Tatsächlich ist die Aufnahme unweit der Grenze zu Luxembourg entstanden, während die Beschuldigte auf dem Weg in die Schweiz war, wo sie sich das Leben nehmen wollte, wie sie zu Beginn des Prozesses angegeben hatte. In der Schweiz wurde sie am 25. August festgenommen.
Dass die Reitlehrerin zuvor absichtlich ihre Wohnung in Brand gesetzt und so das Leben der weiteren Bewohner in Kauf genommen hat, kann sich die Zeugin nicht vorstellen. Von Konflikten der Angeklagten mit dem Vermieter, der in ihre offenbar unordentliche Wohnung gelangen wollte, um Brandmeldeanlagen zu installieren, habe sie erst aus der Zeitung erfahren.
Die Zeugin beschreibt die Beschuldigte als reflektierte und starke Person, die sich allerdings schnell angegriffen gefühlt habe. Zudem habe sie unter zunehmenden körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen gelitten, Schwindel, Kopfschmerzen, Depressionen. „Sie litt unter dem Leid der Pferde.“ Auch auf der Aufnahme spricht die Angeklagte das Thema an: „Es ist die grobe Menschheit, die so falsch und böse ist, auch zu den Tieren so böse.“
„Tiere waren ihr lieber“, meint die Zeugin auf die Frage, wie die Angeklagte zu Menschen stand. Ähnlich sieht das ein weiterer Zeuge, mit dessen Pferd die Beschuldigte arbeitete: „In ihrer Arbeit war sie kompetent und gründlich, eine Perfektionistin, wollte alles zu 110 Prozent richtig machen. Ihr Auto sah dagegen aus wie ein fahrender Müllhaufen.“ Von Problemen mit Alkohol oder Drogen wollen beide Zeugen nichts mitbekommen haben.
Ich dachte, sie wollte sich in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen.
Der zuständige Brandermittler, der als dritter Zeuge aussagt, berichtet dagegen von mehreren hundert Flaschen, die in der Wohnung der Angeklagten gefunden wurden: „Hauptsächlich Sektflaschen.“
Der Kriminalhauptkommissar hatte das zerstörte Hofgut am 24. August untersucht: „Die Schäden waren sehr groß. Und die aufwändigen Löscharbeiten haben erhebliche Veränderungen am Gebäude bewirkt.“ Am stärksten beschädigt war das Mittelhaus, in dem auch die Angeklagte lebte. In ihrer Wohnung waren die Küche und der Flur stärker beschädigt als das Wohnzimmer.
Dass defekte Küchengeräte für das Feuer verantwortlich waren, schließt der Ermittler aus: „Wir gehen davon aus, dass der Brand durch menschliches Handeln verursacht wurde.“ Dafür spreche zudem der Umstand, dass sich das Feuer nicht kontinuierlich ausgebreitet hat. Nach einem kurzen Aufflackern, das eine Überwachungskamera in der Wohnung der Beschuldigten oder in dem darüber befindlichen und komplett zerstörten Dachgeschoss aufgezeichnet hat, und dem großen Brand, verging fast eine Stunde. Anschließend habe sich das Feuer über das Dach auf das Haupthaus ausgeweitet.
Der Gutachter geht davon aus, dass das Feuer an mehreren Stellen in der Wohnung der Beschuldigten ausgebrochen ist. Nachweise für Brandbeschleuniger konnten die Ermittler hingegen nicht finden.
Allerdings: Zu Beginn des Prozesses gab die Beschuldigte an, mit einer Haarlackdose regelmäßig Hornissen getötet zu haben, und dass diese auf dem Herd stand und so den Brand ausgelöst haben könnte. Dies konnte der Brandermittler zumindest nicht ausschließen. Hinweise darauf seien jedoch nicht gefunden worden. Aber: Eine Dose, deren Inhalt aufgebraucht war, befand sich zwischen Herd und Kühlschrank.
Vieles ist zwar noch unklar, der Prozess neigt sich dennoch dem Ende zu: Am 18. April soll der psychiatrische Gutachter seinen Bericht vorstellen, am 21. April könnten Staatsanwaltschaft und Verteidigung ihre Plädoyers halten. (re)