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Langersehnte 25 Meter: Fußgängerbrücke bei Mader & Vey in Schlüchtern fertiggestellt

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Von: Ulrich Schwind

Montage der Fußgängerbrücke in Schlüchtern
Die Arbeiter hatten sich auf ein nächtliches Einheben der Brücke eingestellt, durch eine Verzögerung passierte dies bei Tageslicht. © Ulrich Schwind

Es war eine schwere Geburt, bis die neue Brücke bei Mader & Vey aufgelegt war. Um 7.37 Uhr am Dienstagmorgen war sie dann endlich auf ihren Fundamenten angekommen – Stunden später als eigentlich geplant.

Schlüchtern - Fünf Jahre und fünf Monate klaffte eine Lücke zwischen den Straßenseiten in einem Seitenweg der Elmer Landstraße mit dem Namen „Steinkaute“. Jetzt der Lückenschluss nach vielen Diskussionen, politischen Disputen und reichlich Planungsarbeit.
Damit gibt es für die Bewohner in den Bereichen Schlehenring, Seidelbastring und Weinbergstraße sowie alle, die aus Richtung Herolzer Giebel kommen, eine große Erleichterung auf ihrem Fuß- und Radweg in die Innenstadt.

Main-Kinzig-Kreis: Neue Fußgängerbrücke bei Mader & Vey in Schlüchtern montiert

Die darunter vorbeiführende Landesstraße war schon in den Abendstunden des Montags für den Verkehr gesperrt. Ein Schwerlastkran aus Frankfurt wurde aufgebaut. Alles war pünktlich fertig. Dann begann das große Warten und Warten und Warten.

Das Bauwerk sollte um Mitternacht in Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) eintreffen und dann gegen 2 Uhr aufgelegt werden. Doch der Schwertransporter blieb zunächst verschwunden. Da auch kein Handykontakt zu dem Fahrer bestand, waren die beiden Brückenmonteure Jochen Grüner und Holger Gulde völlig ahnungslos, wann das Fahrzeug kommen würde.

Weil der Schwertransporter aber ohnehin nur bis morgens um 6 Uhr unterwegs sein darf, gingen sie am frühen Morgen davon aus, dass der Lastwagen irgendwo aufgehalten wurde. Deswegen begannen sie um 5.30 Uhr mit dem Rückbau des mobilen Krans. Schon war dieses Fahrzeug weitgehend für den Straßentransport vorbereitet, da kam die Brücke gegen 6 Uhr überraschenderweise doch noch. Also wurde der Kran rasch wieder aufgebaut und das gute Stück eingehoben, was problemlos über die Bühne ging. Die Brücke passte perfekt.

Hintergrund

Die Konstruktion der neuen Schlüchterner Brücke besteht aus zwei Leimholzträgern, die wetterfest verkleidet wurden. Quer dazu stabilisieren zwölf Stahlträger das Bauwerk. Die Verkleidung besteht aus Glasfaserverbundwerkstoff.

Das Bauwerk hat eine Länge von 24,7 Meter und wiegt rund 20 Tonnen. Die Fertigung in der Firma begann Ende Mai. Die Gesamtbaukosten liegen nach Angaben der Stadt Schlüchtern bei rund 240 000 Euro, wobei allein 190 000 Euro auf die Herstellung des Bauwerks entfallen. Die Erbauerfirma Schmees & Lühn hat übrigens auch die Fußgängerbrücke am Feuerwehrgerätehaus über die Kinzig gefertigt.

Die ursprüngliche Querung bei Mader & Vey war im Jahr 1994 gebaut worden. Sie kostete seinerzeit 275 000 D-Mark. Die komplette Holzkonstruktion war permanent dem Wetter ausgesetzt und litt im Laufe der Jahre zusehends. Deswegen war ihr Ende nach 23 Jahren besiegelt. Am 21. Februar 2017 hob ein Kran das Bauwerk von den Fundamenten. Unten wurde sie dann in Einzelteile zerlegt und abtransportiert.

Nach und nach klärte sich dann auch, wie es zur Verspätung kam: Zunächst dauerte das Beladen beim Hersteller, der Firma Schmees & Lühn Holz- und Stahlingenieurbau, länger als gedacht, sodass das Fahrzeug nicht wie geplant um 19 Uhr, sondern erst gegen 20.30 Uhr am Firmenstandort im emsländischen Fresenburg starten konnte. (Lesen Sie hier: Der Krieg, die Natur und die Kunst: Auftakt der LandArt am Heiligenborn)

Die Distanz nach Schlüchtern auf direktem Weg beträgt rund 430 Kilometer. Doch der Fahrer wurde auf eine große Reise geschickt. Über Bremen, Hannover und Braunschweig ging es in den Bergwinkel. Immerhin rund 700 Kilometer. Fakt: Die Schlüchterner Brücke hat folglich schon einiges von Deutschland gesehen.

Neue Fußgängerbrücke in Schlüchtern: „Das ist ein Freudentag“

Vor Ort waren die Monteure für den exakten Einbau verantwortlich. „Passt“, so ihr abschließendes knappes Resümee. Ansonsten waren sie verständlicherweise ziemlich übermüdet. Das Duo ist üblicherweise in ganz Deutschland unterwegs, um Bauwerke aufzustellen, zuletzt beispielsweise im nordrhein-westfälischen Kamen. Im Bergwinkel waren sie schon einige Tage vorher im Einsatz, um die vorhandenen Fundamente mit Abbruch- und Betonierarbeiten den neuen Gegebenheiten anzupassen.

Fußgängerbrücke wird in Schlüchtern montiert
So sieht der künftige Weg über die Brücke aus. © Ulrich Schwind

Wegen der morgendlichen Stunde beobachteten zahlreiche Menschen das Geschehen. Eine davon war Nachbarin Sandra Aygün. „Das ist ein Freudentag“, resümierte sie.

„Was lange währt, wird endlich gut“, war auch Jürgen Schmidt, Leiter des städtischen Bauamtes, hocherfreut. Der gesamte Prozess, auch mit der Grundsatzentscheidung eines Neubaus, habe sich einige Zeit hingezogen. Doch selbst in diesem Abschnitt sei die Stadt nicht untätig gewesen, sondern habe auf dem Alternativweg Sanierungsarbeiten an Treppe und Bürgersteig vorgenommen. Man erhoffe sich nun für die Bewohner des Baugebietes oberhalb des Bereiches eine spürbare Verbesserung.

Allerdings blieb der Abschnitt gestern noch gesperrt, da Anschlussarbeiten nötig waren. Nach Angaben der Monteure wird die Brücke vermutlich heute für die allgemeine Nutzung freigegeben.

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