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Bundesverdienstkreuz für Karl-Heinz Schmidt - „Meisen-Kaiser“ ist überwältigt

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Landrat Thorsten Stolz und Bürgermeister Matthias Möller (von links) verliehen Karl-Heinz Schmidt das Bundesverdienstkreuz.
Landrat Thorsten Stolz und Bürgermeister Matthias Möller (von links) verliehen Karl-Heinz Schmidt das Bundesverdienstkreuz. © Alexander Gies

„Erst war ich der Vogel-Schmidt, dann der Meisen-Schmidt, und dann kam einer und sagte, sie sind doch der Meisen-Kaiser! Und dabei ist es geblieben.“ Dr. Karl-Heinz Schmidt erzählt fröhlich die Anekdote, wie er zu dem Namen kam, unter dem ihm im Bergwinkel alle kennen – und offenbar auch im Bundespräsidialamt.

Breitenbach/Gelnhausen - Denn von dort, aus Berlin, am Sitz des Bundespräsidenten, kam die Anregung, Schmidts ehrenamtliches Engagement mal einer intensiveren Betrachtung zu unterziehen – mit dem Ergebnis, dass Dr. Karl-Heinz Schmidt, 80 Jahre alt, Breitenbacher, und seit Menschengedenken Leiter der Ökologischen Forschungsstation (ÖFS), für höchstwürdig erachtet wurde, das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland – kurz: das Bundesverdienstkreuz – zu tragen.

Gestern Abend war es so weit. Da erhielt Schmidt im großen Saal im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen (Main-Kinzig-Kreis) aus den Händen von Landrat Thorsten Stolz (SPD) und Bürgermeister Matthias Möller (parteilos) die Auszeichnung, die jetzt – ganz unprätentiös wie Schmidt selbst – an seinem Pulli baumelt.

Main-Kinzig-Kreis: Karl-Heinz Schmidt erhält Bundesverdienstkreuz

Das spiegelt keine Missachtung wider, ganz im Gegenteil: Nach all den Reden, welche die herausragenden Leistungen des Natur- und Tierschützers würdigten, war Schmidt geradezu überwältigt: „Danke“, sagte er mit Rührung in der Stimme, „mehr geht nicht.“ (Lesen Sie hier: Fuldaer Künstler Franz Erhard Walther erhält Bundesverdienstkreuz)

Zuvor hatte Landrat Stolz unmissverständlich klargemacht: „Das ist die Anerkennung und der Respekt vor ihrer Lebensleistung und ihrem Lebenswerk.“ Schmidt habe pragmatischen Vogel- und Umweltschutz verbunden mit dem wissenschaftlichen Arbeiten, habe in seinem Leben mit seinen Helfern 500.000 Vögel beringt, 30 Millionen Einzeldaten gesammelt und damit die Grundlage für einen Datenschatz gelegt, der noch vielen Wissenschaftlern wertvolles Futter geben werde.

Denn das, was Schmidt da zusammen getragen habe, helfe zu verstehen, wie die heimische Vogelwelt auf Entwicklungen wie den Klimawandel reagiere. „Ich ziehe heute der Hut vor Ihnen“, sagte Stolz. Schmidt sei ein Mutmacher, ein Pionier im Umweltschutz und ein hervorragender Pädagoge, der den Kindern ein Bewusstsein für den Wert der Heimat vermittele und wie wir sie schützen können.

„Das ist die Anerkennung und der Respekt vor ihrer Lebensleistung“

Schmidt ist Schlüchterner. Hier macht er 1963 das Abitur. Es folgt ein Studium als Lehrer an Grund-, Haupt- und Realschulen. Ab 1973 arbeitet er am Fachbereich Biologie und Didaktik der Biologie der Uni Frankfurt und studiert parallel Biologie. Seine Promotion 1979 gibt vor, was ihn zeitlebens beschäftigt: Er untersucht die Jahresdynamik einer Kohlmeisenpopulation. Kurz ist er ab 1980 Lehrer in Sterbfritz, bevor er ein Jahr später nach Bad Soden-Salmünster an die Integrierte Gesamtschule wechselt, wo er bis zur Pension bleibt.

Seitdem die Uni Frankfurt ihre Ökologische Außenstelle Schlüchtern 2003 geschlossen hat, führt er sie mit dem Verein „Ökologische Forschungsstation Schlüchtern“ bis heute weiter. Von Anfang an ist er Vorsitzender. Die Naturpädagogik ist dem Verein wichtig und seit 45 Jahren die Langzeitbeobachtung von höhlenbrütenden Singvögeln. Aus dem Bundespräsidialamt heißt es: „Die von Dr. Schmidt gesammelten ökologischen Daten sind in Fachkreisen international anerkannt.“

„Wow!, welche eine große, bedeutende Ehre“, dachte Bürgermeister Möller, als er von der Auszeichnung gehört habe. Er sei beeindruckt, was Schmidt geleistet habe, sagte Möller und erwähnte, dass Schmidt auch zwei Bundessieger im Wettbewerb „Jugend forscht“ hervorgebracht habe. „Aber für Preise machst Du das nicht“, betonte Möller.

Schmidt zeichnet Enthusiasmus aus, „wie ihn junge Menschen haben“

Schmidt habe die Gabe, den Menschen die Herausforderungen des Klimawandels anschaulich zu erklären. Schmidt, so Möller, sei ein großartiger Botschafter und eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Respekt und Bewunderung für die Leistungen und die Biographie Schmidts äußerte auch der Landesvorsitzende der Grünen, Dr. Sebastian Schaub.

Günther Koch, Sprecher des Grünen-Ortsverbands, beschrieb den Geehrten als unerschrocken, zielstrebig, weitblickend und umsichtig. Wer im Bergwinkel unterwegs sei, werde auf Schmidts Wirken treffen. Ihn zeichne ein Enthusiasmus aus, wie ihn junge Menschen haben, aber ausgestattet mit der Erfahrung und dem Wissen eines ganzen Lebens. „Ein Lebenswerk wie dieses ist so monumental wie wirkungsvoll auf Mensch und Natur, dass viele Lebewesen und Pflanzen noch lange davon zehren werden.“

Sehr persönliche Worte richtete auch Olaf Hensler, Schmidts Vize im Verein, an den Geehrten. Er kenne Schmidt seit 30 Jahren als Menschen mit „einem Kopf voller Fragen, aber auch den Wegen, sie zu beantworten“. Schmidts Neugier sei ansteckend. Er könne Menschen inspirieren und animieren, sich schützend um die Natur in ihrem Umfeld zu kümmern. Für all das, so Hensler, „kann ich gar nicht genug Danke sagen“. (ag)

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