Kriminalität im Main-Kinzig-Kreis auf Vor-Corona-Niveau - Acht von neun Tötungsdelikten aufgeklärt

Die Veröffentlichung der Kriminalstatistik 2022 für den Main-Kinzig-Kreis zeigt: Auch in diesem Bereich machen sich die Corona-Lockerungen bemerkbar.
Main-Kinzig-Kreis - „Mit Blick auf die Zahlen der Kriminalstatistik 2022 befinden wir uns im Zehnjahresvergleich auf einem gleich bleibend guten und stabilen Niveau. Damit bilden die aktuellen Zahlen des Polizeipräsidiums Südosthessen auch im Wesentlichen den Landestrend ab“, so Polizeipräsident Eberhard Möller anlässlich der Veröffentlichung der polizeilichen Kriminalstatistik 2022.
Main-Kinzig-Kreis: Zahlen der Kriminalitätsstatistik auf Vor-Corona-Niveau
Die im Jahr 2022 im Main-Kinzig-Kreis polizeilichen erfassten Delikte (10.304) spiegeln weitgehend den Wert aus dem „Vor-Corona“-Jahr 2019 wieder (10.515 Fälle). Die Aufklärungsquote ging in 2022 leicht zurück und lag bei 65,5 Prozentpunkten. Die Zahlen der vorliegenden Kriminalstatistik entsprechen weitgehend der Entwicklung der vergangenen fünf Jahre. Mit einer Kriminalitätsbelastung mit 3.171 Straftaten pro 100.000 Einwohner ist die Häufigkeitszahl1 zwar leicht angestiegen (2021: 3.019), liegt aber immer noch auf dem drittniedrigsten Wert der letzten 20 Jahre.
Im Jahr 2022 hat die Zahl der Straftaten im Main-Kinzig-Kreis bei denen Polizeibeamtinnen und -beamte Opfer eines tätlichen Angriffs oder einer Widerstandshandlung wurden, zugenommen. Wurden in 2021 noch 76 Fälle registriert, so mussten in 2022 insgesamt 103 Ermittlungsverfahren bearbeitet werden, heißt es in einer Pressemitteilung des Polizeipräsidiums.
Bereits seit Ausbruch der Corona-Pandemie zum Jahreswechsel 2019/2020 ließ sich eine Zunahme bestimmter Formen der Internetkriminalität verzeichnen. Während im Jahr 2019 noch 982 Delikte im Main-Kinzig-Kreis registriert wurden, waren es im Jahr darauf schon 1026 Fälle. In 2021 stiegen die Fallzahlen nochmals auf 1132 an. Im Betrachtungszeitraum 2022 war nun eine Umkehr des Trends zu beobachten und es wurden noch 999 Fälle erfasst. Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsbereich entspricht mit 91,5 Prozentpunkten weitgehend den Vorjahreswerten.
Im Jahr 2022 wurden vom Regionalabschnitt Südosthessen der BAO Fokus im Main-Kinzig-Kreis insgesamt 290 Fälle von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung bearbeitet. Hiervon konnten 266 Fälle (91,7 Prozent) aufgeklärt werden. Im Jahr 2021 lag die Fallzahl noch bei 351 Delikten; damals konnten 94 Prozent dieser Fälle aufgeklärt werden.
Arbeitsgruppe „Schilf“ klärt Tötungsdelikt in Linsengericht auf
Die im Main-Kinzig-Kreis bekannt gewordenen Fälle von „Häuslicher Gewalt“, beziehungsweise von „Gewalt im sozialen Nahraum“ haben im Vergleich von 2021 (331 Straftaten) zu 2022 zugenommen (377 registrierte Fälle). Da in nahezu allen bekannt gewordenen Fällen auch ein Tatverdächtiger ermittelt werden konnte, liegt die Aufklärungsquote folglich bei annährend 100 Prozent. Das Gros der in Frage kommenden Delikte macht dabei mit 302 Fällen die Körperverletzung aus, gefolgt von Bedrohung (36 Fälle) und Nachstellung/Stalking mit sechs Fälle aller registrierter Straftaten.
Die Zahl der gemeldeten Wohnungseinbrüche ist 2022 gegenüber dem Vorjahr minimal angestiegen (138 Fälle –Vorjahr 133 Fälle). In 61 Fällen blieb es beim Versuch und die Täter gaben ihr Vorhaben auf (Vorjahr 59 Fälle).
Die Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz sind im Jahr 2022 auf 764 Fälle angestiegen. Im Vorjahr lag die Zahl noch bei 680 erfasster Straftaten. Die Aufklärungsquote spiegelte mit 95,3 Prozent das bekannt hohe Niveau der Vorjahre wieder.
In der Öffentlichkeit begangene Straftaten werden generell als „Straßenkriminalität“ bezeichnet. Hier war in 2022 wieder ein leichter Anstieg der Fallzahlen zu beobachten, was möglicherweise auch mit den Lockerungen der Corona-Einschränkungen zusammenhängen könnte. Waren es in 2021 noch 1554 erfasste Fälle, wurden in 2022 insgesamt 1775 Straftaten registriert. Die Aufklärungsquote lag bei 22,4 Prozent.
Trotz einer leichten Zunahme der Straftaten im Bereich Raub/räuberische Erpressung auf nunmehr 67 registrierte Fälle in 2022 (Vorjahr 59 Fälle) liegt die Zahl im langfristigen Mittel. Mit 68,7 Prozent Aufklärungsquote konnte der dritthöchste Wert seit Bestehen des Polizeipräsidiums Südosthessen im Jahr 2001 erreicht werden. Hier lag die Aufklärungsquote bei nur 43,1 Prozent.
Die Anzahl der Körperverletzungen erreichte in 2022 mit 1140 Fällen in etwa den Wert des „Vor-Corona-Jahres“ 2019 mit 1119 erfassten Straftaten. Auch die Aufklärungsquote liegt in 93,1 Prozent auf einem bekannt hohen Level. Etwa auf dem Niveau des Vorjahres (1134 Fälle) fällt im Jahr 2022 die Bilanz im Bereich der Jugendkriminalität aus (1155 erfasste Delikte).
Fallzahlen und Aufklärungsquote im Main-Kinzig-Kreis weiterhin auf stabilem Niveau
Der Fund einer männlichen Leiche Mitte September im Bereich Gelnhausen/Linsengericht nahe der Kinzig konnte nach aufwändigen Ermittlungen schließlich aufgeklärt werden. Die Kripo Gelnhausen, welche die Federführung übernommen hatte, richtete eigens eine Arbeitsgruppe mit dem Namen „Schilf“ ein. Anlass für die Namensgebung war, dass der Körper des 25 Jahre alten Toten in einem von Schilf umgebenen Wassergraben aufgefunden wurde.
Der Leichnam wies zahlreiche Spuren von erheblicher Gewalteinwirkung auf. Bei den Ermittlungen zu diesem Tötungsdelikt kamen unter anderem technische Einheiten der Polizei, Taucher, Leichenspürhunde und ein Polizeihubschrauber aus Bayern mit spezieller Technik zum Einsatz. Anfang November 2022 erließ die Staatsanwaltschaft Hanau einen Haftbefehl gegen einen dringend tatverdächtigen 28 Jahre alten Mann, der seither in Untersuchungshaft sitzt. Zu den Vorwürfen hat er sich bislang nicht geäußert.
Im Main-Kinzig-Kreis wurden im Jahr 2022 insgesamt neun Fälle aus dem Deliktsbereich „Straftaten gegen das Leben“ bearbeitet. Hiervon konnten acht Fälle (88,9 Prozent) von der Kriminalpolizei aufgeklärt werden.
„Mit Blick auf die etwas veränderte Gesamtlage im gesamten Land und somit auch im Bereich des Polizeipräsidiums Südosthessen können wir nach wie vor von einer positiven Gesamtbilanz sprechen. Von einzelnen Ausnahmen abgesehen, allen die Veränderungen von Fallzahlen und Aufklärungsquote aus meiner Sicht moderat aus. Die Gefahr für die Menschen, hier in der Region Opfer einer Straftat zu werden, ist nach wie vor auf einem niedrigen Niveau“, versicherte Polizeipräsident Eberhard Möller zum Schluss. (ah)