelalters „entwickelten sich vier Märkte. Die größten waren der Katharinenmarkt und der Jakobusmarkt. Letzterer fand im Sommer statt, als die gleichnamige Frühapfelsorte reif war“, erläutert Steinaus stadthistorisch bewanderter Altbürgermeister Hans-Joachim Knobeloch.

Irgendwann ist der Jakobusmarkt „eingeschlafen“. Reaktiviert wurde er Mitte der 1970er Jahre durch den Altstadtverein. Knobeloch: „Dabei wurden Spenden gesammelt, die den Grundstock für die Altstadtsanierung bildeten. Damit wurden Bürger unterstützt, die ihre Hausfassaden sanieren wollten. Das Ziel war, die Stadt dazu zu bringen, einen Antrag auf Aufnahme in die Altstadtsanierung zu stellen.“

Mancher Bewohner der Altstadt habe befürchtet, in diesem Fall Sanierungen nicht mehr nach eigenen Vorstellungen vornehmen zu dürfen, sondern sich an Auflagen halten zu müssen. „Es ging aber auch um die Innenrenovierung. Die sanitären Einrichtungen waren schlecht, viele Häuser hatten nur eine Wasserstelle in der Küche“, erinnert Knobeloch. Einer der „Hauptaktivisten“ sei Ludweig Elger gewesen, der damals das Hutten’sche Pfarrhaus hatte sanieren lassen.

Ein wesentlicher Bestandteil des neuzeitlichen Jockesmarktes war der Flohmarkt. Dieser war Privatleuten aus Steinau vorbehalten, die ihren Besitz feilboten.

Der Erfolg macht Lust auf mehr. Bei einer Zusammenkunft im Mai waren mehr als ein Dutzend Vereine vertreten. Einig waren sich diese, so heißt es aus dem Vorstand, dass kaum noch ein Verein in der Lage ist, eine größere Veranstaltung allein durchzuziehen. Also sollen die Kräfte gebündelt werden.

Die Arbeitsgemeinschaft steht dabei als Ratgeber zur Verfügung und versucht, die verschiedenen Beteiligten zusammenzubringen. Aus Projektgruppen heraus soll dann die Arbeit organisiert und verteilt werden. Erstes Vorhaben dieser Art ist am 16. Juli der Jockesmarkt. Ähnlich wie der jüngste Katharinenmarkt soll dieser an nur einem Tag stattfinden. „Da sitzen mehrere Vereine am Tisch. Jeder hat für ein anderes Problem die Lösung oder einen Kontakt aus dem eigenen Umfeld. Das ist belebender und einfacher für das Ganze“, erläutert die Vorsitzende.

Beim Jockesmarkt soll der Vormittag von 7 bis 12 Uhr im Zeichen eines Flohmarktes stehen, für den nur Privatleute zugelassen werden. Zwischen 14 und 19 Uhr gibt es ein buntes Programm von Vereinen auf der Bühne, die ebenfalls auf dem Kumpen aufgebaut wird. Abends spielen dann die Kinzigtaler auf.

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