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Hochwasser-Rückhaltebecken an der Salz: Land besteht auf Kosten-Nutzen-Analyse

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Von: Hanns-Georg Szczepanek

Hochwasser
Für ein Hochwasserschutzprojekt im Main-Kinzig-Kreis wird seit Jahren auf eine Baugenehmigung gewartet. (Symbolbild) © Andreas Arnold/dpa/Symbolbild

Die Genehmigung zum Bau eines Regenrückhaltebeckens für das Flüsschen Salz im Huttengrund lässt seit Jahren auf sich warten. Und dies, obwohl es an Initiativen aus der Kommunalpolitik in Kurstadt und Kreishaus nicht gemangelt hat. Unsere Zeitung fragte beim zuständigen Regierungspräsidium (RP) Darmstadt nach dem aktuellen Stand der Dinge.

Bad Soden-Salmünster - Nach umfangreichen Probebohrungen und Voruntersuchungen, die sich inzwischen über gut ein Jahrzehnt erstrecken, mahnen Amts- und Mandatsträger vor Ort ebenso wie der Wasserverband Kinzig (WVK) zur Eile bei diesem Hochwasserschutzprojekt. Denn in dem engen Tal vor der am Unterlauf gelegenen Stadt Bad Soden (Main-Kinzig-Kreis) sind Überschwemmungen wie im Sommer 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen durch ein Jahrhundert- oder ein Jahrtausendhochwasser nicht ganz auszuschließen.

Main-Kinzig-Kreis: Land will Kosten-Nutzen-Analyse zu Hochwasser-Rückhaltebecken

Den „Hemmschuh“ tragen offenbar Geologen der Landesbehörden, heißt es bei den Funktionsträgern im Kinzigtal unisono. Auf konkrete Fragen zum Sachstand und zum weiteren Procedere im Genehmigungsverfahren für dieses Vorhaben äußerte sich ein RP-Sprecher leidlich unkonkret. Als Obere Wasserbehörde nehme das RP fortlaufend an Gesprächen zum Hochwasserschutz mit dem WVK teil. Zuletzt sei es gemeinsam mit dem hessischen Umweltministerium vor allem um die Finanzierung gegangen. (Lesen Sie hier: Besserer Schutz bei Starkregen: 16 zusätzliche Messpunkte in Hünfeld)

Infolge der „intensiven Standortuntersuchungen und der daraus resultierenden Gutachten“ sei allen Beteiligten „die Notwendigkeit einer umfangreichen und damit extrem kostenintensiven Hangsicherung“ klar geworden. Um die „Angemessenheit dieses großen Eingriffs in das untere Salztal“ einzuschätzen, müsse die Wirtschaftlichkeit des Projekts geprüft werden. Das RP wolle den WVK und Bad Soden-Salmünster „weiterhin dahingehend unterstützen, zeitnah umsetzbare Alternativen für den Hochwasserschutz zu finden“.

Zu dieser Stellungnahme merkten Holger Scheffler für den Wasserverband und Bürgermeister Dominik Brasch (parteilos) für die Kurstadt auf Anfrage unserer Zeitung an, dass es Mitte September auf Einladung von Landrat Thorsten Stolz (SPD) ein Projektgespräch in Gelnhausen gegeben habe, an dem neben ihnen selbst auch Experten des Ingenieurbüros Arcadis sowie Vertreter des Regierungspräsidiums und des Umweltministeriums teilgenommen hätten. Die Arcadis-Experten erläuterten dabei wohl den Planungsstand sowie „die seit Jahren durch ein Monitoring erfasste und beobachtete Hangrutschung“.

Die Einschätzungen der Landesgeologen zu diesem Rutschhang sowie dessen Ausläufern seien unverändert. Die Arcadis-Ingenieure hätten deshalb aus anderen Projekten bewährte Hangsicherungsmaßnahmen für das betreffende Areal bei Romsthal und Wahlert vorgeschlagen. Unter anderem halten die Experten von Arcadis durch das Einbringen von sechs Meter tiefen Hang-Drainagen sowie ergänzenden Hangverdübelungen im Waldgebiet oberhalb des geplanten Beckens dessen Verwirklichung für möglich. Damit werde den Forderungen eines Gutachtens vom Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Rechnung getragen. Die Kosten dafür würden sich im mittleren zweistelligen Millionenbereich bewegen. Hinzu kämen natürlich noch die Herstellungskosten für das Hochwasserrückhaltebecken an der Salz selbst.

Hochwasser-Rückhaltebecken an der Salz: Drainagen in sechs Metern Tiefe?

WVK-Geschäftsführer Holger Scheffler und Rathauschef Brasch unterstreichen dabei, dass die Förderung von Sicherungsmaßnahmen sowie der Baukosten für das Becken durch das Land Hessen nur mit Erteilung der Planfeststellung erfolgen könnten, also mit einer Baugenehmigung. Die Förderhöhe liege gegenwärtig bei etwa 70 Prozent.

Die Vertreter des Umweltministeriums hätten die „absolute Notwendigkeit“ dieses Projekts für Bad Soden-Salmünster und die weiteren Anrainer der Kinzig talabwärts bestätigt. Gleichzeitig sei aber aufgrund der erwartbar hohen Kosten auf eine Kosten-Nutzen-Analyse zu bestehen, die auch einer Machbarkeitsprüfung des RP als Oberer Naturschutzbehörde vorzuschalten sei, die sich mit dem Einbau von Drainagen in sechs Metern Tiefe befassen würde. Zur Prüfung der Machbarkeit des Drainagesystems gebe es derzeit Expertengespräche mit Verantwortlichen im RP.

Landrat Stolz, Bürgermeister Brasch und Holger Scheffler sind sich mit Blick auf das RP und das Land Hessen darin „einig, dass jetzt hier schnellstens Entscheidungen zum Schutz der Menschen getroffen werden müssen“.

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