Zu Unterbrechungen in der Produktion sei es bei ihm nicht gekommen, nur tageweise habe man die Produktion ausgesetzt, weil der Handel seine Pforten geschlossen hatte. Was ihm große Sorgen bereitet, das ist die Inflation bis hin zu einer Stagflation, wenn die Preise stark steigen und die Wirtschaft stagniert. „Das kann eine ganz brutale Kiste werden“, ist Rudolf überzeugt. Schon jetzt müsse er für manche Güter das zweieinhalbfache bezahlen, ohne diese Preissprünge so einfach weitergeben zu können.
Markus Eckart, Geschäftsführer der gleichnamigen Maschinenbaufirma aus Wallroth, rechnet für dieses Jahr höchstens noch mit einer Seitwärtsbewegung bei der Lieferproblematik. „Frühestens im Frühjahr werden die ersten Knoten platzen“, wagt der Spezialist für Schwenkmotoren einen vorsichtigen Ausblick. „Mehr und mehr Aufträge“ verzögerten sich bei der Auslieferung, weil Teile fehlten. „Teilweise stehen Motoren still, weil Dichtungen nicht zu bekommen sind“, verdeutlicht Eckart. Seine Mitarbeiter versuchten dann, Ersatzmaterial herzustellen. Das sei aber zeitaufwändig und teuer. „Eine zu lange Schraube kann man vielleicht kürzen, aber eine andere Dichtung finden sie nicht so einfach“, erläutert er.
Die Lieferzeit, und besonders die für elektrische Bauteile, habe sich enorm verlängert, „teilweise von 4 auf 20 Wochen“. Die Nachfrage, die er bis vor Kurzem noch mit „sehr gut“ bewertet hatte, sei mittlerweile noch „gut“ zu nennen. Und ein Problem lässt ihn auch in der Nach-Corona-Zeit nicht los: der Fachkräftemangel. Sowohl Zerspanungsmechaniker als auch Produktionshelfer seien gerne gesehen.
Der Automobilzulieferer Woco mit Hauptsitz in Bad Soden-Salmünster und Standort unter anderem in Steinau ist von der Halbleiter-Problematik indirekt betroffen, wie Reinhart Martin, Leiter der Unternehmenskommunikation, erklärt. Denn wenn die Automobilfirmen ihre Produktion drosseln, weil Chips fehlten, dann wirke sich das auf die Nachfrage nach anderen Komponenten eines Fahrzeugs aus – wie die von Woco, die Teile für die verschiedensten Zwecke in einem Fahrzeug entwickelt und produziert.
Zahlen möchte Martin nicht nennen, aber die Effekte seien schon „deutlich spürbar“. „Das stagniert alles, wir merken es an den Umsätzen“, sagt Martin. Das Unternehmen verfolge in seinen internen Abläufen „eine verstärkte Kostendisziplin“. Wie Markus Eckart geht er davon aus, „dass uns das Thema Engpässe länger begleitet als erhofft“, da die Chip-Problematik sich nicht schnell lösen werde.
„Es ist nicht schön, wie es ist, aber auch kein Grund zum Jammern“, sagt Stefan Jökel. Denn das von ihm und Bruder Peter Jökel geführte Bauunternehmen Jökel Bau ist von der Rohstoffknappheit zwar betroffen, „allerdings gibt es Firmen, die wesentlich stärker zu leiden haben“, berichtet er. Zwar habe auch bei ihnen „mal eine Baustelle verschoben werden müssen, allerdings in Absprache und Kooperation mit den Bauherren, wofür wir sehr dankbar sind“, sagt Jökel. Zwei Gründe seien für den bislang relativ unbelasteten Verlauf zu nennen: „Zum einen haben wir vorgebaut, alles früh organisiert. Zum anderen haben wir unsere Lagerhaltung wieder erhöht, was in den vergangenen Jahren nicht der Fall war.“