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„Kultur hat ihren Preis“: Museumsleiter sieht Weiterbetrieb des Brüder-Grimm-Haus in Gefahr

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Museum Brüder Grimm-Haus
Aus Steinau nicht wegzudenken: das Amtshaus mit Museum. (Archivfoto) © Foto-Merz

Die Zukunft der zwei Steinauer Museen Brüder-Grimm Haus und das Museum an der Straße ist dieser Tage ungewiss. Fragt man Burkhard Kling, den Leiter der beiden Museen, wie es im kommenden Jahr weiter geht, antwortet er: „Wenn ich das wüsste, wäre ich glücklich.“

Steinau an der Straße - Als städtische Einrichtung sind die Museen auf Mittel aus dem Etat der Stadt Steinau (Main-Kinzig-Kreis) angewiesen. Und der wird für das kommende Jahr aktuell verhandelt. Kling befürchtet, dass im kommenden Haushaltsjahr weniger Mittel für die Museen enthalten sind. Denn der Trend gehe in den letzten Jahren kontinuierlich nach unten.

Main-Kinzig-Kreis: Museumsleiter sieht Weiterbetrieb des Brüder-Grimm-Haus in Gefahr

Der Museumsleiter sagt, dass er bereits Jahre erlebt hat, in denen er den Jahreszuschuss vom Land Hessen zurückweisen musste, weil er nicht genug eigene Mittel hatte. Der Kulturpreisträger des Main-Kinzig-Kreises leitet bereits seit 25 Jahren das Museum Brüder-Grimm-Haus. „Ohne Unterstützung von außen könnten wir die Museen nicht weiterbetreiben“, sagt er. Für die beiden Museen stellt Steinau jährlich etwa 250 000 Euro zur Verfügung, davon sind zwischen 80 000 und 100 000 Euro Personalkosten.

Kling benötigt für den Weiterbetrieb in der jetzigen Form mehr Geld von der Stadt. Die Museen benötigen jeweils eine Aufsicht. Zurzeit sind dafür zwölf Mitarbeiterinnen angestellt, die Mindestlohn erhalten. Zum ersten Oktober diesen Jahres stieg der allerdings auf 12 Euro pro Stunde. Neben dieser absehbaren Kostensteigerung kommen noch die gestiegenen Preise für Energie und die Inflation hinzu. (Lesen Sie hier: Brüder Grimm zum Greifen nah: Stadt Steinau und Museum präsentieren digitale Stadtführung)

All diese Unsicherheiten machen es Kling unmöglich, für das kommende Jahr zu planen. Um Kosten zu sparen, gibt es Überlegungen, pro Woche einen bis zwei Schließtage einzulegen. Auch die Öffnungszeiten an den übrigen Tagen könnten verkürzt werden. Bisher ist das Museum sieben Tage in der Woche geöffnet. Die unklaren Öffnungszeiten erschwerten die Abstimmung mit möglichen Leihgebern, Ausstellungspartnern und vor allem mit der Tourismusbranche, die jetzt für das kommende Jahr plant. Auch die Werbung ist betroffen. „Ich möchte ja in einer Anzeige keine falschen Öffnungszeiten angeben“, sagt Kling.

Aktuell ist das Museum Brüder-Grimm-Haus aufgrund von notwendigen Wartungsarbeiten für vier Wochen für Besucher geschlossen. Dass die Arbeiten ausgerechnet während der Herbstferien stattfinden, findet Kling unglücklich. Viele Besucher kommen nicht aus der Region und planen die Ausflüge zum Museum Monate vorher. Von insgesamt fast 6000 Besuchern im Museum Brüder-Grimm-Haus im Jahr 2020 kamen nur 15 Prozent aus dem Postleitzahlengebiet „36“.

Brüder-Grimm-Haus: Zahlreiche Besucher aus dem Ausland in Steinau

Im Jahr 2018, vor Corona, kamen ein Viertel der 8500 Besucher aus dem Ausland, wobei alle Kontinente vertreten waren. Bemerkenswert sind fast 1000 Besucher aus Asien, davon 375 aus China und 337 aus Japan, sowie 182 Besucher aus Südamerika. Im Jahr 2020 waren es immerhin noch 10 Prozent. Die Zahlen zeigen: Die beiden Museen sind ein touristischer Höhepunkt der Grimmstadt. Während der Bauarbeiten habe Kling viele Menschen nach Hause schicken müssen, die eines der beiden Museen besuchen wollten, darunter auch ausländische Touristen.

Auch Claudia Dorn aus dem Verkehrsbüro Steinau betont die hohe Anziehungskraft des Museums. „Wir hatten in dieser Woche Gäste aus Belgien im Verkehrsbüro, die sich das Brüder-Grimm-Haus ansehen wollten“, sagt sie. Das Museum sei einzigartig, habe eine nachgewiesene Qualität und sei an authentischer Stätte errichtet. Viele Gäste kämen extra deswegen angereist oder reisten entlang der deutschen Märchenstraße.

Auch persönlich trifft Kling die ungewisse Zukunft der Museen. „Das Museum ist nicht erst seit gestern da“, sagt er. „In der Lokalpolitik wollte man den Museumsbetrieb. Und der bringt eben auch Aufwendungen und eine große Verantwortung mit sich.“ Das Museum biete Unterhaltung, Information und außerschulische Bildung. „Sie tragen einen entscheidenden Teil zur Entwicklung und Veränderung der Gesellschaft bei. Und für die Kommunen sind sie ein wichtiger Faktor der Kulturwirtschaft. Ein Gast, der zu einem Museumsbesuch kommt, macht auch noch andere Dinge in Steinau. Ohne Brüder-Grimm-Haus würde Steinau sehr viel fehlen.“

Wie es mit den Museen weitergeht, wird in erster Linie der Steinauer Haushalt entscheiden. Bürgermeister Christian Zimmermann (parteilos) verweist auf Nachfrage auf die Stadtverordnetenversammlung am Dienstag, 15. November. Zimmermann: „Es sind keine großen Abweichungen im Budget geplant.“

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