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Neue Notunterkunft geplant: Main-Kinzig-Kreis erwirbt leerstehende Immobilie

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In der Sporthalle Birstein waren bis zuletzt Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht.
Mehrere Turnhallen im Main-Kinzig-Kreis wurden bereits zu Notunterkünften umgebaut. (Archivbild: Halle Birstein) © Main-Kinzig-Kreis

Im Main-Kinzig-Kreis werden neue Not- und Gemeinschaftsunterkünfte vorbereitet. Der Kreis erhöht die eigenen Unterbringungs-Kapazitäten in den kommenden Wochen, auch um Städten und Gemeinden einen größeren Puffer zu geben.

Main-Kinzig-Kreis - Der Main-Kinzig-Kreis hat für die Unterbringung von Asylsuchenden und Geflüchteten weitere wegweisende Entscheidungen getroffen. Der Kreisausschuss beschloss einer Pressemitteilung zufolge am Dienstag (15. November) den Erwerb einer größeren, leerstehenden Gewerbeliegenschaft in Bad Soden-Salmünster, die ab Frühjahr für bis zu 150 Personen als Notunterkunft genutzt werden soll.

Main-Kinzig-Kreis: Neue Notunterkünfte für Geflüchtete aus der Ukraine

Nach dem Kreisausschuss muss am Freitag, 2. Dezember, noch der Kreistag über den Kauf der Bad Soden-Salmünsterer Immobilie abstimmen. Sie soll ab etwa Anfang Februar als Standort zur Erstunterbringung und –versorgung von Geflüchteten dienen. In dem Gebäudekomplex im Salmünsterer Gewerbegebiet sollen dem Beschluss des Kreisausschusses zufolge sowohl ein Betreiber als auch die zuständige Kreisverwaltung eine feste Erreichbarkeit einrichten.

Auf der Zielgeraden würden sich zudem die Vorplanungen für eine Notunterkunft und eine Gemeinschaftseinrichtung in zwei weiteren Kommunen im Kreisgebiet befinden. Am Standort Kreisrealschule in Gelnhausen seien die Aufbauarbeiten der Leichtbauhalle und der angeschlossenen Versorgungszelte so gut wie abgeschlossen, so dass im Dezember die Belegung für bis zu 150 Personen beginnen kann. Im Jugendzentrum Ronneburg wird der Main-Kinzig-Kreis schon ab November zwei Häuser als Zwischenunterkunft nutzen, um über die Wintermonate die Kapazität zu erhöhen.

In Freigericht geht der Aufbau der Wohncontaineranlage in der kommenden Woche los. Aufgrund von Verzögerungen in einzelnen Gewerken geht der Main-Kinzig-Kreis von einer Erstbelegung im Laufe des Monats Januar aus. Bis zu 80 Menschen werden dann nahe der Freigerichthalle eine dauerhafte Unterkunft finden. (Lesen Sie auch: Main-Kinzig-Kreis baut neue Leichtbauhalle für Flüchtlinge - Halle in Birstein wieder Notunterkunft)

„Der Main-Kinzig-Kreis baut seine Kapazitäten für die Unterbringung Geflüchteter noch einmal massiv aus. Durch unseren Austausch mit den Kommunen wissen wir, dass das vor Ort in den meisten Städten und Gemeinden ebenso geschieht und natürlich auch geschehen muss“, erklärt Landrat Thorsten Stolz (SPD). „Denn es ist unsere gemeinsame Verpflichtung, sowohl gesetzlicher als auch humanitärer Art, Woche für Woche den bis zu 160 Menschen, die neu zu uns kommen, ein Obdach und eine Versorgung zu bieten.“

Platz für Geflüchtete schaffen: Kreis erwirbt Gebäude in Bad Soden-Salmünster

Seit Anfang des Jahres hat der Kreis bereits zehn Gemeinschaftseinrichtungen errichtet und betreibt in den Turnhallen in Birstein, Langenselbold und Wächtersbach sowie in der Mehrzweckhalle in Hanau-Mittelbuchen Notunterkünfte. Der Aufbau weiterer sechs Unterkunfts-Standorte bedeutet somit, dass der Kreis nun sowohl für die kurzfristige Unterbringung (Notunterkünfte) als auch für ein dauerhaftes Wohnen (Gemeinschaftseinrichtung) zusätzliche eigene Plätze schafft.

Die Vorplanungen für die Anmietung einer Gewerbehalle und zum Aufbau einer Wohncontaineranlage in zwei weiteren Kommunen sind zudem weit gediehen. „Wir warten darauf, dass auch die zuständigen politischen Gremien vor Ort informiert sind. Dann geben wir die genaueren Standorte bekannt und gehen in die konkrete Umsetzung“, erklärt Landrat Thorsten Stolz.

Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler (SPD) erklärt, dass es bei all den Maßnahmen vor allem darum gehe, „den Puffer für die Kommunen zu vergrößern und unseren Teil der Verantwortung zu tragen. Auf Dauer wird diese Aufgabe nur gemeinsam gelingen, und da sehe ich vor allem das Land Hessen stärker als bisher in der Pflicht, Platzkapazitäten auszubauen. Im Moment ist die Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen am Limit, da gibt es wenig Spielraum, Zuweisungen an die Kreise zu dämpfen oder zu reduzieren“, so Simmler.

Seit Anfang des Jahres haben rund 7.600 Geflüchtete und Asylsuchende im Main-Kinzig-Kreis eine neue Heimat gefunden. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2021 waren es 772. Sie werden nach einem vom Land Hessen festgelegten System seit März dieses Jahres über die Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen dem Main-Kinzig-Kreis (Notunterkünfte) zugeteilt und dann in Wohnungen beziehungsweise Gemeinschaftseinrichtungen in der Fläche des Kreises untergebracht. Einen dringenden Gesprächswunsch über diese Verteilsystematik lässt die Landesregierung laut Kreispressestelle seit mittlerweile sieben Wochen unbeantwortet. (sob)

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