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Großer Zuspruch für abgespeckten Katharinenmarkt - Bürgermeister überwältigt

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Von: Walter Kreuzer

In Steinau hat am Samstag der Katharinenmarkt stattgefunden. Für die abgespeckte Variante gab es großen Zuspruch.
In Steinau hat am Samstag der Katharinenmarkt stattgefunden. Für die abgespeckte Variante gab es großen Zuspruch. © Walter Kreuzer

Zur Nachahmung empfohlen. So knapp lässt sich der Steinauer Katharinenmarkt – der 732. seit dem Jahr 1290 – zusammenfassen. Die Geburtswehen waren heftig und schmerzhaft. Doch das Neugeborene ist ein schmuckes Baby mit allen Voraussetzungen für ein gesundes und kraftvolles Leben.

Steinau - Mancher alteingesessene Steinauer fühlte sich angesichts der guten Stimmung und des gut gefüllten Marktplatzes Am Kumpen gar an die 1980er Jahre erinnert. Damals stand die Traditionsveranstaltung in voller Blüte. Diesmal waren die Voraussetzungen alles andere als gut – Stichwort: Corona. Die Organisatoren um Bürgermeister Christian Zimmermann (parteilos), eine Hand voll engagierter Vereine und die Katharinenmarktmeister mit Koni Merz an der Spitze ließen sich aber von den Rahmenbedingungen nicht unterkriegen. Und die waren lange nicht sicher, wie Zimmermann in seiner Rede betonte. Es sei Merz gewesen, der „als Erster aus der selbst gewählten Lethargie unserer Planungsgruppe entflohen ist und in unserer Runde auf die Besonderheiten des Katharinenmarkts hingewiesen hat“.

Das sahen offensichtlich viele Steinauer so. Schließlich können sie stolz auf die ununterbrochene Tradition ihres Marktes zurückblicken. Spätestens seitdem der Kalte Markt in Schlüchtern nun bereits zum zweiten Mal abgesagt wurde, was Moderator Heinrich Müller den anwesenden Kalte-Markt-Präsidenten mit sichtlichem Spaß freundschaftlich unter die Nase rieb.

Main-Kinzig-Kreis: Großer Zuspruch für abgespeckten Katharinenmarkt

„Ich bin geplättet und hätte nicht gedacht, dass um diese Uhrzeit der Kumpen schon so voll sein würde“, zeigte sich Zimmermann überwältigt. Tatsächlich erwiesen sich die kalkulierten 1000 Gäste als zu vorsichtig geschätzt. Es waren letztlich deutlich mehr als die doppelte Zahl Menschen, die im Lauf des Nachmittags das abwechslungsreiche Programm bei sonnigem Herbstwetter genossen und bis in die Abendstunden fröhlich im Main-Kinzig-Kreis feierten – oder aber später eintrafen, um die Katharinenmarkt-Party mit den Kinzigtalern und „Rock und Pop at it’s best“ bis Mitternacht auszudehnen.

Dass schon früh Würstchen und Getränke nachgeordert werden mussten, ist ein Nebeneffekt des ungeahnt guten Zuspruchs dieser abgespeckten Variante des Kathreimoats, der aber gerne in Kauf genommen wurde. Das gilt auch für das lange Warten in der Schlange vor dem Grill. Langweilig dürfte dabei den wenigsten Besuchern geworden sein. Sie nutzten einfach die Zeit zu guten Gesprächen mit Menschen, die sie meist – nicht nur pandemiebedingt – lange Zeit nicht getroffen hatten.

Oder sie lauschten den musikalischen Darbietungen: Der Musikverein Germania Steinau gab ein Platzkonzert mit der Welt-Uraufführung der von Thomas Buß komponierten St. Katharina-Fanfare, dies pünktlich zu den Böllerschüssen und dem Glockengeläut zur Eröffnung. Die Chorgemeinschaft Harmonie Ulmbach, die Gitarrengruppe Hintersteinau und der Grimm-Misch-Chor folgten mit ihren vom bunt gemischten Publikum freudig aufgenommenen Darbietungen. Das galt nicht zuletzt für den Auftritt der Mädchen und Jungen von Louisas Musik-Atelier ganz am Anfang des Programms.

Märchen durften auf dem Katharinenmarkt in Steinau nicht fehlen

Eines darf in der Brüder-Grimm-Stadt nicht fehlen. Schon gar nicht, wenn rund um den Märchenbrunnen gefeiert wird: Märchen natürlich. Mariéle Syllwasschy und dann auch John Rogers fanden ihr vor allem junges Publikum in der Katharinenkirche. Wäre es nach den zuhörenden Kindern gegangen, hätten sie ihren Vortrag noch deutlich ausweiten dürfen. Syllwasschy sowie ihre Gästeführer-Kolleginnen Maria Link und Renate Ulrich gaben zudem auf der Bühne allerlei Anekdoten „Rund um den Kumpen“ zum Besten. Ulrich war dazu in die Rolle von „Frau Holle“ geschlüpft, und erzählte weg, dass vom Schlossturm der Blick bis zur Zugspitze reiche – allerdings von dort auch das Zugende zu sehen sei.

Wie im Märchen dürfte sich wenig später insbesondere Anastasia Anastasiadou gefühlt haben. Auf ihre „wunderbar charmante Art“ (Zimmermann) zog sie während ihrer Rede die Menge schnell in ihren Bann. Oder wie es eine Zuhörerin am Märchenbrunnen formulierte: „Die ist ja echt cool.“ Genau so stellte die Orthopädieschuhmachermeisterin ihren Beruf dar und verglich sich selbst mit dem Prinzen aus Aschenputtel: „In meinem Beruf erlebe ich das Aschenputtel täglich. Nur bin ich dann der Prinz, der den Schuh anprobiert und feststellt – es passt nicht.“

Ihr Handwerk verleihe ihr die Macht, „Menschen wieder zum Laufen zu bringen“. Ihr Beruf sei „verrückt. Noch während man am Erschaffen ist, fühlt man sich wie der Zauberlehrling, der die Kontrolle verliert, weil alles zu magisch ist“. Letztlich vereine ihr Job das geballte Wissen und die Kernkompetenzen vieler Berufe. Dies wolle sie nutzen, um „dem Menschen und nicht dem Kunden zu helfen. Wir erhöhen Lebensqualität – und das ist unsere Supermacht.“ Ihren Aufruf, den Kumpen „zu rocken“, setzten die Steinauer nur zu gerne um.

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